Manchmal sind Informationen der Vergangenheit unerwünscht. Ob nun das Wahrheitsministerium berichtigend eingreift, Bücher dem Feuer übergeben werden oder ältere Sendungen von ARD und ZDF von den Webservern gelöscht werden, ist letztendlich egal; hauptsache die Sache kann dem Vergessen anheim fallen.
Wer gegen das Vergessen kämpft, hat es schwer. Im Roman, im richtigen Leben, damals wie heute. Diese Erfahrung müssen gerade die Betreiber der Seite depub.org machen. Auf deren Servern sind alte Tagesschausendungen zu finden, die auf Geheiß der Politik verschwinden sollten. Initiator dieser digitalen Bücherverbrennung waren die Verleger, die für ihre Bücher, ihre Zeitungen und ihre privaten Rundfunksender stets Gefahr wittern. Mit der Löschaktion sollte verhindert werden, dass potenzielle Konsumenten die Tagesschau von vor 20 Jahren schauen oder eine Sendung Zum blauen Bock aus den 70ern. Besser sie kaufen eine Zeitung, ein Buch oder schalten privates Fernsehen mit gelegentlichen Werbeunterbrechungen ein.
Tatsächlich reinigten die GEZ-Sender ihre Server mit eisernem Besen, doch die Sendungen der Tagesschau tauchten noch während die Löschaktion lief auf depub.org wieder auf. Anfang Oktober verschwand depub.org allerdings selbst aus dem Netz, zumindest lösen die Nameserver (DNS) die IP-Adresse von depub.org nicht mehr auf. Zwar kann der Interessierte http://new.depub.info oder http://200.74.245.87 in die Adresszeile des Browsers eintippen, allerdings funktionieren auch dann die Links auf der Seite selbst immer noch nicht, sodass derzeit ständige Korrekturen notwendig sind. Ob es sich um einen terroristischen Anschlag von interessierter Seite oder um technisches Versagen handelt, wird sich im Lauf der Zeit klären. Vorausgesetzt, diese Information wird nicht gelöscht, um das Vergessen zu erleichtern.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.