In dieser Ausgabe des Käptn’s Cast geht es mit Matthias Schrade weiter. Er berichtet viel über Kommunikation, Pressearbeit und die anstehenden Wahlkämpfe.
Flaschenpost: Erst einmal zu deiner Person: Du bist ja Beisitzer bei uns geworden. Was für Aufgaben hast du denn bei uns im Bundesvorstand übernommen?
Matthias Schrade: Ja, gut! Diejenigen die mich kennen wissen mein Nickname ist Kungler. das ist sicherlich auch eine ganz ganz wichtige Funktion, dass ich mich damit beschäftige Ideenaustausch zu unterstützen, Kontakte gegenseitig herzustellen zwischen verschiedenen Gliederungen und Leuten die bestimmte Fähigkeiten oder bestimmte Kompetenzen haben. Gerne auch als Telefonzentrale, wenn also zum Beispiel jemand der Zuhörer sagt ich brauche ganz dringend, wegen irgend eine Aktion, einen Kontakt in der Stadt XY, kann man mich jederzeit Ansprechen, in der Regel kenne ich dort jemand und kann diesen Kontakt dann schnell herstellen.
Was dann vielen Leuten stundenlanges Suchen im Wiki und Mails schicken erspart und damit auch die Effizienz erhöht. Ansonsten: berufsbedingt kenne ich mich gut mit Medien aus. Ich habe sehr viel mit Presse zu tun und kann daher in dem Bereich vor allem Tipps geben wie man Pressearbeit professionalisiert. das Pressearbeit zum Beispiel nicht nur darin besteht einfach Pressemeldungen zu schreiben und an Info@ZDF.de oder Ähnliches zu schicken. Das ist sicherlich ein Bereich, wo ich ein bisschen Hintergrundknowhow einbringe und schließlich ist eine wichtige Funktion auch jetzt die nächsten Monate noch das Thema Wahlkampfunterstützung, Wahlkampfkoordination. Wir haben drei richtige Wahlen dieses Jahr noch in Niedersachsen, in Mecklenburg-Vorpommern und natürlich die Krönung zum Ende in Berlin.
Flaschenpost: Die Kommunalwahlen, ja?
Matthias Schrade: Die Kommunalwahlen sind in Niedersachsen, in Mecklenburg-Vorpommern ist eine Mischung aus Landtagswahlen und Kommunalwahlen, es ist also nicht überall Kommunalwahl und in Berlin sind schließlich die Abgeordnetenhaus, also Landtagswahlen und parallel aber auch die Bezirksversammlungswahlen. Und von daher werden wir in Berlin sicherlich auf jeden Fall Mandate abräumen, vielleicht schaffen wir auch einen ganz großen Coup und schaffen unseren ersten Landtagseinzug.
Flaschenpost: Das wäre ja zu wünschen. Nochmals kurz zu diesem Ansprechpartner für die Koordination ganz zu Anfang: wie können dich denn die Leute am besten erreichen?
Matthias Schrade: Man kann mich erreichen per E-Mail, einfach Matthias.Schrade [at] Piratenpartei.de oder Matthiaspirat [at] Googlemail.com. Man kann mich erreichen per Twitter @kungler, ist also recht gut merkbar. Wobei ich immer darauf hinweisen möchte – auf Twitter bin ich nicht nonstop. Ich habe tagsüber genauso zu arbeiten wie die meisten anderen und habe dann Twitter auch in der Regel nicht durchgängig am laufen. Kann auch tagsüber hier nicht irgendwo reagieren. Oder man kann mich auch regelmäßig/unregelmäßig im Mumble antreffen. Ich versuche dort zumindest mal so im Schnitt mal alle 3-4 Tage denke ich bin ich auf jeden Fall auch abends mal den dicken Engel. In der Regel so zwischen 22:00 Uhr und Mitternacht stehen die Chancen nicht schlecht dass ihr mich dort auch mal erwischt.
Flaschenpost: Also muss man mit einer Latenzzeit von mindestens 4-5 h rechnen?
Matthias Schrade: Das ist sehr unterschiedlich, wenn ich geschäftliche Termine habe kann es auch mal sein, dass ich ein zwei Tage gar nicht auf Mails antworten kann. Wenn ich keine Termine habe, dann kann es sehr schnell gehen. Ich bin auch telefonisch gut erreichbar. Telefonnummer steht auf meiner Wikiseite. Wenn es nicht lange dauert, dann kann ich so eine Anfrage schnell beantworten, wenn es dann wirklich um intensive Diskussionen geht, dann muss es abends oder am Wochenende sein.
Flaschenpost: Kommen wir noch mal zu deinen Tätigkeiten. Was hast Du denn bisher so grob gemacht die letzten Wochen? Es klang ja schon mal sehr viel, was du dir vorgenommen hast. Was ist denn jetzt so konkret entstanden schon mal?
Matthias Schrade: Also wenn man die letzten Wochen, so die letzten 2, 3 Wochen anschaut da hat dominiert, dass ich zunächst auf dem Camp war. Also es weiß inzwischen jeder, glaube ich, dass wir in Köln Bundesvorstands intern uns vergraben haben und hier alle möglichen Dinge im Bereich Kommunikation besprochen. Ich bin dann am folgenden Wochenende auf das Camp in Mecklenburg-Vorpommern gefahren. Dort waren sehr viele Berliner, Niedersachsen und Piraten aus Mecklenburg Vorpommern versammelt.
Flaschenpost: Wie war es denn?
Matthias Schrade: Es war nachts/feucht. Feucht fröhlich könnte man sagen, weil das Wetter hat nicht so richtig mitgespielt. Es war trotzdem eine super Location an einem kleinen See, wo man auch baden konnte und so. Es hat leider nicht geklappt, dass wir unser Piratenschiff, unsere Orange Pearl zu Wasser lassen konnten. Dass wäre nur sehr umständlich über Kanäle oder so möglich gewesen. Und wir haben dort auch ein bisschen nebenher gearbeitet, haben sehr viele Dinge diskutiert, teilweise am Lagerfeuer oder einfach so gemütlich beim herumspritzen. Wir haben auf der anderen Seite auch Workshops gemacht. Ich habe selber zwei Workshops gehalten. Zum einen zum Thema Unterschriften sammeln, das ist ja jetzt in der heißen Phase, dass hier noch die letzten Unterschriften gesammelt werden müssen um an den Wahlen teilzunehmen. In Berlin sieht es momentan so aus als würden wir wirklich an allen Bezirksversammlungen teilnehmen. Das war zu dem Zeitpunkt noch nicht der Fall.
Ein anderer Workshop war das Thema Wahlkampfstrategie, also zum Beispiel dass man Leuten auch vor Augen führt, dass es extrem wichtig, dass man nicht nur in den starken Bereichen Wahlkampf macht, sondern zum Beispiel in Berlin auch in den schwachen Außenbezirken, weil dort man im Zweifel von null auf zwei oder 3 % wahrscheinlich leichter kommt, als von 5 % auf 8 % in Innenstadtbereichen. Und das sind Dinge wo wir über verschiedenste Dinge uns ausgetauscht haben. Fand ich sehr konstruktiv und ich glaube das war auch für die Berliner durchaus interessant. Ich bin ja geprägt von den Wahlkämpfen nach den Bundestagswahl erst in NRW und dann in Baden-Württemberg, wo ich als Wahlkampfmanager auch viel mitbekommen habe, was funktioniert an Dingen, was die Stärken im Wahlkampf waren oder was eben auch die Schwächen waren.
Nach diesem Camp in Mecklenburg-Vorpommern bin ich mit den Berlinern direkt nach Berlin gefahren, war dort eine Woche lang vor Ort. Habe zum einen dann abends immer wieder in den schwachen Bezirken Unterschriften gesammelt, auch ein bisschen mit dazu beigetragen, dass vor allem Spandau, Treptow, Köpenick, dass diese Bezirke jetzt auch auf der Zielgeraden sind und dann auch wohl zugelassen werden können zur Abgeordneten, also Bezirksversammlung Wahl.
Habe auch hier nebenher noch diverse Crewtreffen besucht und auch über Dinge, Wahlkampferfahrung weiter gegeben und du so weiter. Mir auch ein bisschen so Eindruck verschafft: Berlin ist anders als Baden-Württemberg, das weiß jeder aber man muss schon ein Gefühl dafür bekommen, die dort so die Stimmung auf der Straße ist, wie die Leute ticken und das kann man nur vor Ort. Und der Höhepunkt war vielleicht dann der CSD in Berlin am Samstag vor zehn Tagen.
Da waren rund eine dreiviertel Million junge Leute auf der Straße, die Piraten waren mit einem großen Truck vertreten, haben massenhaft Kaperbriefe verteilt und dann bin ich dann abends, nach der Unterschriftensammelaktion auch noch vorbeigegangen und war dann bis spät in die Nacht dann unterwegs mit Piraten. Erst noch auf der Veranstaltung des CSD, später dann noch in der Geschäftsstelle. Am Sonntag ging es dann abends dann wieder zurück nach Esslingen wo ich ja wohne. Ja, ansonsten, wenn du nach Tätigkeiten fragst, was gerne vergessen wird, was im Hintergrund läuft sind massenhaft Mails, die beantwortet werden, Diskussionen intern die geführt werden, über Beschlussanträge oder Ähnliches. Das ist ein Grundrauschen, das einfach halt immer da ist.
Flaschenpost: Das so genannte Tagesgeschäft von dem Marina letzte Woche schon berichtet hat.
Genau, ja. Das ist nicht zu unterschätzen. Es ist nicht wirklich so, dass man sagen kann man hat dazu eine bestimmte Sache, die viel Zeit frisst. Aber wenn man eben täglich ein paar Dutzend Mails liest und auch mindestens mal ein Dutzend Mails schreibt, diskutiert, Diskussionen mit Vorstandskollegen führt über Beschlüsse beratschlagt, dann ist das halt auch nicht ein zu unterschätzender Gesamtanteil der Zeit die man aufwenden muss.
Flaschenpost: Kommen wir so ein bisschen zur Zukunft. Was hast du denn so die nächsten Wochen vor an Projekten?
Also im Augenblick habe ich jetzt Gott sei Dank mal ein zwei Wochenenden vor mir an denen keine Komplettwochenenden umgreifenden Piratenthemen sind. Ich habe ganz vergessen zu erwähnen: Letzten Sonntag war ich auch nur an einem Tag aktiv beim Stadtlauf Esslingen mit dem Piratenteam. Das restliche Wochenende hatte ich dann relativ wenig außer dem Grundrauschen.
Flaschenpost: Habt ihr etwas gewonnen?
Wir haben teilgenommen, wir sind alle ins Ziel gekommen, was angesichts der anspruchsvollen Strecke ja durchaus welliges Gelände und 10 km mit acht Steigungen insgesamt, also vier großen und vier kleinen Steigungen plus Kopfsteinpflaster ist das also schon eine harte Sache. Also ich war jedenfalls weiß Gott froh das ich das Ziel dann am Ende erreicht habe und ja sind alle sieben ins Ziel gekommen und wurden auch offensichtlich von den Zuschauern, waren bestimmt Zehn-, Zwanzigtausend Zuschauer an der Strecke, wurden wir auch sicher gut wahrgenommen. Wir haben immer wieder aufmunternde Rufe: „Piraten geben nicht auf!“ Oder so zugerufen bekommen. Also es wurde schon wahrgenommen, dass wir dabei waren.
Flaschenpost: Das klingt doch mal nett.
Ja, das ist mal etwas anderes zwischendurch. Die nächsten zwei Wochenenden steht jetzt bei mir nichts akut auf dem Programm. wir haben unsere Bundesvorstandssitzung, sind bei mir diverse Dinge, zum Beispiel das Thema Website, wo ich mit Gefion im Moment dran bin, dass wir hier die Struktur besprochen haben. Da wollen wir auch gucken, dass wir das so schnell wie möglich, hoffentlich auf die Zielgerade bringen, dass die neue Website dann umgesetzt werden kann. Wir haben in drei Wochen ein Presse und Strategie Treff-Wochenende.
Da wurde ja auch schon drüber, sagen wir mal, einschlägig gemailt und getwittert, weil da einige Leute ein paar Dinge, glaube ich, ein bisschen in den falschen Hals bekommen haben, wo wir dann auch wieder ein komplettes Wochenende mit Besprechungen verbringen und das sind so die konkret absehbaren Dinge. Ansonsten werde ich auf jeden Fall vor der Wahl in Berlin noch einmal ein, zwei mal versuchen vorbei zuschauen, dort auch noch einmal den Wahlkampf zu unterstützen und bei mir persönlich steht ansonsten auf der Agenda insbesondere auch das Thema Presse, Kontakte systematisch ausbauen und auch die Lücken die noch da sind – wir haben sicherlich viele Massenmedien, haben wir guten Kontakt, bei anderen haben wir möglicherweise noch gar keinen – und das müssen wir gezielt ausbauen, damit wir da auch flächendeckend vertreten sind.
Flaschenpost: O.k. Matthias. Da habt ihr euch ja noch einiges vorgenommen Punkte viel Glück dabei, vielen Dank für die Zeit die du dir genommen hast. Danke auch fürs zuhören, wir hören uns dann nächste Woche wieder mit Gefion.
Ja, gerne.