Es war halt wiedermal soweit. Die piratigen Landesfürsten (inklusive der Landesmutter) hatten zum Parteitag gerufen. Diesmal im schönen Mittelfranken, um genauer zu sein in Burgfarrnbach. Leider war diesmal keine Zeit zur Schlossbesichtigung, oder gar einen Ausflug ins „Obstgärtla“, denn sowohl die Tagesordnung als auch das Wetter hatten was dagegen.
Und, wer bitte legt einen Parteitag überhaupt in den November, wo Biergärten nur noch deprimiert vor sich hindösen und sehnsüchtig auf den Frühling warten? Total unpiratig!
Egal, denn die Orga hatte diese sehr idyllische „Eventhalle“ als Tagungsort auserwählt. 3 Tage waren veranschlagt, denn diesmal ging es nicht nur um das übliche Orga-Foo und einen neuen Vorstand, sondern am Sonntag wurden auch die Kandidaten für den Bundestag gewählt.
Wie gewöhnlich fanden sich dann in den Folgetagen mehr Piraten ein, um bei den Wahlen anwesend zu sein. Kann man auch verstehen, denn sowohl aus beruflichen und Anreisegründen ist die Festlegung einer GO sowie Ablaufplan und die Entlastung eines Vorstands nicht zwingend das Nonplusultra an einem einen Freitag.
Und diejenigen, die sich doch nach Burgfarrnbach gewagt hatten, sahen sich sofort einer ersten piratigen Prüfung ausgesetzt. Nein, ich meine damit nicht den wie immer gut aufgelegten Hippie4one, sondern die eher arktischen Temperaturen in der Eventhalle. Ja, bei gefühlt weniger Temperatur als draußen war der Auftakt zu diesem Parteitag ein Event. So hörte man neben den unvermeidlichen Rechnerlüftergeräuschen dann auch den ein oder anderen einen leisen Fluch ausstoßen, warum es in diese Halle so scheißkalt sein musste. Aber hey, wir sind Piraten, „perfekt“ können andere, wir können auch bei widrigen Verhältnissen.
Und ein weiteres Event war die Tatsache, dass es in der Halle auch kein WLAN gab. Ganz egal warum, aber auch hier bewiesen wir wie immer Gelassenheit. Außer beim Stream, dem das wohl nicht wirklich gut zu Gesicht stand.
Am Freitag erlebten wir, die Anwesenden, dann noch zwei Highlights:
Das erste war die Frage, ob man sich eine GO zu geben gedenkt. Natürlich fanden sich dann einige Redner an den beiden (sorry, an diesem Tag, einem) Mikrofonen. Letztlich war bei den meisten wohl die Angst zu groß, ohne GO keine GO-Anträge stellen zu können, so dass die frierende Mehrheit dann der GO den Vorzug gab. Total piratig halt!
Das zweite war die Entlastung des alten Vorstands. Nun ja, nicht ungewöhnlich möchte man meinen. Ungewöhnlich war eher die Kürze der Rechenschaftsberichte. Wohltuend kurz. Ob es an den Temperaturen lag … oder eher daran, dass die Arbeit des scheidenden LV für sich sprach … wir wissen es nicht. (Doch, klar wissen wir es. Beides!)
Auf jeden Fall gebührte dem scheidenden Vorstand Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit der letzten Jahre. Und dies völlig zu Recht.
So klang der Freitag dann sehr harmonisch aus. Ja, auch das können Piraten. Man merkte, dass das man sich im LV kennt, sich schätzt, vertraut und daher war auch kein Platz und keine Notwendigkeit für irgendwelche Aufgeregtheiten. Trollfrei. Total unpiratig!
Bewaffnet mit dicken Klamotten und der Hoffnung auf immer ausreichend Kaffee begann dann der zweite Tag. Irgendwie hatte man es sogar über Nacht geschafft die Heizung aufzudrehen, so dass man die anstehenden Vorstandswahlen dann voller Energie angehen konnte. Dafür hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet (und diese auch bis Sonntag nicht wieder schließen wollen). Ein Omen ? Keine Ahnung, auf jeden Fall nass.
Natürlich gab es vor der Wahl noch ein paar Satzungsänderungsanträge, also jedenfalls die, die sich auf Zusammensetzung und Dauer des Vorstands ausgewirkt haben. Satzungs-Foo muss eben manchmal doch sein. Doch selbst dies ging, für piratige Verhältnisse, schnell über die Bühne.
Aber, und auch das bekommen wohl so nur Piraten hin, mussten wir bei einem Thema mehrmals abstimmen, weil immer wieder der Stimmanteil zwischen pro und contra ein Patt ergab. War es nach dem ersten Mal noch irgendwie merkwürdig, wurde bereits das 2. Patt gebührend gefeiert, und das dritte Patt wurde dann stürmisch bejubelt. Da aber wohl niemand Lust hatte, das Thema noch drei Stunden abzustimmen, gab es dann irgendwann eine Mehrheit.
Und um hier mal eine Lanze zu brechen, solche Abstimmungsergebnisse würde man bei Delegiertenkonferenzen nicht hinbekommen. Auch das eben total piratig.
Schön, dass wir nach wie vor in der Lage sind, uns auch bei Kleinigkeiten wohltuend von anderen Parteien abzuheben.
Nach dem notwendigen Foo ging es dann zur Wahl. Wer sich vorher von den über 60 Anwesenden im Wiki schlau gemacht hatte wusste, dass es nicht allzu viele Kandidaten für die Ämter geben würde. Bei manchen Positionen sogar nur einen. Was nicht bedeuten muss, dass diese Kandidaten schlecht waren, ganz im Gegenteil. Viele von diesen waren/sind durch ihre politische Arbeit im LV bekannt und geschätzt.
Kurzen Kandidatenvorstellungsrunden (für mich persönlich teilweise etwas zu kurz) folgten dann ebenso kurze Fragerunden. Natürlich hatten hier auch einige immer wieder ihren Auftritt an den Mikrofonen, ohne, dass jedoch die Fragen den manchmal üblichen aggressiven Unterton beinhalteten. Sondern unaufgeregt, ohne den sonst oft präsenten Nervfaktor.
Und so war es auch nicht verwunderlich, dass wir mit den Wahlen für piratige Verhältnisse schnell durchkamen und am bereits Nachmittag dann einen neuen Vorstand beglückwünschen durften.
Bemerkenswert vielleicht der Auftritt eines Kandidaten mit Schirmmütze, der sich für mehrere Ämter beworben hatte, dann jedoch nicht zum Zuge kam. Warum bemerkenswert? Weil man ihm glaubhaft abnahm, dass es ihm nicht primär um das Amt ging, sondern weil er einfach helfen will. Und bemerkenswert auch deshalb, da er, genau wie der Bundesvorsitzende mit Schirmmütze antrat.
Nein, ganz ehrlich: Diese Einstellung mithelfen zu wollen, kann man nicht hoch genug einschätzen. Egal ob bei Remi, oder bei vielen anderen aktiven Piraten, die sonst nicht im Fokus stehen. Die sich aber jeden Tag den Hintern aufreißen (auch mal abfrieren), um ihrer gerade im Regen stehenden Partei wieder auf die Beine zu helfen. Dafür meinen ganz persönlichen Dank an dieser Stelle.
Ok, zurück zum Thema. Ahja, Vorstand. Lasst es mich so formulieren:
Die bayerischen Piraten haben sich einen sehr guten Vorstand ausgesucht. Einen, der nicht nur die bisherige gute Arbeit fortsetzen kann, sondern der auch die mit Blick auf die anstehenden Wahlen notwendige eigenen Schwerpunkte setzen wird. Und das ist bitter nötig, denn wir haben mit der Bundestagswahl und den Landtagswahlen zwei wichtigen Wahlen vor der Brust.
Insofern kann man sich nur wünschen, dass jeder Pirat in Bayern diesen LaVo unterstützt, denn allein ein Vorstand wird die Herausforderungen nicht meistern können. Dazu bedarf es der Unterstützung, der Hilfe, manchmal natürlich auch Geduld. Aber ich denke, nein ich bin sicher, dass wir das schaffen.
Ein Novum am Samstag war dann, dass sich zukünftige Themenbeauftragte vorstellen konnten, und die anwesenden Piraten dann dem Vorstand eine Empfehlung geben konnten, diese zu beauftragen oder auch nicht. Natürlich ist der Vorstand an diese Empfehlung nicht gebunden, aber ich denke schon, dass er der Meinung der „Basis“ ™ folgen wird. Auch das total piratig.
Am Sonntag dann folgte die wohl noch wichtigere Festlegung der Kandidaten zur Bundestagswahl. Hier hatten sich über 20 Kandidaten zur Wahl gestellt und wer das Piratenprocedere kennt, weiß, dass es aus Vorstellungs- und anschließender Fragerunde bestand.
Das absolute Highlight war ….. nein, nicht die Rede einzelner Kandidaten, nicht die Tatsache das wir wie immer ohne Quote auskommen können und wollen. Sondern die Tatsache, dass auf der Liste Namen standen, die niemand kannte. Klarnamen versteht sich, ist ja so vorgeschrieben. Denn außer bei Piraten kann niemand mit seinem Twitternick kandidieren (Hallo Alleinstellungsmerkmal 😉 ) Und umso überraschender dann, als sich hinter diesen Namen das Geheimnis lüftete, als dann der jeweilige Twitter- oder Mumble-Name dazugesagt wurde. Hätte ich sooooo, und sicher auch viele andere im Raum, nicht gedacht. Ein kleines Highlight, nun endlich dem Twitternick auch ein Gesicht zuordnen zu können. Und einen Name. Auch wenn diesen dann bei der nächsten Twitterdiskussion oder im nächsten Mumble natürlich niemand benutzen wird! Piratig halt.
Aber zurück zu den Kandidaten. Die für mich beste, politischste und emotionalste Kandidatenrede hielt Leakadealer42. Wut, Emotion, klare Statements, Fingerzeige was wir tun müssen. Ihm war anzumerken, dass er mit und für die Piraten lebt, leidet und kämpft. Und das in einer für Olaf rekordverdächtigen Zeit. Ebenso konnten Benjamin und Katharina mit Ihrer Rede überzeugen. Bedauerlicherweise mussten die beiden dann ganz am Schluss in die Stichwahl um Listenplatz 3. Verdient hätten ihn beide gehabt. Aber auch die anderen gewählten Kandidaten wussten mit ihrer persönlichen Art der Vorstellung zu gefallen. Natürlich gab es auch den ein oder andere der sich schwer tat, sein Bewerbung dem geneigten Publikum schlüssig darzulegen. Aber auch das gehört zur einer gelebten Demokratie.
Ich denke wir haben eine sehr gute Liste gewählt. Gefüllt mit sehr guten Kandidaten, die sich der Unterstützung der Piraten sicher sein dürfen.
Aber damit ist es nicht getan. Denn nun beginnt die Arbeit. Nicht nur für den neu gewählten Vorstand, nicht nur für die Kandidaten zur Bundestagswahl. Nein, für den gesamten Landesverband mit seinen über 1500 Mitgliedern heißt es jetzt: Ärmel hoch.
Und damit mir niemand vorwirft, ich hätte völlig unpiratig die nautischen Metaphern vollkommen vergessen, folgt natürlich eine, oder zwei, oder drei. Piratig halt.
Klar, wir haben gerade Schlagseite und auf uns wartet ein Meer voller Unwägbarkeiten, doch wir werden keinesfalls die Segel streichen und mit immer einer Handbreit Wasser unterm Kiel beweisen, dass wir keine Leichtmatrosen, sondern echte Seebären sind.
In diesem Sinne: Flagge hissen und volle Kraft voraus.