Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag der AG Inklusion der Piratenpartei.
Als AG Inklusion der Piratenpartei fordern wir einen barrierefreien Zugang zu allen Medien und eine umfassende Inklusionsoffensive. Alle (sozialen) Medienanbieter sollten verpflichtet werden, mindestens eine deutsche Untertitelung auf allen Plattformen bereitzustellen, um Barrierefreiheit und Zugänglichkeit für verschiedene Personengruppen zu gewährleisten. Zudem müssen die Untertitelrichtlinien für den deutschsprachigen Raum aktualisiert und an digitale Angebote angepasst werden, um klare Informationen über Formate und deren Barrierefreiheit bereitzustellen. Streamingplattformen und Websites sind ebenso in der Verantwortung, barrierefreie Formate vollständig zu unterstützen und Informationen über Barrierefreiheit leicht auffindbar zu machen. Die Einbindung von Menschen mit Behinderungen in Produktion und Programm ist entscheidend, um authentische Perspektiven zu fördern und Sichtbarkeit zu schaffen.
Aktuelle Situation und Herausforderungen
Im Bereich der digitalen Medien müssen Inhalte konsequent barrierefrei gestaltet werden. Bestehende Standards wie WebVTT [1] reichen oft nicht aus, um den Anforderungen an Barrierefreiheit gerecht zu werden. Es fehlt an Informationen über geeignete Untertitelformate, und viele Editor-Tools müssen erweitert werden.
Staatliche Unterstützung und Forschung
Der Mehraufwand für die Umsetzung von Barrierefreiheit muss so gering wie möglich gehalten werden. Der Staat ist in der Pflicht, Unternehmen bei der Umsetzung bestmöglich zu unterstützen. Dies kann durch Forschung, praxistaugliche Informationen und kostenfreie Tools wie geeignete Untertiteleditoren geschehen. Die Informationen müssen jederzeit kostenfrei und leicht zugänglich sein, durch Praxisbeispiele ergänzt werden und dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen. Für die Untertitelrichtlinien bedeutet dies, dass diese überarbeitet werden müssen. Einschränkungen, die technisch bedingt sind, müssen entsprechend gekennzeichnet werden, wie z.B. die 37-Zeichen-Begrenzung für das lineare Fernsehen. [2,3] Dementsprechend sollten auch Vorgaben für neue Medien wie Youtube, Tiktok, Twitch und ähnliche Streaming-Dienste gemacht werden. Für den deutschsprachigen Raum sollte zudem sichergestellt werden, dass Inline-Farbwechsel bei mindestens 40 Zeichen pro Zeile möglich sind, wie es beispielsweise von Google/YouTube empfohlen wird. [4]
Lösungsansätze und Forderungen
„Wir als AG Inklusion sind überzeugt, dass moderne KI-gestützte Systeme zur Echtzeit-Einblendung von Gebärdensprachdolmetschenden und Untertiteln nicht nur die Teilhabe gehörloser Menschen erheblich verbessern, sondern auch die Effizienz der Medienanbieter steigern würden. Diese Inklusionsoffensive würde den gesellschaftlichen Auftrag der Medien unterstreichen und ihre Relevanz in einer diversen Gesellschaft bekräftigen, ein gesamtgesellschaftliches Bild abzugeben und nicht den Fokus auf körperlich und geistig privilegierte Menschen zu legen.
Wir setzen uns dafür ein, dass Barrierefreiheit und Inklusion zentrale Aspekte in der Weiterentwicklung aller Medienangebote bleiben. Jedes erweiternde Angebot sollte verpflichtend barrierefrei nutzbar sein, um kulturelle Inhalte zu stärken. Ein Standard, der hier sowohl die Zeichenlänge pro Zeile sowie detaillierte Inhalte zu Hintergrundmusik u.ä. berücksichtigt, wäre wünschenswert. Closed Captions, die Dialoge, Geräusche und Musik darstellen, sollten standardmäßig gerade für private oder kleinere Produktionen kostenfrei gefördert werden, um Untertitel mit Flüsterfunktion zu ermöglichen. Wichtig ist uns zu betonen, dass Inklusion kein Thema der Wirtschaftlichkeit sein darf.
Wir fordern, dass der Staat seine Verantwortung wahrnimmt und die notwendigen Ressourcen möglichst als OpenSource [5] für alle bereitstellt, um Barrierefreiheit in allen Medien zu einer Selbstverständlichkeit zu machen. Nur so können wir eine inklusive Medienlandschaft schaffen, die allen Menschen gleichermaßen zugänglich ist.
Quellen:
[1] https://www.w3.org/TR/webvtt1/
[2] https://www.daserste.de/specials/service/untertitel-standards100.html
[3] http://www.untertitelrichtlinien.de/
[4] Aussagen innerhalb von E-Mail Kommunikation mit dem Google Accessibility Team
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Open_Source