In unserer Reihe der Kandidateninterviews wollen wir euch die Kandidaten für den Bundesvorstand und das Bundesschiedsgericht vorstellen. Heute geht es mit Claudia Schmidt weiter, die für einen Posten im Bundesschiedsgericht kandidiert.
Flaschenpost: Stell dich am besten einfach mal kurz vor: Wer bist du, wie alt bist du und was machst du?
Claudia: Gut. Ich bin Claudia Schmidt. Ich bin 52 Jahre alt, verheiratet, habe eine 13-jährige Tochter und eine 20-jährige Nichte die seit mehreren Jahren bei uns lebt und verheiratet bin ich mit einem Nerd, der irgendetwas zwischen Altersweisheit und Postpränataler Intelligenz vor sich her läuft. Das war sozusagen privat. Beruflich bin ich Volljuristin, hatte Schwerpunkt Europa und Völkerrecht. Habe eine Ausbildung zur EDV-Fachkraft, lange im Agenturen/Medienbereich als Justiziarin gearbeitet, hatte auch meine eigene Anwaltskanzlei bis 2001 und heute bin ich Geschäftsführerin zweier eigener GmbHs.
Flaschenpost: Wie bist du denn zu den Piraten gekommen, beziehungsweise warum bist du eigentlich Pirat?
Claudia: Das ging von meinem Mann aus, der Anfangs der Mitte 2009 den Piratrn beigetreten ist. Und die sassen dann auch sehr bald hier bei uns zuhause. Also sehr viele Piraten und haben dann hier diskutiert und debattiert und ich selbst bin sehr politisch erzogen worden. Meine Grossmutter war Vorsitzende der sozialistischen Frauenfraktion und mein Vater war bei den Falken. Ich war allerdings nie selber in einer Partei, weil ich hatte das mal versucht, in jungen Jahren, bei der SPD und als die sich 6 Stunden lang über die Reihenfolge der Tagesordnungspunkte stritten war mir klar: das ist nicht meine Welt. Und bei den Piraten, ja ich habe dann immer so ein bisschen mitgemacht und mitdebattiert aber die waren auch alle sehr nett und sachlich. Das hat mir gut gefallen und dann habe ich mir überlegt “Gut, ich trete jetzt mal bei und wir machen das eben mal nicht so wie die alteingesessenen Parteien und kümmern uns tatsächlich um Transparenz und Bürgerbeteiligung, direkte Beteiligung. Und das läuft auch sehr schön hier bei den Piraten, das sieht man am Liquid, ja das war meine Intention.
Flaschenpost: Was hast du denn sonst so für politische Interessensschwerpunkte?
Claudia: Also ich bin eine Generalistin, muss ich ehrlich sagen. Einer meiner Schwerpunkte ist sicherlich die Schul und Bildungspolitik. Da ist sehr sehr viel im Argen. Ich bin seit mehreren Jahren ehrenamtlich in einer Familienhilfe tätig und betreue da zwei Familien mit ihren Kindern und eine Heranwachsende und ich sehe immer wieder: Wenn niemand da ist der den Jugend-, Sozial- oder sonstigen Ämtern sagt: das wollen wir, so soll es hin gehen, die und die Einrichtung ist jetzt richtig an der Stelle, dann passiert da einfach nichts. Die sind derartig überlastet, da hat ein Jugendamtsmitarbeiter 200 Familien zu betreuen und das kann nicht funktionieren. Also das wäre ein Schwerpunkt so, den ich sehe. Dann natürlich das Europarecht. Das ist nach wie vor eine meiner Leidenschaften.
Flaschenpost: Hattest du denn schonmal Ämter inne in der Piratenpartei, beziehungsweise was hast denn du bisher so für die Piraten gemacht?
Claudia: Also ich habe 2010 war das glaube ich, die Berliner Satzung zusammen mit Christopher und Pavel Meier neu gefasst. Das war so meine erste Aktion. Dann bin ich in der zweiten Wahlperiode im Landesschiedsgericht in Berlin, wir haben allerdings nicht viel zu tun. Joa und in der Crew halt dann das eine oder andere.
Flaschenpost: Wieviel Zeit kannst du denn für die Piraten aufwenden?
Claudia: Das ist unterschiedlich. Ich bin freiberuflich tätig und manchmal sind irgendwie mal 5 Stunden in der Woche, manchmal sind es gar keine Stunden in der Woche. Aber im Durchschnitt weiss ich gar nicht – bin schlecht im Rechenen – vielleicht 2-3 Stunden in der Woche. Das kann man schon immer mal machen.
Flaschenpost: Du sagtest ja, dass du Landesschiedsrichterin bist. Was hat dich denn jetzt bewogen für das Bundesschiedsgericht zu kandidieren?
Claudia: Ich habe einen Satzungsänderungsantrag gestellt für die Schiedsgerichtsordnung, weil ich die alte Fassung ganz ganz furchtbar finde. Da kann kein Schiedsgericht wirklich effektiv mit arbeiten und dann war in der letzten Woche – von Markus Gerstel initiiert- die Mumblekonferenz über die ganzen Satzungsänderungsanträge zur Schiedsgerichtsordnung. Dann habe ich mir dann, jetzt sozusagen über Nacht überlegt: “Ja, wenn du da schon einen Antrag einbringst, und wenn das effektiver werden soll, dann musst du da auch mitmachen. Das war jetzt so meine Überlegung an der Stelle.
Flaschenpost: Was qualifiziert dich denn für die Arbeit, also für das Bundesschiedsgericht?
Claudia: Na ich denke nachteilig ist es nicht, dass ich Volljuristin bin, obwohl ich das nicht als Voraussetzung ansehe. Und ansonsten würde ich sagen: gesunder Menschenverstand.
Flaschenpost: Wie stellst du dir denn die Arbeit im Bundesschiedsgericht vor? Hast du da schon irgendwelche Ahnung wie du da arbeitest oder wie du mit den anderen zusammenarbeiten möchtest?
Claudia: Das wird sich ergeben. Also wie man halt in einem Team miteinander arbeitet. Man bekommt irgendwie ein Fall herein. Dann wird geklärt wer den bearbeitet und irgendwann wird dann entschieden. Also ganz normal.
Flaschenpost: Auf welcher Grundlage möchtest du denn deine Urteile fällen?
Claudia: Auf der Grundlage der Schiedsgerichtsordnung, die dann hoffentlich ein effektives Arbeiten ermöglicht und auf der Grundlage des gesunden Menschenverstandes. Recht, Gesetz, Satzung.
Flaschenpost: Traust du dir denn auch zu Urteile zu fällen die deiner privaten Meinung widersprechen?
Claudia: Also als Juristin muss meine private Meinung bei Urteilsfällungen aussen vor bleiben. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich keine Vorurteile hätte oder irgendwie Menschen mal vorschnell abstemple, weil ich sie halt nicht riechen kann. Aber trotzdem bemühe ich mich immer bei meinen ganzen Entscheidungen dass halt ausschliesslich von der objektiven Sachlage zu machen. Manchmal gelingt mir das gut und manchmal gelingt mir das schlechter. Keiner ist perfekt. Also muss man sehen.
Flaschenpost: Kommen wir zur abschliessenden Frage: Warum sollten wir gerade dich wählen?
Claudia: Oh keiner soll mich wählen, um Gottes Willen. Wer mich wählen möchte, der kann das tun, wenn er mich für geeignet hält. Aber ein soll ist da niemals drinn.
Flaschenpost: Okay, vielen Dank Claudia für das kurze Interview. Viel Glück für deine Kandidatur in Heidenheim und ich denke wir sehen und hören uns dann auch dort.
Claudia: Fein! Das wars schon.
Flaschenpost: Tschüss, danke…
Claudia: Danke. Tschüss!