Im Frühjahr haben Studenten der Sozialwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eine Umfrage über die Piratenpartei durchgeführt, deren Auswertung jetzt vorliegt. Leider liegt mir nur der Bericht vor und nicht die eigentlichen Zahlen, daher kann ich auch nur ihn zusammenfassen. Überrascht hat mich der Frauenanteil von fast 10 Prozent unter den befragten Piraten. Ich hatte eigentlich mit weniger gerechnet. Und da über 10 Prozent der Befragten überhaupt keine Angabe zu ihrem Geschlecht machen wollten, liegt er bestimmt noch höher, wobei natürlich zur letzten Gruppe auch alle gehören, die sich geschlechtlich nicht festlegen wollen. Dass die Piraten eine besonders hohe Schulbildung haben, überrascht kaum; das Durchschnittsalter liegt bei 31,7, also leicht höher als bei früheren Befragungen.
Auf die Frage nach den Gründen für das Engagement in der Piratenpartei ist der Favorit die Wahrung der Bürgerrechte. Das bestätigt meine Einschätzung, dass die Piratenpartei mehr noch als eine Internetpartei eine Bürgerrechtspartei ist. Damit unterscheidet sie sich grundlegend von allen anderen Parteien, die die Bürgerrechte als weniger wichtig ansehen. Zwar möchte die FDP gern als Bürgerrechtspartei gelten, doch kann man das nach zum Beispiel der Entscheidung zum SWIFT-Abkommen oder der Forderung nach Leistungsschutzrechten vergessen.
Drei Viertel der Piraten erwarten übrigens, dass die Partei ein Vollprogramm entwickeln wird. Das relativiert die oft behauptete Teilung der Partei in Verfechter eines Vollprogramms und solchen, die sich auf ein Kernprogramm beschränken wollen. Zudem sind die Befragten sehr optimistisch, was den Einzug der Piraten in Parlamente angeht: etwa 2/3 halten das für wahrscheinlich, und fast genau so viele rechnen sogar mit einer baldigen Regierungsbeteiligung.
Interessant sind die Untersuchungen zum Mobilisierungspotenzial; dazu wurde auch eine Umfrage in der Bamberger Bevölkerung gemacht: Offenbar kann die Piratenpartei allein dadurch noch mehr Wähler mobilisieren, dass sie bekannter wird. Die Umfrage konnte einen potenziellen Wähleranteil von 17% ermitteln.
Den Bericht gibt es als PDF zum Selbstlesen (von Seite 159 bis Seite 190).
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