In unserer Reihe der Kandidateninterviews wollen wir euch die Kandidaten für den Bundesvorstand und das Bundesschiedsgericht vorstellen. Heute geht es mit Thomas Herzog weiter, der für einen Posten im Bundesschiedsgericht kandidiert.
Flaschenpost: Stell dich am besten einfach mal kurz vor: Wer bist du, wie alt bist du und was machst du?
Thomas: Ich bin Thomas, 25, WordPress-Entwickler, und… ja, das war es im Grunde auch schon.
Flaschenpost: Wie bist du denn zu den Piraten gekommen?
Thomas: Ja, das war Anfang 2009. Da ist das BKA-Gesetz in Kraft getreten und da dachte ich „Da muss jetzt etwas passieren“, weil die Überwachungsmassnahmen da drin haben mich extrem massiv gestört und dann habe ich halt gesucht nach Alternativen, denn die etablierte Politik hat mich nicht wirklich angesprochen. Und da bin dann halt irgendwie zu den Piraten gekommen.
Flaschenpost: Welche Interessenschwerpunkte hast du denn?
Thomas: Also: ich interessiere mich extrem für Liquid Democracy, Korruptionsbekämpfung und das Gesundheitssystem, da ich denke, dass da am meisten im Argen ist.
Flaschenpost: Das ist eine etwas seltsame Mischung, oder nicht?
Thomas: Ja, sagen viele.
Flaschenpost: Korruptionsbekämpfung und Gesundheitspolitik – wie bringst du das zusammen oder ist das einfach unabhängig von einander?
Thomas: Erstens ist es a) unabhängig von einander und b) hängt es zusammen, weil die Pharmakonzerne doch sehr, sehr viele Gesetze selber schreiben. Das hat man an der Gesundheitsreform von Herrn Rösler letztens gesehen. Da wurde viel von der Hand der Pharmaindustrie geschrieben.
Flaschenpost: Also geht es auch um Lobbypolitik etc.?
Thomas: Genau. Lobbyismus, Korruptionsbekämpfung.
Flaschenpost: Welche Ämter hattest du denn schon in der Partei bzw. was hast du bisher so gemacht?
Thomas: Also Ämter hatte ich den Generalsekretär Anfang 2009 in Sachsen, das war aber mehr so Larifari, weil wir uns mehr auf den Wahlkampf konzentriert haben und die Mitgliederwerbung. Da kam ja dann Europawahlkampf, Bundestagswahlkampf und Landtagswahlkampf – also drei Wahlkämpfe auf einmal und da haben wir uns am meisten drauf konzentriert. Danach musste ich kurz Pause machen, weil ich dadurch extrem kaputt war, weil 24 Stunden, 7 Tage die Woche auf der Straße stehen war ein bisschen Hardcore. Und Anfang letzten Jahres bin ich dann langsam wieder eingestiegen, habe die neue Website für Sachsen gemacht und dann bin ich auch zur Flaschenpost gekommen und das ist mittlerweile meine einzige Beschäftigung.
Flaschenpost: Wieviel Zeit verbringst du denn mit Piratenarbeit?
Thomas: Am Tag vielleicht 2 Stunden, im Schnitt.
Flaschenpost: Was hat dich denn jetzt dazu bewogen, nachdem das was du bisher tust, was dem nicht so ähnlich ist, für das Bundesschiedsgericht zu kandidieren?
Thomas: Kurzum: Kandidatenmangel. Wir haben halt wenig Kandidaten, es sind sieben zu besetzende Posten und dazu noch Ersatzrichter, falls welche rausfliegen oder gehen. Damit muss man ja mal rechnen und daher habe ich gedacht „Ein bisschen Ahnung habe ich, ich habe nicht so ein schlechtes Menschenbild, also kann ich da auch kandidieren.“
Flaschenpost: Du kandidierst jetzt ja nur für das Amt des Ersatzrichters. Warum das? Warum nicht als Vollschiedsrichter?
Thomas: Also meine Zeit ist begrenzt und ich arbeite sehr, sehr gerne für die Flaschenpost, weil ich denke Öffentlichkeitsarbeit ist mit das wichtigste, was wir überhaupt für die Piraten machen können. Und Ersatzrichter lässt mir halt die Option offen mich für die Flaschenpost zu engagieren, aber wenn es halt nötig ist auf Abruf da zu sein. Und deswegen möchte ich als Ersatzrichter kandidieren.
Flaschenpost: Was denkst du, was qualifiziert dich für das BSG?
Thomas: Also ich habe zwei Schnuppersemester gemacht in Jura, habe dadurch die ganzen Grundlagen mitbekommen, was denn überhaupt Rechtswesen ist. Und ansonsten qualifiziert mich eigentlich gar nichts dafür, weil ich nur den reinen Menschenverstand habe.
Flaschenpost: Das ist ja für das BSG nicht zwingend verkehrt. Wie stellst du dir denn die Arbeit im Bundesschiedsgericht vor?
Thomas: Recht trocken. Viel Kommunikation, viel Recherche und beides kann ich eigentlich recht gut, kann ich von mir behaupten.
Flaschenpost: Was weißt du denn über die Arbeit im Bundesschiedsgericht und wie es dort abläuft?
Thomas: Eigentlich nicht viel, außer das man auf die Eingaben reagiert bzw. die Anträge nach Zulässigkeit prüft und dann entsprechend die Arbeit losgeht.
Flaschenpost: Auf welcher Grundlage möchtest du deine Urteile fällen?
Thomas: Eigentlich nur auf der Satzung, auf den aktuellen Gesetzen, weil darauf muss man sich grundieren – und natürlich guten und reinen Menschenverstand.
Flaschenpost: Traust du dir zu Urteile zu fällen, die deiner privaten Meinung widersprechen?
Thomas: Ja, definitiv, weil als Richter darf man ja eigentlich keine private Meinung besitzen und deswegen gelten für mich dann nur geltendes Recht und Gesetz und die beste Abwägung in den entsprechenden Fällen.
Flaschenpost: Kommen wir schon zur letzten Frage: Warum sollten wir gerade dich ins Bundesschiedsgericht wählen?
Thomas: Also ich denke mal, dadurch das ich Idealist bin und immer an das Gute im Menschen glaube, denke ich, dass ich gerechte Urteile fällen kann. Der Gerechtigkeitssinn und auch der Solidaritätssinn innerhalb der Piraten hat arg gelitten. Und ich denke, dass man daran auf jeden Fall arbeiten muss und dass ich dafür auch der Richtige bin.
Flaschenpost: Vielen Dank Thomas. Ich wünsche dir viel Glück für deine Wahl und ich hoffe wir sehen uns in Heidenheim.
Thomas: Danke.
Flaschenpost: Tschüss.
Thomas: Tschüss.