Am 27.10.2024 hat die AG Inklusion der Piratenpartei Deutschland in einem Testmeeting eine neue Telko-Software ausprobiert. Der Sperling war dabei und erzählt euch um was es dabei ging 🙂
Das Tool nennt sich „Inklusiva Call“ und ist speziell für Menschen mit Beeinträchtigungen entwickelt worden. Entwickelt und in der uns zur Verfügung stehenden Testumgebung betrieben wird sie von der LAG Selbsthilfe Rheinland-Pfalz zusammen mit der Selbsthilfe Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Viermorgen GmbH und Silta. Finanziell wird sie von der Aktion Mensch unterstützt. Ein wichtiger Aspekt ist, dass es sich um eine Open-Source-Lösung handelt und diese nicht nur die strengen Datenschutzanforderungen der DSGVO erfüllt, sondern auch auch umfassende Barrierefreiheit gemäß den BITV 2.0 Richtlinien garantiert.
Die wichtigsten Funktionen im Überblick
Die Software bietet alle Funktionen die Jitsi bietet, ist aber um einige Funktionen erweitert. Dazu gehören u.a.:
- Untertitel-Optionen
„Inklusiva Call“ fügt in Echtzeit Untertitel hinzu damit auch gehörlose oder hörbeeinträchtigte Teilnehmende vollständig am Gespräch teilnehmen können. - Schrift-Dolmetschende
Die Einbindung von DGS-Dolmetschenden wird unterstützt, die Darstellung kann dabei individuell angepasst werden. - Video- und Audioeinstellungen
Teilnehmende können diverse Anpassungen vornehmen um die Kommunikation an ihre Bedürfnisse anzupassen. - Assistenz- und Notfall-Button
Während des Meetings bietet die Software spezielle Funktionen wie einen Assistenz-Button und einen Notfall-Button für akute Unterstützung. Diese beiden Features sind noch in der Testphase, sollen aber bei erfolgreicher Implementierung in kritischen Situationen schnell und effektiv Hilfe leisten. - Die Entwickler bieten eine Anleitung in Leichter Sprache, in Deutscher Gebärdensprache und in Alltagssprache an.
Ein starkes Fundament – Jitsi als Basis
Die „Inklusiva Call“ Software basiert auf der bewährten Videokonferenz-Plattform „Jitsi“, welche sich durch Flexibilität, Benutzerfreundlichkeit und Kostenfreiheit auszeichnet. Jitsi, das als Open-Source-Software perfekt geeignet war, wurde weiterentwickelt und an die Anforderungen der Inklusion angepasst. Besonders erfreulich ist, dass die „Inklusiva Call“ Software in enger Zusammenarbeit mit Menschen entwickelt wurde, die selbst von Inklusionsbedarfen betroffen sind. Ihre Perspektiven flossen in die Entwicklung ein, um sicherzustellen, dass alle Funktionen praxisnah und inklusiv sind. Wirklich beeindruckend, das kennt man – vor allem bei kommerziellen Systemen – eher nicht.
Volle Unterstützung der Betreiber
Toni, die Leitung der AG Inklusion, hatte vor dem Treffen ein informatives Gespräch mit den Betreibern von „Inklusiva Call“. Dabei erhielt Sie nicht nur den Zugang zu einer eigene Testinstanz, sondern auch alle verfügbare Unterstützung und Informationen um die Software für den Einsatz auf den Servern der Piratenpartei Deutschland vorzubereiten.
Das Potenzial der Software für die Zukunft
Der Test und die positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden werden dazu führen, dass das System auf unseren Servern getestet wird. Sobald die Software vollständig auf der eigenen Hardware der Piratenpartei läuft und noch vorhandene kleinere Fehler behoben sind, wird sie umfassend geprüft um eine langfristige Tauglichkeit sicherzustellen.
Fazit: Feines Stück Software, gemögt!
Der Test von „Inklusiva Call“ verlief sauber, die Software ist ein weiterer Schritt in Richtung Inklusion in der digitalen Kommunikation. Schön ist, dass es kein kommerzielles Tool mit hohen Kosten ist und unter Einbeziehung Betroffener entwickelt wurde. In den nächsten Wochen wird die Software auf den Servern der Piratenpartei implementiert und getestet. Wenn die finalen Tests erfolgreich sind, sind wir mal wieder Vorreiter für barrierefreie Kommunikation in der politischen Landschaft Deutschlands – vor allem aber können wir einen wichtigen Beitrag zur Inklusion leisten.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt und Podcastet nur wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂