Ein Appell von Gastautor Andreas Popp
Liebe Piraten,
einige von euch haben sicher schon Geschichten gehört und seltsame Protokolle gelesen, in denen es zur Aufstellung von Direktkandidaten kam, die für die Piratenpartei alles andere als geeignet sind, weil sie z.B. nicht mal unser Programm kennen oder es gar offen ablehnen.
Was diese Fälle gemeinsam haben ist, dass zu diesen Aufstellungsversammlungen nicht die Anzahl an Piraten gekommen ist, die hätte da sein können. Sprich: Einige aktive Mitglieder waren nicht da. Das ist leider sehr häufig so. Viele Piraten haben kein Interesse an den Aufstellungsversammlungen, sei es weil sie denken, dass der Direktkandidat eh unbedeutend ist und man nur zur Listenaufstellung muss – was gerade bei der bayerischen Landtagswahl, wo Direktkandidaten automatisch auf der Liste gesetzt sind und dank freier Listen auch von einem schlechten Listenplatz aus in den Landtag einziehen können, vollkommen falsch ist – oder dass die Entscheidung eh schon vorher feststeht (weil sich z.B. im Vorfeld eh nur ein bekannter Kandidat bewirbt).
Aber gerade wenn nur sehr wenige stimmberechtigte Mitglieder anwesend sind, können Aufstellungsversammlungen eine unerwartete Wendung nehmen. So kann z.B. ein völlig unbekannter Kandidat samt Familie und Freundeskreis aus dem Nichts auftauchen und die Aufstellungsversammlung kapern. Dann hat man plötzlich einen Kandidaten vor sich, den man kaum kennt und mit dem man sich nicht identifizieren kann. Oder die Mitglieder, die da sind, sind mehrheitlich noch unerfahren. Die wählen dann vielleicht eher jemanden, der gut reden kann, als einen eher schüchternen, der aber bisher gute Arbeit gemacht hat. Oder sie wissen nicht was man tut, wenn kein geeigneter Bewerber zur Verfügung steht.
Ja, diese Situationen sind sicher nicht an der Tagesordnung. In gefühlten 95 % der Fälle ist die Direktkandidatenaufstellung ziemlich unspektakulär. Aber die oben beschriebenen Szenarien passieren, wie ihr seht. Und ihr wisst nie, ob euer Stimmkreis/Wahlkreis jetzt nicht zufällig doch zu den anderen 5 % gehört. Wenn dann doch ein schlechter Kandidat aufgestellt wird, dann hilft es nichts mehr, über den Bewerber zu meckern, ihn anzuflamen oder jemand anderem die Schuld zu geben. Stellt euch vor, ihr stellt nach harter Vorbereitungsarbeit plötzlich fest, dass ihr im Wahlkampf nächstes Jahr gegen den eigenen Direktkandidaten arbeiten müsst. Wollt ihr das euch und den andren Piraten, die mit euch Arbeit investiert haben, wirklich antun?
Aus diesem Grund appelliere ich an alle Piraten: Geht zur Aufstellungsversammlung eurer Direktkandidaten. Das dauert in den meisten Fällen, gerade wenn die Bewerberlage dünn ist, maximal eine Stunde. Eine Stunde, die je nach Wahl nur einmal alle vier bis sechs Jahre anfällt. Bitte nehmt euch diese Zeit. Auch wenn euch Vorstandswahlen langweilen, ihr Programmdebatten zu nervig findet und Stammtische euch zu viel Gelaber sind. Bitte nehmt euch diese eine Stunde Zeit. Versucht Termine, die parallel liegen, zu verschieben oder, wenn sie sich nicht verschieben lassen, Ersatzleute zu finden. Wenn ihr nicht wisst, wie ihr hinkommt, fragt herum, ob euch jemand mitnehmen kann. Versucht zur Not ein paar Hebel in Bewegung zu setzen, statt einfach weg zu bleiben.
Die Piraten sind eine Mitmachpartei. Bei uns werden Bewerber nicht in Delegiertenversammlungen aufgestellt wie bei anderen Parteien (die CSU stellt z.B. sogar Stimmkreisbewerber mit Delegierten auf). Aber das kann nur funktionieren, wenn auch wirklich alle mitmachen, wenn sie gebraucht werden und nicht nur, wenn sie gerade Lust haben. Die Aufstellungsversammlungen sind so ein Fall. Wenn hier nicht alle aktiven Piraten dabei sind, dann müssen wir irgendwann die Aufstellung als Vollversammlung statt Delegiertenversammlung in Frage stellen und das möchte ich nicht.
Also nochmal: Bitte geht zur Aufstellungsversammlung!
Danke <3
Euer Andi