

Am 18. Juni 2024 veranstalteten die Piratenpartei und der Partei der Humanisten auf dem Kornmarkt in Nürnberg eine politische Kundgebung, die sich gegen die geplante #Chatkontrolle-Verordnung richtete. Da die Ankündigung der Kundgebung aufgrund der kurzfristigen Ansetzung der Verordnung im EU-Ministerrat ebenfalls kurzfristig erfolgte, versammelte sich nur eine begrenzte Teilnehmerzahl, die aber trotzdem ein klares Zeichen des Widerstands gegen die geplante Totalüberwachung setzte.
Die #Chatkontrolle-Verordnung, die im EU-Ministerrat behandelt wird, sieht umfassende Überwachungsmaßnahmen vor, die die private Kommunikation betreffen. Kritiker argumentieren, dass diese Maßnahmen weitreichende Eingriffe in die Privatsphäre und die Grundrechte der Bürger bedeuten würden und in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Befürworter hingegen betonen die angebliche Notwendigkeit solcher Maßnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus und Kindesmissbrauch und ignorieren dabei vollständig den Rat aller Experten.
Warum die #Chatkontrolle nicht effektiv sein kann
Die Überwachung privater Nachrichten in Echtzeit erfordert immense Ressourcen und komplexe Algorithmen. Es ist schwierig, alle Kommunikationskanäle zu überwachen und verdächtige Inhalte zu identifizieren. Hinzu kommen Verschlüsselung und Anonymität: Viele Plattformen verwenden Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die es schwer macht, Nachrichten zu entschlüsseln und zu überwachen. Zudem können Nutzer anonyme Konten erstellen, was die Identifizierung erschwert.
Ein noch viel größeres Problem sind Fehlalarme und False Positives: Die Algorithmen zur Erkennung von problematischen Inhalten sind anfällig für Fehler. Harmlose Nachrichten könnten fälschlicherweise als verdächtig markiert werden. Zudem ist es sehr einfach alternative Kommunikationswege finden, um ihre Aktivitäten zu verschleiern. Die Verordnung würde dazu führen, dass sie auf weniger überwachte Plattformen ausweichen und lediglich unbescholtene Bürger überwacht werden würden.
Eröffnung und Begrüßung

Die Kundgebung begann um 17:30 Uhr mit einer Begrüßungsrede von Leon Hubatsch von der Piratenpartei Nürnberg. Er betonte die Bedeutung der Veranstaltung und erklärte ausführlich, warum es so wichtig sei, sich gegen die #Chatkontrolle-Verordnung auszusprechen und das es extrem leicht ist, die #chatkontrolle zu umgehen. Zudem führte er aus, dass die kurzfristige Ankündigung der Entscheidung kurz nach der EU-Wahl und während der EM besonders grenzwertig ist, da dieses Vorgehen eindeutig darauf hinzielt, das Thema in der Wahrnehmung der Bürger gering zu halten.
Frederic von der Partei der Humanisten hob die Gefahren der Verordnung für die individuelle Freiheit, die Bürgerrechte und den Datenschutz hervor. Thomas von der Humanistischen Union erläuterte die rechtlichen Implikationen der Verordnung und wies auf die Schwierigkeiten bei der Identifizierung realer Gefahren oder Straftaten hin, bedingt durch die große Datenmenge, das mangelnde Personal und die leichte Umgehung der Chatkontrolle.
Fazit und Ausblick

Trotz der geringen Teilnehmerzahl aufgrund der kurzen Vorlaufzeit war die Kundgebung ein Signal im Kampf gegen die #Chatkontrolle. Die Organisatoren betonten, dass dies nur der Anfang sei und weitere Aktionen folgen würden, um die Öffentlichkeit zu informieren und zu mobilisieren.
Die Kundgebung auf dem Kornmarkt in Nürnberg verdeutlichte, dass selbst unter schwierigen Bedingungen ein Zeichen gegen die Einschränkung von Grundrechten gesetzt werden kann. Die Piratenpartei und die Partei der Humanisten werden weiterhin für die Rechte der Bürger kämpfen und gegen die #Chatkontrolle-Verordnung mobilisieren.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt und Podcastet nur wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂