Die Olympischen Spiele werden vom 27. Juli bis zum 12. August in England stattfinden. Im Vorfeld ist eher von geplanten Sicherheitsmaßnahmen zu lesen: Kriegsschiffe auf der Themse, Flugabwehrgeschütze auf Hochhäusern und tausende Soldaten, welche die Spiele schützen sollen. Wir fragen Loz Kaye, den Vorsitzenden der Piratenpartei UK nach seinen Eindrücken.
Flaschenpost: Flaschenpost: Wir verfolgen die Meldungen zur Olympiade mit großer Aufmerksamkeit. Für uns klingt einiges erschreckend. Ein Flugabwehrgeschütz soll für die Dauer der Spiele errichtet werden. Funkamateure sollen für die Dauer der Spiele im Raum London Funkstille halten. Wir lesen von 20.000 Sicherheitsleuten davon 5.000 Soldaten. Wird in England für die Dauer der Spiele das Kriegsrecht verhängt?

Loz Kaye: Viele Menschen in Großbritannien waren überglücklich als London für die Olympischen Spiele ausgewählt wurde. Aber wir wären sicher nicht so glücklich gewesen, wenn wir gewusst hätten auf was wir uns da eingelassen haben.
Es scheint als würde unsere Hauptstadt in einen Sicherheitsalptraum verwandelt. Einige Einwohner von London sind beunruhigt, seit sie herausgefunden haben, dass auf den Dächern des Hauses in dem sie ihre Wohnung haben Raketen installiert werden sollen. Die Nutzung von Truppen für den Polizeidienst überschreitet die Grenze der Rolle des Militärs in einer demokratischen Gesellschaft.
Wir beobachten außerdem eine besorgniserregende Erosion unserer bürgerlichen Freiheiten. Es gibt Pläne für „Präventivverhaftungen“ – um Personen, von denen vermutet wird, dass die protestieren könnten, aufzuhalten bevor sie irgendein Verbrechen begangen haben. Das ist ganz offensichtlich inakzeptabel.
Ebenso wird viel Energie darauf verwendet, die Firmensponsoren zu schützen. Es gibt so viele absurde Beispiele, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll – begonnen beim Abschalten von Nicht-VISA-Geldautomaten, über Floristen die ihre Schaufensterdekoration abmontieren müssen, weil sie die Olympischen Ringe zeigen.
In einer von den Organisatoren veröffentlichten Verlautbarung mit Richtlinien zum Schutz des geistigen Eigentums der Spiele wird sogar darauf hingewiesen, dass selbst die Wörter „gold“, „2012“ und „Sommer“ Teil der Marke sind. Weit ab davon die Marke zu schützen sorgte das für ein ungutes Gefühl und, ganz ehrlich, wohlverdienten Hohn.
Als Pirat bin ich ganz dafür, Sport und Kultur gemeinsam zu zelebrieren. Aber wie es scheint droht die Gefahr, dass darüber vergessen wird was der Olympische Geist eigentlich ist.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.