In unserer Reihe der Kandidateninterviews wollen wir euch die Kandidaten für den Bundesvorstand und das Bundesschiedsgericht vorstellen. Heute geht es mit Markus Barenhoff weiter, der für einen Beisitzer-Posten im Bundesvorstand kandidiert.
Flaschenpost: Ja stell dich doch am besten einfach mal kurz vor. Wer bist du? Was machst du und wie alt bist du?
Markus: Ja, mein Name ist Markus Barenhoff, im Netz bekannt als Alios. Ich bin dreissig Jahre alt. Bin als selbständiger Informatiker freiberuflich unterwegs und Mitglied der Piratenpartei und möchte mich jetzt um einen Posten im neuen Bundesvorstand bewerben.
Flaschenpost: Wie bist du denn zu den Piraten gekommen, beziehungsweise warum bist du denn Pirat?
Markus: Zu den Piraten gekommen bin ich relativ früh. Ich habe die Bildung der schwedischen Piratenpartei 2005/2006 mit verfolgt und habe dann allerdings von der deutschen Gründung gar nichts mitbekommen. Sonst wäre ich wahrscheinlich sogar zur Gründungsveranstaltung hingefahren. Ich habe es dann aber übers Netz, an dem Abend an dem die Partei gegründet wurde, mitbekommen und bin dann auch direkt Mitglied geworden.
Flaschenpost: Also schon recht zeitig?
Markus: Rechtzeitig. Ich habe sogar noch eine zweistellige Mitgliedsnummer.
Flaschenpost: Gab es denn einen politischen Auslöser warum du zur Piratenpartei gekommen bist?
Markus: Ich komme aus der Nerd- und CCC-Ecke, habe mich dort früher primär mit technischen Themen auseinandergesetzt und die haben dann halt über die Zeit immer mehr politische Relevanz bekommen. Wenn man sich die Themen anschaut, die Volkszählung, Vorratsdatenspeicherung und viele andere Themen damals, hat der CCC sich relativ früh, weil sie sich mit der Technik auseinander gesetzt haben, damit beschäftigt. Darüber bin ich bin ich so ein bisschen über die Technik dazu gekommen, mir Gedanken zu machen, wie die politischen Implikationen davon sein können. Ich habe dann, als ich Hamburg studiert habe, mich dann auch mal umgeguckt, weil ich das Gefühl hatte ich muss so langsam was tun. Ich war bei den Grünen und der FDP. Bin dann da aber nicht geblieben, habe einmal einen Stammtisch besucht, weil ich das Gefühl hatte ich komme da nicht voran, ich muss erstmal einen riesig langen Weg gehen bis ich anfangen kann, tatsächlich mich zu beteiligen an der Willensbildung, an der Umsetzung von Zielen und das hat mich dann ein bisschen davon abgehalten mich weiter zu engagieren.
Dann wurde die schwedische Piratenpartei gegründet und das war dann der Punkt wo ich gesagt habe, ja da trete ich erstmal ein. Am Anfang stand da in Hamburg erstmal die Landesverbandsgründung an. Das war gar nicht so etwas politisches, sondern man schreibt eine Satzung und schaut was muss man alles tun. Das war dann Ende 2006, Anfang 2007. Dann bin ich nach dem Studium von Hamburg nach Münster gezogen und habe dann erstmal eine ganze Zeit nichts gemacht, wegen dem neuen Job und dem einfinden in Münster. Ich bin dann 2009 wieder aktiv geworden, als sich da ein Stammtisch gegründet hat zur Europawahl. Seitdem bin ich auch politisch aktiv bei den Piraten.
Flaschenpost: Du bewirbst dich jetzt für ein Amt im Bundesvorstand. Hast du vorher schon mal in der Partei ein Amt inne gehabt, beziehungsweise was hast denn du bisher in der Partei gemacht?
Markus: Momentan habe ich sogar noch ein Amt inne. Das werde ich dann, sollte ich gewählt werden, muss ich es niederlegen. Ich bin Clearingstellen-Beauftragter des Bundesvorstands. Das ist die Instanz die sozusagen dafür sorgt, dass Mitgliederdatenbank und Liquid Feedback-Identitäten nicht miteinander in Beziehungen geknüpft werden können und das Amt müsste ich dann niederlegen, soweit ich das beurteilen kann, weil ich dann in irgend einer Form vielleicht auch Zugriff auf Mitgliederdaten habe. Das ist das Amt das ich momentan inne habe. Politisch war ich Listen- und Direktkandidat bei der Kommunalwahl in Münster, also in NRW, 2009, wo wir auch, als Ratsherrn, zusammen mit Aachen, in den Rat eingezogen sind – das war nicht ich – aber im Rahmen dieser Ratsarbeit, die wir da machen, bin ich noch in zwei kommunalen Ausschüssen, einmal stimmberechtigtes Mitglied beim Aufsichtsrat der Citeq. Citeq ist in Münster eine GmbH, die zu 100% in Hand der Stadt liegt und die macht halt IT-Dienstleistungen für die Stadt und andere Kommunen. Der Aufsichtsrat wird halt mit Leuten aus dem Rat besetzt und wir selber haben dort keinen Ausschussposten aber haben zwei Posten in dieser Citeq, einen von den Grünen und einen von der SPD, sozusagen bekommen, die wir besetzten mit Piraten.
Philip Brechler hat das andere Plätzchen. Das sind sozusagen die Jobs und die Positionen, die ich für die Partei mache und dann eben noch den zweiten Ausschuss. Das ist nur ein temporärer Posten, das ist ein Arbeitskreis Friedenskultur. Das ging auf den Ratsentschluss von 2008 zurück, wo eben ein Arbeitskreis gebildet worden ist, der friedenspolitische Innitiativen in Münster mal zusammenführt, auflistet und auch eine Art friedenspolitisches Programm für die Stadt Münster irgendwie innerhalb von einem Jahr fertigstellt. Das sind eben auch, unter anderem aus im Rat vertretenen Parteien Leute drin, aber auch von Religionsgemeinschaften, Kirchen- und Friedensinitiativen und so. Da bin ich eben für die Piraten drin. So, das sind die Ämter, die ich ausfülle.
Flaschenpost: Was hat dich denn jetzt dazu bewogen für den Bundesvorstand zu kandidieren? Gab es da jetzt irgend einen Auslöser oder was ist der Grund?
Markus: Irgendwie hat mir mein Bauchgefühl gesagt, dass ich in einem neuen Bundesvorstand, mit dem was ich kann, dazu beitragen kann, dass da gute Arbeit gemacht wird und das ist der Hauptgrund: dass ich glaube, dass ich für das, was ich mir vorstelle, wo es mit den Piraten hingeht und wo es vielleicht auch ein bisschen hakt, dass ich da mit meinen Fähigkeiten, zusammen mit Anderen gute Arbeit machen kann. Ich bin auch jemand, der sich die Sachen erstmal anguckt, um da nicht vorschnell ran zu preschen, wo er keine Ahnung hat. Ich habe es mir jetzt mal seit 2006 angeguckt und jetzt traue ich mich.
Flaschenpost: Und deswegen jetzt vorerst nur als Beisitzender?
Markus: Was heisst, nur als Beisitzer? Es ist richtig, dass die Positionen sozusagen im Aussen-Interface, zu Medienvertretern, eine gewisse Relevanz haben, also der erste Vorsitzende, zweiter Vorsitzender. Aber ich finde die Position eigentlich gar nicht so wichtig weil am Ende der Vorstand als Vorstand arbeitet, das hängt ganz stark von den Persönlichkeiten ab und die können sich das ja zum Glück auch nicht aussuchen, sondern sie werden gewählt. Und da muss man mal gucken was für ein Vorstand gewählt wird und wer da am besten welche Aufgabe übernehmen kann, übernehmen will. Von daher halte ich Positionen, haben die für mich keine wirkliche Relevanz und deswegen reicht es mir sozusagen Beisitzer zu sein.
Flaschenpost: Was möchtest du in deinem Amt erreichen, beziehungsweise was wird die Hauptaufgabe in deinem Amt sein, als Beisitzer? Also sprich welche Aufgabe würdest du dir selber geben?
Markus: Ich kann zum einen das anbieten, was ich kann mit IT-Systemen und so weiter, aber das muss ich nicht unbedingt machen. Das wäre sozusagen eine Fähigkeit, die ich anbieten kann. Kommunikation, Bundes-IT, Bundesvorstand-Ansprechpartner zu sein, das könnte ich ganz gut leisten. Das was ich eigentlich tun will ist, ich glaube wir haben momentan ganz viele Leute in der Partei, die sich nicht trauen Dinge zu tun. Es gibt, glaube ich viele gute Initiativen, Liquid Feedback hat mir das ein bisschen deutlich gemacht, was für coole Leute wir da in der Partei haben, die von unterschiedlichsten Dingen Ahnung haben. Das wurde für mich zum ersten Mal in Liquid Feedback so ein bisschen sichtbar. Und diese Initiativen zu sehen, aufzufinden, hinzugehen, Leute vielleicht auch zu vernetzen, auch vielleicht wichtig im Hinblick auf 2013, dass auch stärker Bundesländer übergreifend hinbekommen, dass die Leute, die thematisch an den selben Dingen arbeiten wollen sich finden, dass sie sich auch trauen etwas zu tun.
Weil wir, die Piraten, leben eben vom Mitmachen. Ich glaube, da kann man dann vielleicht, indem man dann aus dem Bundesvorstand dort unterstützend ist, den Leuten einfach sagt, ja macht, das ist cool was ihr dort tut und ihr habt vor allen Dingen Support aus dem BuVo und wir helfen euch wo wir können und zum anderen halt vielleicht ein bisschen Backup um ein bisschen die, ja ich weiss nicht ob Angst das richtige Wort ist, ich kenne es halt von Stammtischen, wenn da neue Leute zu Stammtischen kommen und man dann so sagt, ja komm, und ihr habt ja tolle Ideen und macht doch einfach, dann kommt häufig etwas in der Art: Wen muss ich denn vorher fragen?
Flaschenpost: Die Permission-Culture.
Markus: Ja, genau, genau. Und da steckt halt so eine German-Angst, ich weiss nicht ob ich das jetzt richtig gebrauche, die ist eben aufzulösen und ein bisschen mehr Spaß rein zu bringen in dem Sinne, als wir damals 2009 an den Kommunalwahlen in Münster angetreten sind, da waren wir gerade 5 Leute, die sich jetzt irgendwie seit ein paar Wochen kannten und einen Stammtisch miteinander veranstalteten und denen auffiel, wir sind jetzt eine Partei, ach ja dieses Jahr sind ja noch Kommunalwahlen. Da haben wir, einfach nur weil wir es konnten oder rausfinden wollten, wie es geht, uns da beworben. Das war eine Atmosphäre von “Jeder macht das was er kann, was er will und es gibt jetzt keine Autorität, die einem das jetzt legitimieren muss.” Das ist auch so ein bisschen dieser Drive, der da ist im Wahlkampf, also in den Wahlkämpfen, die ich so miterlebt habe, irgendwie. Weil da ist dann genug zu tun und jeder sieht auch die Aufgaben, fühlt sich auch berechtigt diese Aufgaben zu übernehmen und dann kann das unglaublich viel Energie freisetzen und vor allen Dingen wird dann diese Energie nicht destruktiv nach innen eingesetzt.
Da habe ich manchmal auch so ein bisschen im Gefühl, dass unsere Problemchens, die wir da manchmal haben, daraus resultieren, dass die Leute gerne was tun wollen und helfen wollen aber sie finden irgendwie nicht die Kanäle wo sie ihre Energie reinstecken können. Das halt irgendwie zu Fördern und aus dem Bundesvorstand auch zu finden, nach oben zu transportieren und vernetzen und ihnen Mut machen und ihnen Unterstützung geben, dass sie daran arbeiten können, das ist so das abstrakte Ziel, wo ich glaube, wo ich etwas tun kann, weil ich ein kommunikativer Mensch bin und so ein bisschen ein Broker. Also Informationen weiterleiten, Leute zusammen vernetzen. Das ist so eine Stärke von mir.
Flaschenpost: Du nimmst mir so langsam die Fragen weg.
Markus: (lacht) Sorry.
Flaschenpost: Was qualifiziert dich denn für den Posten auf den du dich bewirbst?
Markus: Die voran genannten Punkte, also diese Fähigkeiten, die ich habe, sowohl technischer Natur im Sinne von den Themen wo ich Fachwissen habe, dann auf der anderen Seite eben diese Fähigkeit des Netzwerkens die ich, glaube ich, ganz gut habe und vielleicht auch, ich glaube ich bin ganz gut drin Kommunikationsprobleme zu erkennen und dann vielleicht übersetzend tätig zu werden, wo Leute irgendwie aneinander vorbei reden. Ich glaube da habe ich eine ganz gute Empathie und Gespür um das aufzudecken, dazu beizutragen das aufzulösen.
Flaschenpost: Weil wir gerade bei diesem Thema sind; Auch im Vorstand prallen oft verschiedene Meinungen aufeinander. Würdest du denn mit jemandem zusammen arbeiten, den du persönlich überhaupt gar nicht leiden kannst?
Markus: Ja. Mir hilft es auf jeden Fall, wenn ich so ein bisschen zielorientiert arbeite. Ich meine frei von Emotionen kann sich vermutlich keiner machen, aber wenn man das mitbekommt, hilft es mir dann zumindest wieder zu überlegen, was das eigentliche Ziel ist und wie komme ich da am besten hin. Und wenn sich dann rational ergibt, okay ich kann diese Person zwar nicht leiden und was er/sie dann und dann gemacht hat, das regt mich heute noch fürchterlich auf, aber das bringt das Ziel nicht weiter, also von da ein bisschen weg zu abstahieren und zu rationalisieren und ich fände es schöner, wenn wir eine gute Kommunikationskultur haben, was ja Streit absolut nicht ausschliesst, aber dass wir irgendwie ein Gefühl davon kriegen wie wir als Vorstand, nicht nur sondern eben als Gesamtpartei, die Sachen voranbringen. Das war jetzt ein ganz schönes Blabla (lacht).
Flaschenpost: Wie findest du sollten die Piraten untereinander kommunizieren, horizontal sowohl wie als auch vertikal?
Markus: Sie sollten frei kommunizieren, also das kann man, glaube ich, nicht von oben irgendwie…. Was ich halt glaube ist, wenn sich die einzelnen Leute irgendwie selbstbewusst und sicher fühlen und für sich sprechen, dann entsteht da, dann sprechen da Graphen, da gibt es kein horizontal und kein vertikal, das ist irgendwie hochgradig vernetzt. Das ist, glaube ich der Weg, den man geht. Und da werden sich mit Sicherheit auch immer wieder Gruppen bilden und wieder auflösen. Wichtig ist halt, dass man die Kommunikationskanäle offen hat und kommuniziert.
Flaschenpost: Die Arbeit im Bundesvorstand ist sehr zeitaufwändig. Man hört so von 40 bis 50 Stunden pro Woche. Wieviel Zeit kannst du denn dafür aufwenden?
Markus: Finde ich jetzt eine schwierige Frage, ich kann das, also was ich bisher aufgewendet habe, das schwankt total. Ich kann also zum Beispiel sagen 2010, da hatte ich den kompletten Jahresurlaub, da war ich noch Angestellter, bis auf vier Tage alles Parteiveranstaltungen und Wahlkämpfen gewidmet. Jetzt bin ich selbständig, dadurch halt einfach zeitlich flexibler. Mal sind es 15 Stunden, mal sind es 20 Stunden, das hängt von der Arbeit ab. Und um da jetzt einen Durchschnittswert zu bilden, dazu müsste ich jetzt wissen wieviel Arbeit es wird.
Flaschenpost: Kommen wir weiter zu den Perspektiven. Du bist ja im Rat tätig bei euch in der Stadt und die Frage ist auch immer, wie und welche programmatische Weiterentwicklung wünschst du dir denn für die Piraten und auch vor allem was kannst du denn aus deiner Ratstätigkeit mitnehmen?
Markus: Nur um das richtig zu stellen: ich bin selber nicht Mitglied des Rates, sondern ich bin halt in diesen beiden Ausschüssen, beziehungsweise Arbeitskreisen. Was ich mitnehmen kann, ist, dass man ganz viel erreichen kann, auch wenn man noch ausserhalb des Rates ist. Dass man auch in der Kommune viel erreichen kann, dass überall nur mit Wasser gekocht wird. Ich sehe jetzt das erste Mal ein bisschen Politikbetrieb sozusagen von Innen. Dass man rangehen kann und dass man Sachen schaffen kann. So wie gesagt es war eine völlige Schnapsidee, da zu kandidieren und es war mit sehr viel Chaos verbunden, aber wir haben das hin bekommen. Wir haben auch, indem wir glaube ich ein bisschen so geblieben sind auch wie wir da rein gestartet sind, anders zu sein, haben wir dort gar nicht so viele, also wir hatten bisher kaum Situationen wo wir tatsächlich politische Konflikte hatten. Das war sehr sehr interessant. Vorher haben wir halt überlegt: das ist nicht so gut und das müssen wir anders machen und da werden sich dann irgendwelche politischen Konfliktlinien auftun und wir haben das erste Jahr erstmal gebraucht um zu verstehen wie dort gearbeitet wird und dann aber auch unsere eigenen Arbeitsweisen, die wir so schon hatten, Pads und Wikis und was weiss der Teufel was, weiter zu nutzen und es den anderen auch zu zeigen.
Ein schönes Beispiel ist, wir hatten jetzt die letzten Haushaltsberatungen, da musste Münster ein Sparkonzept erarbeiten, weil Münster sonst in die Haushaltssicherung gerutscht wäre, weil eben zuviel Eigenkapitalaufzehr stattgefunden hat und dort eine Regelung, dass irgendwann der Regierungspräsident die Kontrolle übernimmt existiert und dann hat ein Rat auch nicht mehr viel zu sagen in einer Kommune und das will man dann verhindern. In NRW sind schon eine ganze Menge Kommunen, bedingt durch die Finanzkrise in diese Haushaltssicherung reingerutscht und es gibt eben einen Weg das zu verhindern, indem man eben einen Sparplan erstellt, der ganz konkrete Maßgaben einhält und dann kann man da drum herum kommen. Und dieses Konzept galt es halt zu erstellen und das war für uns sozusagen der erste Haushalt und für alle anderen war es irgendwie eine neue Form von Haushalt, weil früher wurde, im Prinzip, die Verwaltung hat den Haushalt ausgearbeitet, da wurde dann natürlich politisch über gewisse Details dann noch verhandelt, aber dann wurde so ein Gesamtpaket abgeschlossen und fertig. Und jetzt war es eben so, die Verwaltung hat eben 300 oder 400 Einzelvorschläge, wo gespart werden konnte, im Gesamtvolumen waren das, glaube ich 42 Mio. Euro, 35 mussten wir sparen, sprich: wir mussten uns irgendwie aus der Liste Dinge aussuchen. Und da ging es dann um ganz konkrete Zahlen und da haben wir dann im Prinzip einfach ein Exel-Sheet gebaut, wo man dann damit spielen konnte und am Ende haben es dann alle Parteien benutzt. Ähnlich mit dem Rats-TV Antrag, also irgendwie die Ratssitzung ins Netz zu streamen, haben wir keinen grossen Widerstand erfahren. Also man kann Dinge machen, man kann reingehen und man muss sich halt nur trauen. Das ist halt so ein bisschen das was ich aus der Kommunalarbeit mitgenommen habe.
Flaschenpost: Wie sieht es denn für die programmatische Weiterentwicklung der Bundespiraten aus? Was du dir so vorstellst und was du vielleicht initieren möchtest als Bundesvorstand.
Markus: Also ich glaube ein ganz wichtiges Thema ist eben dieses Thema rund um das BGE. Ich glaube das ist momentan der einzige Weg, den ich sehe, wie wir eine ganze Menge Probleme die wir haben, im Sozialsystem, im Wirtschaftssystem, im Finanzsystem, die wir angehen können. Dieser Themenkreis ist wichtig. Ich glaube auch, dass wir uns Aussen- und Sicherheitspolitisch weiterentwickeln können, also kurz gesagt: ich glaube wir haben bisher ein sehr sehr gutes Grundsatzprogramm und ich bin der Meinung dass wir in alle möglichen Richtungen da raus in alle Politikfelder höchst wahrscheinlich Forderungen ableiten können.
Mein Thema wäre das BGE plus eben die klassischen Netzthemen. Das ist so der Bereich wo ich mich stark einbringen will, weil ich dann eben daran glaube, dass das Internet uns das erste Mal die Möglichkeit gibt hierarchische Systeme in unserer Gesellschaft aufzulösen, weil wir sie nicht mehr brauchen. Weil die haben wir uns gebaut, um Kommunikation noch sinnvoll funktionieren zu lassen aber mittlerweile haben wir halt Telekommunikationstechnologie die es uns ermöglicht in vielen Bereichen diese hierarchischen Systeme zugunsten von Netzwerken aufzulösen. Das wiederum bedeutet, ganz konkret Verschiebung von Machtverhältnissen, sowohl in der Politik, als auch in der Wirtschaft.
Zum Beispiel sieht man ja immer wieder, wo auf einmal das Netz mächtig wird und das wird eine ganze Menge in der Gesellschaft verändern und da glaube ich, kann man dann nämlich auch wiederum einen sozialen Standpunkt finden. Also ich glaube, dass diese Veränderungen stattfinden werden und sie werden mehr und weil es eben diese massive Verschiebung von Machtverhältnissen und Strukturveränderungen zwangsläufig geben wird, muss man sich natürlich fragen, ob und dass da jeder mitkommt und wie man das positiv begleiten kann. Ich glaube da erschließen sich auch noch eine Menge soziale Fragen.
Flaschenpost: Welche Zukunft wünschst du dir denn in diesem Kontext für die Piratenpartei?
Markus: Ich wünsche mir das wir an den Methoden weiter arbeiten, wie wir mit den Mitteln dieser neuen Telekommunikationstechnologie und dieser Bildung neuer Bündnisse, dass wir das erstmal technisch anfangs begleiten, also im Sinne von, da jetzt noch keine konkreten politischen Forderungen rausstecken, sondern das erforschen, weil wir sind die einzigen, die das tun. Mit Liquid Democracy-Tools, mit einfachen Helfern wie irgendwelchen Pads. Das sind Dinge die müssen ausprobiert werden und zwar nicht nur technisch, sondern auch sozial. Da können wir technisch weiterentwickeln und bei den politischen Forderungen unser Grundsatzprogramm in konkrete Sachen umsetzen. Wie gesagt das BGE-Thema ist glaube ich ganz ganz wichtig.
Flaschenpost: Letzte Frage und wahrscheinlich auch schwierigste Frage: Warum sollten wir gerade dich wählen?
Markus: Weil ich vielleicht in der Wahl eines Einzelnen ganz gut in den Bundesvorstand reinpassen könnte, den Derjenige sich wählen will. Also ich habe eben gesagt wovon ich glaube, was für Fähigkeiten ich habe. Am Ende ist es halt das Gesamt-Team. Ich würde mich freuen, wenn ich den Job übernehmen könnte. Darum sollte man mich wählen.
kleiner Transscript Typo: Citeq und nicht SITEC
gruss alios
i like 🙂
Sitec -> Citeq: done.