
Steingarten und Solarthermie | CC BY 3.0

Ich habe mich für 2 Wochen nach Griechenland (Zakinthos) begeben, um die Lage im Original kennenzulernen. Es folgt ein Eindruck der Situation in Griechenland, wie sie sich mir darstellte, ohne den abstrakt-monetaristischen Ansatz eines Wirtschaftweisen. Ich halte grundsätzlich von der gesamten entscheidungstragenden EU-Politclique nichts, weil diese wenig Ahnung von der konkreten Situation vor Ort haben. Daher auch die Fehlentscheidungen. Ein 2-wöchiger Aufenthalt hier würde helfen, bessere Konzepte aufzustellen.
Mir bietet sich hier folgendes Bild: Griechenland (wie auch Spanien) hat grundlegende Gesellschaftsprobleme. Das drückt sich auch in der Unfähigkeit aus, „dynamisch-produktiv“ zu sein. d.h. innovativ Märkte aufzuspüren und zu entwickeln. Hier gibt es beispielsweise kaum Solaranlagen, während in Deutschland oder Tschechien jedes Dach damit vollgepflastert ist.
Griechenland lebt vom Tourismus. Aber hier vor Ort sind 50% der Hotels geschlossen. Das ist nur teilweise wegen der Krise geschehen und vielfach schlicht wegen der hohen Preise, die bis vor kurzem unversteuert in die Taschen der Kleingewerbler flossen.
Das Abendessen kostet 7-12 Euro, eine Tasse Kaffee 2 Euro, eine Busfahrt 1,90 Euro, usw. Lediglich die Mieten sollen gesunken sein: 150 qm können hier auf dem Land (Zakynthos) für 350 Euro angemietet werden, in Patras bezahlt man für 50 qm knapp 300 Euro.
Viele lohnabhängige Menschen sind fleißig, andere nicht: der eine vermietet dies, der andere das an Touristen. Hier brach der Tourismus um 30% ein. Wer in der Großstadt lebt und keine Unterstützung durch die Familie hat ist oft arm dran. Besser gestellt sind Griechen mit Landbesitz. Sie bauen ihr Gemüse selbst an und halten sich Hühner. Andere rollen immer noch in ihrem deutschen Allradauto durch die automatische Hofeinfahrt – bei einem Benzinpreis von 1,80 Euro pro Liter.
Angeboten wird klassischer Pauschaltourismus: Zimmer mit Halbpension oder „All inclusive“. Last-Minute-Preise liegen um 400.- Euro mit allem: für den Hotelbesitzer bringt das ca. 15.- Euro / Tag. Deshalb sinken vielfach die Löhne: hier im Hotel arbeiten einige für 2 Euro und leben ansonsten von den Ersparnissen der Eltern. Die Staatsgehälter sind ebenfalls gesunken: z.B. ist das Einkommen eines Lehrer mit 5 Jahren Berufserfahrung von 1200 auf 700.- Euro reduziert worden (zum Vergleich: ein tschechischer Lehrer verdient am Ende seiner Karriere 800.- Euro). Arbeitslosenunterstützung gibt es für ein Jahr. Das Rentenalter wurde von 50 auf 65 Jahre erhöht.
Alle Griechen hier schimpfen auf „die Politiker“ und prognostizieren einen Wahlsieg der rechten Parteien, die für den Euro und die EU eintreten. Keine Spur von revolutionärem Gehabe und Herumprügeln mit Polizei und Militär. Das gibt’s nur in Ägypten und Tunesien. Wir Europäer sind noch zu vollgefressen: auf dem Strand rollen adipöse „All inclusive“ Touristen.
Meine Meinung: wir müssen aufhören, die Eurokrise als monetäre Krise zu diskutieren. Europa hat kulturelle sowie Identitätsprobleme. Und: wir haben Korruption im Staatsapparat. Hier dauert es trotz Krise 8 Monate, um ein Gewerbe anzumelden. In Kanada braucht es dafür gerade mal einen Tag.
Solange diese Grundübel nicht behoben sind, brauchen wir nicht über monetäre Taktiken und Hilfsprogramme zu reden: Hier hat die EU vollständig versagt.
Gruß aus Zakynthos, wo ich nur nette, fleißige und hilfsbereite Menschen getroffen habe.