In unserer Reihe der Kandidateninterviews wollen wir euch die Kandidaten für den Bundesvorstand und das Bundesschiedsgericht vorstellen. Heute geht es mit Stefan Schimanowski weiter, der für den Posten des Vorsitzenden kandidiert.
Flaschenpost: Stell dich am besten einfach mal kurz vor: Wer bist du, wie alt bist du und was machst du so?
Stefan: Ja ich bin Stefan Schimanowski aus Frankfurt. Ich bin 34 Jahre alt, bin ziemlich überraschend ein Computerfritze. Ich bin ledig, ich habe keine Kinder.
Flaschenpost: Wie bist du denn zu den Piraten gekommen, beziehungsweise warum bist du eigentlich Pirat?
Stefan: Ja, wie so viele bin ich auch 2009 dazugekommen im Zuge der Zensursuladebatte und ich war auf dem Weg zum Nichtwähler eigentlich, weil mir eigentlich alles auf den Sack ging was da so zur Alternative stand. Habe die Piraten halt mal entdeckt aufgrund des Namens. Das fand ich interessant, habe mir das mal angesehen, hat mich irgendwie überzeugt da zumindest mal auf ein Stammtisch zu gehen oder vielmehr direkt hier in Frankfurt auf eine Sitzung es Landesverbandes. Da direkt Leute kennengelernt, die damals noch im Bundesvorstand gesessen haben, den Torsten Wirth, die ganzen Leute aus dem Landesvorstand die wahnsinnig offene Leute waren, nett und überhaupt, die einen direkt eingebunden haben und dann bin ich dabei geblieben.
Flaschenpost: Also war die Zensursula ausschlaggebend dafür, dass du Pirat geworden bist. Welche Interessenschwerpunkte hast du denn sonst so politisch?
Stefan: Gute Frage. Gerade bei und im Gebiet und umzu wird nicht vielmehr was was so Kernthemen … alles was riesige grosse Themen angeht ist zwar in irgend einer Art und Weise interessant, aber da gibt es eben nicht die grosse Chance was zu verändern. Deswegen fand ich so kleine Themenpunkte wie es bei den Piraten der Fall ist durchaus interessant und vor allem ist es schön, wenn man auch kein so grosses Spektrum anbietet.
Flaschenpost: Kommen wir zu deinem Piratendasein. Was hast du denn so bisher in der Partei gemacht? Hast du schon irgendwelche Ämter inne gehabt?
Stefan: Also ich bin im Moment Beisitzer im Kreisverband Frankfurt und das jetzt seit einem Jahr. Das wars im Grunde. In dem Fall habe ich natürlich alle meine Aufgaben wahrgenommen. Das sind in dem Falle gewesen, Organisation von Demos, Infoständen und so Sachen. Die Freiheit statt Angst Demo habe ich hier in Frankfurt zum grossen Teil mitorganisiert und ansonsten so Organisationssachen wie Plakatieren und all dieser Kram.
Flaschenpost: Was hat dich denn jetzt dazu bewogen für den Bundesvorstand zu kandidieren?
Stefan: Ja, der Bundesvorstand an sich ist langweilig einfach gewesen das ganze Jahr. Und dem Bundesvorstand fehlt etwas und zwar jemand, der irgendwie ein bisschen mal unkonventionell ist, der irgendwie auch nicht unbedingt dieses Politikersprech mit sich führt und jemanden, der auch mal ein bisschen unangenehm ist eventuell, und eine Rampensau ist. Das kann ich denke ich. Ich habe gelegentlich mal ein sehr flapsiges Mundwerk und ich kann auch sehr deutlich werden. Ich kann aber auch manchmal ganz nett sein, wenn man das möchte.
Flaschenpost: Du kandidierst für den Vorsitzenden. Warum kandidierst du gerade für dieses Amt?
Stefan: Ich glaube nicht, dass ich auf den anderen Positionen irgendwie geeignet wäre. Ich kann zwar so Organisationskram und so machen, jedoch den GenSek würde ich nicht machen, weil ich nicht viel Ahnung von habe, Schatzmeister ist überhaupt nicht mein Ding, weil mit Geld umgehen ist schon ein etwas heikles Thema. Man sollte sich da sehr genau auskennen. Ansonsten glaube ich, dass das was ich so machen will auch nur der Bundesvorsitzende machen kann.
Flaschenpost: Wie stellst du dir denn die Arbeit im Bundesvorstand vor? Was denkst du ist deine Hauptaufgabe im Amt auf das du dich bewirbst?
Stefan: Also ich glaube, dass wir ein Übergangsjahr haben nachdem wir jetzt ein recht stilles Jahr hatten. Ich denke, dass wir uns langfristig vorbereiten auf die Bundestagswahl 2013. Dazu müssen wir innerhalb der Partei mal irgendwie klar kommen und endlich mal gewisse Sachen irgendwie zutage fördern und nicht immer diese Themen anreissen und dann passiert da weiter nichts. Ich muss mal als Vorsitzender dafür Sorge tragen, dass innerhalb der Partei mal gewisse Themen, vor allem Kernthemen, endlich richtig mal Positionen erarbeitet werden. Das die auch irgendwie bekannt gemacht werden und vor allem, dass Leute innerhalb der Partei auch wieder anders oder besser zusammenarbeiten können. Vor allem muss auch wieder mehr gearbeitet werden. Wir haben viele Leute die wirklich gute Arbeit leisten und noch viel mehr Leute, die diese Arbeit irgendwie zunichte machen mit ihrem blöden Gerede und sonst noch was. Und denen muss man da mal einen Riegel vorschieben.
Flaschenpost: Was willst du denn mit deinem Amt als Bundesvorsitzender erreichen?
Stefan: Ja im Grunde geht es darum innerhalb eines Jahres die Partei irgendwie so ein wenig umzuformen, dass man sich danach gut vorbereiten kann auf die Bundestagswahlen, indem man inhaltlich danach viel besser arbeiten kann.
Flaschenpost: Weisst du denn schon, wie du das erreichen möchtest? Also wie du da rangehen willst an die Sache?
Stefan: Ja ich glaube ich werde öfter mal auf den Tisch hauen müssen, ich werde viel mehr Leute motivieren müssen mitzuarbeiten. Das habe ich hier in Frankfurt immer ganz gut geschafft eigentlich. Ich denke wir haben hier einen ziemlich hohen Anteil an Leuten die zu Parteitagen kommen, prozentual von der Mitgliederanzahl gesehen. Man muss halt schauen, dass die Leute auch wieder Spass haben da dran teilzunehmen und ich bin jetzt nicht so bundesweit bekannt, aber die Leute in Hessen wissen, dass zumindest ich hier quasi auch der Beauftragte für Spass bin und das ich auch leisten kann die Leute zu motivieren.
Flaschenpost: Was qualifiziert dich denn als Bundesvorsitzender?
Stefan: Ja, die Frage ist was erwartet ihr von einem Bundesvorsitzenden und was erwartet denn die Partei von einem Bundesvorsitzenden.
Flaschenpost: Eher was dich wirklich qualifiziert, also der… ja…
Stefan: Dieser Rampensaufaktor, den wir meiner Meinung nach brauchen, den habe ich, den haben auch einige andere Leute. Den haben eine Menge Leute, nur leider kandidieren diese Leute nicht. Irgendeiner muss es ja machen und ich habe die nötige Zeit, ich habe die nötige Motivation dazu und ja… da muss man mal schauen was daraus wird.
Flaschenpost: Weil du gerade von der Zeit gesprochen hast: Wieviel Zeit kannst du denn für die Piratenpartei aufwenden?
Stefan: Die Zeit muss man sich einfach nehmen. Ich meine, das ist jetzt ein Jahr, wofür man sich hier zur Verfügung stellt und da steckt man halt alles andere mal zurück. Ich gehe natürlich arbeiten, das ist ganz klar, wie die meisten anderen auch. Deswegen werde ich hier nicht 60 Stunden die Woche für die Piraten aufwenden können, aber sobald irgendwas ansteht, ist die Zeit auf jeden Fall vorhanden. Ich kann die Wochenenden opfern, ich kann während der Arbeit da wesentlich Zeit irgendwie wegbunkern um da eben mal ein Mail zu beantworten oder mal eine halbe Stunde zu telefonieren um irgend etwas zu klären. Das ist alles kein Problem.
Flaschenpost: Im Bundesvorstand treffen auch immer viele verschiedene Persönlichkeiten aufeinander und es kann zu Konflikten kommen. Würdest du denn mit jemandem im Vorstand zusammenarbeiten, den du persönlich gar nicht leiden kannst?
Stefan: Im ganzen Leben gibt es Leute, die man nicht leiden kann und die einem irgendwie im Weg stehen und sonst noch was und mit denen muss man auch irgendwie klar kommen. Also sehe ich da jetzt keinen Grund, wieso das im Bundesvorstand nicht so sein sollte.
Flaschenpost: Du hast doch vorhin davon gesprochen mehr Piraten zu motivieren sich einzubringen. Wie willst du das denn erreichen?
Stefan: Man muss mal schauen wo läuft es in der Partei, wo läuft es nicht. Was machen die anders und wenn man sich zum Beispiel anschaut Karlsruhe ist jetzt nicht die riesige Stadt, da gibt es viele Mitglieder. Trotzdem, da läuft es und da muss man mal gucken, was macht denn zum Beispiel Karlsruhe so besonderes, dass es da läuft. Warum läuft das in Saarland nicht? Dann ist es irgendwie wir schnauzen uns in letzter Zeit einfach alle viel zu viel an. Für Piraten ist ja das ganze Socialising drum rum auch sehr wichtig und dass ist so einen Bereich wo wahrscheinlich überall mehr noch getan werden könnte oder sollte. Bei uns in Hessen klappt es ja super. Wir maulen uns ja auch an und hauen uns die Köpfe ein, und dann wird einfach mal ein Grillabend organisiert und sonst noch was und dann läuft es wieder. Jeder arbeitet mit und als Ergebnis haben wir dann wie bei der Kommunalwahl über 30 Sitze errungen. Das geht also. Man muss nur den Leuten ein bisschen Feuer unter dem Arsch machen und mal so gemeinsame Abende organisieren und nicht immer so mit dem Stock im Arsch rumlaufen.
Flaschenpost: Weil du gerade die Kommunikation angesprochen hast: Wie findest du sollten die Piraten untereinander kommunizieren? Einmal von Basis zu Basis und auch von Vorstand zu Basis und umgekehrt.
Stefan: Also die Leute kommunizieren einfach wie sie wollen, einfach wichtig ist es, dass am Ende irgendwas festgehalten wird, Ergebnisse von Arbeiten festgehalten werden. Jeder muss für sich selber wissen, welche Plattform er dafür benutzen möchte. Es wäre natürlich schön, wenn plattformübergreifend Ergebnisse irgendwie zustande kommen. Kommunizieren von der Basis nach oben, das ist immer so eine Sache. Ich nehme an so als Vorstand bekommt man jede Menge Emails oder sonst noch was. Ich will das gar nicht wissen, wie oft man da angetwittert wird und ähnliches. Aber auch dafür muss man sich Zeit nehmen und schauen, dass man das in eine Richtung lenkt, die dann zu sinnvollen Ergebnissen führt.
Flaschenpost: Wie und welche programmatische Weiterentwicklung wünschst du dir denn für die Piraten?
Stefan: Ich habe nichts gegen programmatische Weiterentwicklung aber mir gefällt es nicht, dass wir immer gegen irgendwelche Sachen sind, danach nichts weiter aufbauen. Wir schreiben ein Programm, wir sind dafür, dafür, und es wird einfach mal so festgeschrieben und dann nachher interessiert es keinen Menschen mehr. Das ist leider bei unseren Kernthemen auch der Fall. Ich würde vor allen Dingen bei den Kernthemen sagen, dass da mal richtig ein Push kommen muss. Ansonsten gibt es sicherlich auch Felder wo ich sage: gut, haben wir halt erweitert, aber finde ich persönlich jetzt nicht so grandios wichtig für die Partei. Ich meine wir können uns nicht beschweren. Es gibt ja viele Leute die sagen die Grünen klauen uns unsere Themen. Wir sagen im Gegenzug, dass wir den Atomausstieg von Rot-Grün im Grunde so unterstützen und spielen da den Mitläufer. Finde ich jetzt für die Piraten nicht zwingend notwendig, wenn ich auch persönlich für den Atomausstieg bin, aber man muss da genau schauen was man erweitert und warum das erweitert wird und was man danach aus dieser Sache macht.
Flaschenpost: Welche Zukunft wünschst du dir denn für die Partei?
Stefan: Ich denke auf jeden Fall wir haben eine Zukunft. Irgendwann werden wir mal in ein Parlament einziehen und Regierungsbeteiligung ist vielleicht in weiter Ferne noch. Das ist auch immer so eine Frage. Was mich persönlich stört bei Koalitionsverhandlungen ist, dass ja jede Partei irgendwas von ihrem Programm aufgeben muss. Ich meine die Grünen mit [unverst.]-bezogen hätte ja vorher auch niemand gedacht. Und wenn wir unser Programm ewig erweitern werden wir auch davon einiges preisgeben müssen, mal wieder. Deswegen fände ich es sehr gut, wenn wir irgendwann mal irgendwo rein kommen und da in der Opposition einfach dafür sorgen können, dass wir unseren Kram richtig bekannt machen können, dahinter stehen und nichts von dem was wir wollen zugunsten etwas anderes verkaufen.
Flaschenpost: Eine letzte Frage: Warum sollten wir gerade dich wählen?
Stefan: Ja aus dem selben Grund warum man eigentlich die ganze Partei wählen soll. Es ist einfach mal was anderes. Kein Mensch hat mehr Lust auf dieses ganze normale Parteien-trara. Im Grunde ist jeder von denen genervt. Die Leute wählen’s leider trotzdem, weil sie vielleicht nicht mutig genug sind mal was anderes zu probieren. Bei uns ist das auch, geht das so in die Richtung, dass wir uns in vielen Dingen dann anpassen an den Parteien und das finde ich irgendwie falsch. Wir sollten uns nicht an den anderen orientieren, sondern wir sollten einfach permanent immer was neues zu bieten haben und warum dann auch nicht mal einmal einen Parteivorsitzenden, der auf jeden Fall anders ist als die üblichen Politiker, sage ich mal.
Flaschenpost: Vielen Dank Stefan für das Interview. Viel Glück in Heidenheim für deine Kandidatur und ich denke wir sehen uns dann auch dort.
Stefan: Wir sehen uns da auf jeden Fall, ja.
Flaschenpost: Vielen Dank, Tschüss!
Stefan: Tschüss!