Was sind wir doch vorurteilsbeladen, wenn es um berufliche Minderheiten am Rande unserer Gesellschaft geht. Viel zu wenig echte Details, unwiderlegbare Fakten und Gewohnheiten wissen wir z. B. über Beamte, Mitarbeiter der öffentlichen Hand oder Politiker.
Haben wir eine Meinung zu diesen Personenkreisen, so ist diese meistens keine gute. Zu sehr werden diese Menschen verspottet, verunglimpft und dienen Kabarettisten (oder auch Comedians) aller Richtungen als Feindbild, an denen sie sich zur Freude ihres Publikum satirisch abarbeiten. Alle haben schon darüber gelacht.
Doch in unserem schmalspurigen Weltbild haben wir weit gefehlt. Erwartet man als Lektüre schwere, verstaubte Wälzer, Paragraphen und Gesetzestexte, so muss sich der vorurteilsbeladene Leser eines Besseren belehren lassen. Kürzlich machte eine Verwaltungsbehörde in Hamburg Bergedorf von sich reden. Eine große Anfrage an die Bezirksverwaltung brachte deren wahre Lektüre an den Tag.
Auf die Frage zum neuen Transparenzgesetz wurden Antworten von der Behörde eingefordert. Etwa welche Verwaltung unter die Transparenz fällt, wer mit der Umsetzung des Gesetzes betreut ist, ob die Bürger schon Anfragen gestellt haben und inwieweit das Bezirksamt die Bürger zum Transparenzgesetz informiert.
Auf diese letzte Frage kommt die erstaunliche Antwort auf offiziellem Behördenpapier wie folgt: „Auf der Bergedorfer Internetseite […] ist ein direkter Link zu einer Information der Justizbehörde zum Transparenzgesetz. Weitere Hinweise sind nicht geplant und im Hinblick auf Veröffentlichungen von Parteien (z.B. Kaperbrief der Piratenpartei Oktober 2012) und verfügbaren Informationen im Internet auch nicht erforderlich.“
In der Verwaltung werden nicht verstaubte Akten gelesen. Nein, tagesaktuelle, informative, kritische und politische Lektüre dienen den zu Unrecht verfemten als Informationsquelle. Das ist der größte Mythbuster seit in den Medien endlich verstanden wurde, dass die Piraten das Urheberrecht nicht abschaffen wollen.
Was kann es schöneres für die Belohnung der Arbeit der Piraten geben? Behörden empfehlen offiziell den Kaperbrief der Piratenpartei.
Das ist ganz schön amtlich.