Schimpfen kann jeder über „die Politiker“. Doch wie kommt man als interessierter Mensch über das Wutbürger- und Stammtischparolen-Niveau hinaus? Wie geht Politik eigentlich? Wo gibt es eine Bedienungsanleitung zur Demokratie? Das Suchen hat ein Ende, meint Eva Leipprand. Mit dem Taschenbuch „Politik zum Selbermachen“ bietet die erfahrene grüne Kommunalpolitikerin den leichtverständlichen Wegweiser vom Infostand in den Rathaussaal.
Gleich zum Start wird der Leser mitgenommen auf eine handfeste Tour durch die Untiefen des politischen Geschäfts: „Heute Morgen beim Zeitungslesen hast du dich wieder einmal aufgeregt. Was machen die doch für einen Mist in der Politik! Sie fahren den Karren an die Wand, und unsereins muss es ausbaden. Und kann nichts dagegen tun!“
In 22 Lektionen erfährt der Leser Grundlegendes und scheinbar unwichtige Kleinigkeiten. Zum Schluß jeder Lektion gibt es eine Frage. In der schlußendlichen Auswertung erfährt der Politikaspirant, ob er eher der Typ „hoffnungsloser Idealist“ oder „eiskalter Machtpolitiker“ ist.
Lektion für Lektion räumt die Autorin auf mit Illusionen. Der Politiker gehört zu den unbeliebtesten Leuten überhaupt. Der Rückzug auf einen Standpunkt der Bescheidenheit ist nicht gestattet. Am Straßenwahlkampf führt kein Weg vorbei. Wer ein öffentliches Amt innehat, ist keine Privatperson mehr.
Wegen solcher klaren Ansagen muß man dieses Büchlein lieben. Jedem, der sich fragt, ob und wie er sich diese aufreibende Freizeitbeschäftigung antun soll, wird diese 171 Seiten mit Gewinn lesen.
Eva Leipprand: Politik zum Selbermachen. Suhrkamp. Taschenbuch, 11,95€, ISBN 3518462687
Autor des Artikels: Stefan Müller unter CC-0 veröffentlicht.