In unserer Reihe der Kandidateninterviews wollen wir euch die Kandidaten für den Bundesvorstand und das Bundesschiedsgericht vorstellen. Heute geht es mit Roman Schmitt weiter, der für den Posten des Vorstandsvorsitzenden bzw. dessen Stellvertreter im Bundesvorstand kandidiert.
Flaschenpost: Am besten stell dich einmal vor. Wer bist du, was machst du, wie alt bist du?
Roman Schmitt: Wie schon erwähnt, mein Name ist Roman Schmitt, im Wiki auch als Cherubim bekannt, auf Twitter als Donnerbeutel, allerdings den Nick bitte nicht allzu ernst nehmen, denn ich mach da auch ein bissl Spaß mit. Bin 26, bin ledig, Single, wie auch immer, und als Beruf bin ich Software-Entwickler im Java-Umfeld und mach Java-Webportale aber mach die Lotus-Domino-Schiene ein bisschen mit.
Flaschenpost: Wie bist du denn zu den Piraten gekommen, bzw. warum bist du Pirat?
Roman Schmitt: Ich muss gestehen, ich war 2009 einer von denjenigen, die erstmal so aus Protest zu den Piraten gekommen sind. Also beigetreten bin ich am 20. Juli. Am 18. ist das Zensurgesetz verabschiedet worden. Da hab ich mir dann gesagt, hey, jetzt reicht’s dann langsam mal, jetzt muss sich was ändern und bei den Etablierten wird sich nie etwas ändern. Die Piraten hatte ich ja schon länger vorher im Fokus und das war so der ausschlaggebende Moment, bei dem ich dann gesagt habe, hey, ich trete jetzt bei. Aber aus dieser Protesthaltung bin ich inzwischen schon länger raus, denn ich finde das Programm, das wir ja auch gemeinsam aufgestellt haben, auch echt klasse und sehe in den Piraten auch eine wunderbare Alternative und eben das Mittel um die politische Welt umzukrempeln.
Flaschenpost: Was hast du denn bislang in der Partei gemacht? Hattest du schon Ämter?
Roman Schmitt: Oh, haha! Wie lang geht das Interview nochmal?
Flaschenpost: Solange, wie du erzählen magst.
Roman Schmitt: Ich fang mal von vorne an. Mein erster Auftritt bei den Piraten war die Stammtisch-Gründung in Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz. Kurz darauf haben wir den Stammtisch in Ludwigshafen gegründet. Ich hab da das ganze auch ein bisschen mit aufgebaut und war dann letzten Endes auch der stellvertretende Vorsitzende im ersten Kreisverband in Rheinland-Pfalz im Kreisverband Ludwigshafen, der inzwischen Kreisverband Rheinpfalz heißt. Zur Bundestagswahl habe ich viele Infostände mitgemacht, sei es jetzt zur Bundestagswahl, sei es jetzt zur Landtagswahl. Ich bin inzwischen der stellv. Vorsitzende von Rheinland-Pfalz. Also Vorstandsarbeit ist mir jetzt durchaus bekannt, auch wenn’s etwas stressiger wird.
Wir hatten jetzt Landtagswahlen. Da musste es mitunter doch schnell gehen, da mussten Entscheidungen getroffen werden, da mussten die Leute zusammengetrommelt werden, da mussten Aktionen gestartet werden und das habe ich da auch alles gemacht. Und nebenbei mach ich noch die AG der Queeraten mit. Das ist die AG, die eben die Queerpolitik ein bisschen vorantreibt für die Piraten. Was nicht heißt, dass nicht auch Andere Themen mit einbringen können. Es muss nicht jeder bei den Queeraten mitmachen, um da mitzumachen.
Flaschenpost: Du sagtest, du bist schon stellv. Vorsitzender im Landesverband. Was hat dich bewogen jetzt doch für den Bundesvorstand zu kandidieren?
Roman Schmitt: Es waren mehrere Gründe. Hauptsächlich die mangelnde Kommunikation des Bundesvorstands mit anderen Landesverbänden. Ich habe, glaube ich, drei Mails von Bundesvorstandsmitgliedern bisher gelesen. Am meisten hatte ich bisher noch mit Daniel [Flachshaar] zu tun, aber ansonsten hat sich das schon sehr erschöpft mit dem Kontakt zum Bundesvorstand. Und auch die Tatsache, dass eben andere Landesverbände gesagt haben, was der Bundesvorstand macht, ist uns egal, wir machen unser eigenes Ding… das funktioniert meiner Meinung nach nicht und der Bundesvorstand muss mit den Piraten zusammenarbeiten, denn der Bundesvorstand ist ja gewählt als, ich nenn’s jetzt mal, Dienstleister für die Basis und daher sollte er auch für die Basis da sein und nicht nur drei Mails schreiben.
Flaschenpost: Wenn dein Grund zu kandidieren ist, dass der alte BuVo es schlecht macht, was qualifiziert dich denn für den Posten, dass du denkst, dass du es besser machen wirst?
Roman Schmitt: Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch. Ich weiß nicht, ob ihr die Rheinland-Pfälzer Mailingliste abonniert habt oder da schonmal reingeschaut habt. Also da schreib ich regelmäßig und koordiniere auch Aktionen mit den Leuten, bin auch öfter im Dicken Engel unterwegs und rede da mit den Leuten, hab da auch schon den ein oder anderen Streit schlichten dürfen. Ansonsten bin ich etwas extrovertiert. Ich setz mich jetzt nicht ins stille Kämmerlein und mimimi, sondern ich kann mich auch durchsetzen und besitze auch Fähigkeiten als Mediator, d.h. ich kann auch gut Streit schlichten. Man hat ja des Öfteren gehört, der Bundesvorstand kappelt sich gerne und statt sich zu kappeln, sollte man vielleicht doch lieber zusammenarbeiten.
Flaschenpost: Warum kandidierst du gerade für das Amt des Vorsitzenden bzw. dessen Stellvertreter?
Roman Schmitt: Weil ich da die Möglichkeiten, politische Ziele voranzubringen, am besten sehe. Der Bundesvorstand muss für die Basis da sein, das ist so mein Hauptanliegen, aber halt auch, dass die Piraten vorankommen, dass der Bundesvorstand mit den Leuten kommuniziert, und ich denke es ist auch die Pflicht des Vorsitzenden mit den Leuten zu kommunizieren. Aber auch die politische Entwicklung der Piraten voranzubringen, sie nach außen hin zu vertreten aber halt auch mal Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie nicht immer unbedingt so beliebt sind. Ich habe es ja mitbekommen im Landesverband. Da mussten auch Entscheidungen getroffen werden: welche Plakate nehmen wir jetzt. Aber ich denke, ich hab das doch recht basisdemokratisch gelöst. Ich habe immer Rücksprache gehalten mit den Mitgliedern, bevor ich da irgendwelche Aktionen gemacht habe.
Flaschenpost: Wie genau stellst du dir die Arbeit mit dem Amt, das du haben möchtest, vor? Was genau wirst du da tun?
Roman Schmitt: Was ich da genau tun werde, also meine Interessensschwerpunkte, meinst du, oder?
Flaschenpost: Die Interessensschwerpunkte im Amt, also es geht darum, was du im Amt erreichen willst.
Roman Schmitt: Auf jeden Fall die Kommunikation mit der Basis stärken, aber die Piraten auch nach außen hin vertreten und sie weiter voranzubringen, aber auch mithelfen bei der programmatischen Entwicklung. Allerdings möchte ich das vielleicht eher als “Basismitglied”. Ich sehe mich jetzt nicht als jemand Besseres als andere, sondern einfach nur als Dienstleister für die Leute und als Sprachrohr nach außen hin.
Flaschenpost: Weißt du denn schon, wie das aussehen wird, also deine Arbeit, die du machen wirst?
Roman Schmitt: Ich nehme an, das wird so ähnlich sein, wie das was ich jetzt auch schon mache. Von da her sehe ich da keine Probleme. Ich hab ja jetzt auch schon Interviews gegeben im Rahmen der Landtagswahlen, sprich, ich war ja auch Kandidat und Direktkandidat, hatte da auch schon Podiumsdiskussionen und Aktionen. Das funktioniert und die Kommunikation mit der Basis hat auch immer wunderbar geklappt, also wir hatten da nie wirklich großartige Differenzen. Wenn doch mal was nicht ganz so gepasst hat, dann hat man miteinander geredet und das ganze aus der Welt geräumt. Programmatische Entwicklung habe ich auch mitgemacht, sprich, Anträge eingereicht, die Leute unterstützt bei der Ausarbeitung von Anträgen und daher sehe ich das nicht als große Schwierigkeit an, das auch eine Ebene höher zu machen.
Flaschenpost: Arbeit im Bundesvorstand ist sehr intensiv, sehr kommunikativ aber auch sehr zeitaufwendig. Wieviel Zeit hast du denn, die du für die Piratenpartei aufwenden kannst?
Roman Schmitt: Ich habe recht viel Zeit, das ist ganz klar. Was man auch dazu sagen muss: als Vorstand muss man auch Arbeit delegieren können. Das heißt, man muss sagen können, ich hab das und das Thema und würde gerne weitermachen, aber ich schaff es zeitlich nicht und dann muss man Leute finden, die das auch übernehmen können. Aber wichtig ist es, dass man dann da hinterher ist, d.h. dass man sich immer wieder mal nen Status abholt und guckt wie es läuft. Ich glaube, da brauchen wir uns nichts vormachen, es ist ein sehr zeitintensiver Job und alles kann man nicht alleine machen, da braucht man ein Team.
Flaschenpost: Du sagtest, dass du dich auch schon programmatisch eingebracht hast. Wie und welche programmatische Weiterentwicklung wünschst du dir für die Piraten?
Roman Schmitt: Programmatische Weiterentwicklung für mich ist nicht die Debatte Kernie oder Volli. Viel eher möchte ich, dass unsere Themen, mit denen wir mal angefangen haben, stärker ausgebaut werden oder die Themen, die wir jetzt haben, dass die stärker besetzt werden. Aber natürlich auch, dass wir eine programmatische Weiterentwicklung machen, dass wir neue Themengebiete mit ins Programm aufnehmen. Allerdings bin ich ein Gegner davon, irgendwelches Programm durchzudrücken, nur damit wir zu etwas eine Stellung beziehen können.
Das ist nicht das, was ich möchte und das halte ich auch nicht als sinnvoll für uns, die wir sagen, wir wollen es anders machen als die anderen Parteien. Weil wir wollen ja auch hinter dem stehen, was wir machen, und das kann man mit so einer Aktion, wie es die SPD gemacht hat in ihrem Blogbeitrag “Wir sind die Netzpartei” und letzten Endes dann doch den JMStV durchgedrückt hat, also das funktioniert halt nicht.
Sondern es muss halt fundiert weiterentwickelt werden.
Flaschenpost: Um das Programm weiterzuentwickeln ist viel Kommunikation notwendig. Wie findest du denn, sollten die Piraten untereinander kommunizieren? Einmal horizontal auf selber Ebene und auch vertikal also vom Vorstand bis zur Basis.
Roman Schmitt: Horizontal, untereinander sollten sie es machen, so wie sie es gerne möchten. Was ich aber wirklich ganz gerne hätte, das hab ich auch schon beruflich mitgemacht, dass man vielleicht Events veranstaltet, bei denen sich Leute treffen und sich verschiedene Themen gegenseitig präsentieren, sich verschiedene Techniken gegenseitig präsentieren oder auch Software, die eingesetzt wird. Bei uns war auch immer das Problem: wir haben so viele Leute, die können so viel und sind so toll, aber wir wissen eigentlich gar nicht, was wir alles selber leisten können. Und deswegen finde ich es ganz wichtig, dass wir uns regelmäßig zusammensetzen und eben da einen Austausch machen, wo wir sagen, wir haben z.B. diese Software im Einsatz, die kann das und das, wäre das nicht was für euch, wir sind grad an der programmatischen Entwicklung dran und würden das gerne vorantreiben, dass man da vielleicht auch mehr Barcamps wie jetzt die OpenMind auch veranstaltet.
Kommunikation vom Vorstand zur Basis stelle ich mir so vor, dass es häufig passieren muss und dass der Vorstand ansprechbar sein muss für die Basis, weil ein Vorstand, der so nach einer Woche mal reagiert, das funktioniert eben nicht. Die müssen regelmäßig miteinander kommunizieren, also es muss eine gegenseitige Kommunikation stattfinden, allerdings möchte ich den Mitgliedern jetzt nichts aufdrücken. Also zu sagen: “ich bin Vorstand und wir müssen das jetzt unbedingt so machen”, sondern den Leuten die größtmögliche Chance zu geben sich selber zu organisieren und nur im äußersten Notfall mal eine Entscheidung durchzudrücken und ansonsten nur miteinander reden.
Flaschenpost: Die Parteiarbeit und die Delegierungen benötigen viel Man-Power und Kapazitäten und aktive Piraten. Wie willst du diese Piraten motivieren sich wieder einzubringen? Denn viele sind ja auch verbrannt durch die zurückliegende Arbeit.
Roman Schmitt: Indem man einfach die Arbeit attraktiver gestaltet. Indem man zeigt, ich bin da, ihr könnt mit mir reden, ihr könnt mich ansprechen, ich helf euch auch gerne. Es ist bislang nur ganz selten passiert, dass ich gesagt habe, ich kann dir da überhaupt nicht weiterhelfen. Aber selbst wenn der Fall mal auftritt, dann hab ich gesagt, ich kenn da jemanden, der kennt sich damit aus und der kann dir damit weiterhelfen. Ich bin jemand, der Leute nicht auf der Strecke lässt und das hab ich auch zu den Landtagswahlen nicht gemacht und das werde ich auch weiterhin nicht machen, das habe ich auch noch nie gemacht.
Die vorhin schon erwähnten Barcamps sollten wir weiter fördern. Die sind eine gute Möglichkeit die Piraten näher zusammenzubringen, damit sie eben auch miteinander reden, damit sie sich auch mehr einbringen. Ich habe es mehrfach erlebt, auch in Chemnitz wieder, die Leute waren da, haben sich super gefreut, es war ein super Parteitag und die Leute waren viel motivierter danach und so was muss einfach öfter mal stattfinden. So Barcamps, nicht unbedingt Parteitage.
Flaschenpost: Es gibt ja auch relativ oft Meinungsverschiedenheiten, wenn viele aktive Köpfe aufeinanderprallen, so auch schon in kleineren Gruppen, wie z.B. im Vorstand. Würdest du auch mit jemandem zusammenarbeiten, den du persönlich nicht leiden kannst?
Roman Schmitt: Ja, warum auch nicht. Das eine ist Arbeit und das andere ist eben das Private. Ich habe auch schon mit Leuten zusammengearbeitet, die ich jetzt persönlich nicht so mag, aber die tolle Arbeit machen und habe sie dann da auch entsprechend unterstützt und mich auch eingebracht. Ich hab da jetzt nicht so die Berührungsschwierigkeiten. Ich kann das schon recht gut trennen.
Flaschenpost: Kommen wir langsam zum Schluss. Welche Zukunft wünschst du dir für die Piratenpartei?
Roman Schmitt: Dass wir auf jeden Fall weiter vorankommen, dass wir in den Medien weiter bekannt werden, aber auch dass wir uns programmatisch weiterentwickeln und dass wir von den Etablierten nicht mehr als die Spaßpartei behandelt werden, wie es leider noch der Fall ist. Ich hab es im Wahlkampf erlebt, dass dieses Image endlich mal wegkommt und vor allem, dass wir nicht mehr als Protestpartei gesehen werden, sondern als ernstzunehmende Partei.
Flaschenpost: Letzte und vielleicht wichtigste und schwierigste Frage: Wieso sollten wir gerade dich zum Bundesvorstand wählen?
Roman Schmitt: Ganz einfach: Weil ich ich bin. Nein, Quatsch, Spaß bei Seite. Weil ich eben sehr mediatorische Fähigkeiten habe. Ich kann mich gut einbringen in Teams, ich bin ein absoluter Teamplayer, bin auch sehr kommunikativ, bin mir aber nicht zu schade auch mal Plakate aufzuhängen und sonst wie wirklich anzupacken. Und es ist mit das Wichtigste, dass man einen Vorstand hat, der aktiv ist, der kommuniziert, der auch was macht und was bewegt.