
ANGST | CC-BY: Tobias M. Eckrich
Bitte schließt, nachdem ihr den folgenden Satz gelesen habt, kurz die Augen und versetzt euch in die folgende Lage: Stellt euch vor, ihr wärt in der Politik, wollt eigentlich das beste für euch und euer Land und eure Maxime lautet „Der Zweck heiligt die Mittel„. Was würdet ihr tun?
Wieder da? Gut, also was wären eure Mittel? Üble Dinge Plakatieren? Hetzerische Social Media Postings? Politische Gegner mundtot machen? Ihr seid eine Adlige Witzfigur und plant einen Staatsstreich? Ja, alles ganz … nett … , aber am effektivsten ist immer noch Angst. Dann laufen euch die Schafe und Hammel freiwillig hinterher. Ähh, die Wählenden. Schon immer, in jeder Regierungsform seit damals die „Krähen“ gegen die „Bären“ mobilisierten, der große Ugga Knüppel austeilte und die erste Lüge der Welt über seine Lippen kam.
Aber wie erzeugt man Angst? Ich hab da mal was vorbereitet. Ach ja, RTFD [1]:
Schüren von Bedrohungsängsten
- Klassisch und einfach: Feindbilder schaffen – politische Gegner oder bestimmte Gruppen als Bedrohung darstellen (z. B. „Das Großkapital geht über Leichen“ oder „Die Ausländer sind an allem Schuld“). Beispiele dafür findet man schon in der Antike, nix neues.
- Auch gern genutzt: Krisen werden übertrieben, also bestehende gesellschaftliche Probleme (z. B. Wirtschaft, Sicherheit, Pandemie, Atomkrieg) werden bewusst übertrieben dargestellt. Das ist eher ein „moderneres“ Phänomen, das nach Beginn der Alphabetisierung aufgekommen ist, da es allgemein bekanntes Grundwissen der Leute voraussetzt. Achtung: Hier geht es nicht um Gerüchte, die zählen eher zu 1.
- Katastrophenszenarien aufzeigen: „Wenn die „Ökos“ weiter an der Macht bleiben, wird unser Land untergehen. Und Fleisch verboten. Und die Kinder, denkt denn keiner an die Kinder!“ Kennen wir auch schon seit der Antike, funktioniert aber immer noch prächtig!
Einsatz von Desinformation und Fake News
- Auch das ist nichts neues. Zum Beispiel werden Falschnachrichten verbreitet, die Ängste verstärken (z. B. „XYZ will die Polizei abschaffen“) oder manipulierte Statistiken genutzt, um Bedrohungen größer erscheinen zu lassen – beziehungsweise mit Statistiken lügen -> die jährliche Kriminalstatistik zum Beispiel.
- Auf jeden Fall muss man Negativberichte über den Gegner (politische oder wie in 1.) verstärken oder erfinden (b) um Unsicherheit zu schüren. Allen, die was anders berichten, muss man dann natürlich sofort Zensur oder Gehirnwäsche vorwerfen! Oder einfach „Lügenpresse“, klappt immer!
Inszenierung von Sicherheitsmaßnahmen
Bist du an der Regierung, hast du es einfach: Schaffe mehr Polizeipräsenz vor Wahlen um ein Gefühl der Bedrohung zu suggerieren. Am besten irgendwie vor Volksfesten oder Märkten – bringt zwar nichts, aber wenn dann doch was passiert kann man nach noch mehr rufen. Fordere oder erlasse Gesetzesverschärfungen vor den Wahlen, damit kannst du so tun als würdest du Sicherheit bieten – das geht auch gut als Opposition!
Online-Trollkampagnen und Social Media Manipulation
Ok, das sollte jeder heute wissen: Über „Bots“ (Programme, die Menschen simulieren und automatisiert Inhalte veröffentlichen) Angst-Narrative zu verbreiten ist das A und O im Internet, vor allem auf Social Media. Du kannst auch Leute bezahlen (wenn du das zahlen kannst) die das für dich tun. Auch Bilder, auch Videos. Das kostet fast gar nichts! Und über zielgerichtete Werbung (nennt man auch Microtargeting), kann man spezifische Angstbotschaften an spezifische Gruppen senden. Vor allem jüngere Menschen sind leichter zu manipulieren, da deren Gedanken- und Erfahrungswelt weitgehend bekannt ist (die Datensammelwut des Überwachungskapitalismus macht es möglich).
Terrorismus oder Kriminalität als Wahlkampfthema
Jetzt wird es widerlich: Hast du wirklich keine Skrupel? Dann mach das folgende: Instrumentalisiere Terroranschläge oder Gewaltverbrechen politisch. Sind die Opfer missbrauchte Kinder, dann missb… äh, Moment, … nutze die Gelegenheit um sie als Vorwand für wasauchimmer. Überwachung zum Beispiel.
Krieg, Sabotage und Terroranschläge vor der Wahl
Wenn du das in Erwägung ziehst bist du ein Monster. Ja, ernsthaft. Wenn du Krieg führst um Angst zu schüren oder billigend in Kauf nimmst, das polizeibekannte Verrückte (oder Islamisten, oder …) „Ihr Ding machen lässt“, dann gehörst du in die Klasse der echten Arschlöcher. Melde dich bei mir, ich kann dir helfen.
Und wenn du an der Regierung bist und das machst, sind das eh keine Wahlen, die du da inszenierst. Dann könnte man dich eh nur mit einer Lenkwaffe abwählen. Oder die rumänische Lösung.
Disclaimer: Ernsthaft, wer denkt, dass das eine echte Anleitung ist, liegt falsch. Wenn ihr euch aber die Politik so anseht – kommt euch da irgendwas bekannt vor? Fast alles? Tja…
[1] RTFD – Read the fucking disclaimer (Eine Zeile weiter oben!).
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt und Podcastet nur wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂