Die Flaschenpost interviewt alle Spitzenkandidaten der einzelnen Bundesländer für die Bundestagswahl 2013. Wir fragen genauer nach, was ihre Ziele für Deutschland sind und wie man sie im Wahlkampf unterstützen kann. Heute: Veit Göritz
Die Flaschenpost interviewt alle Spitzenkandidaten der einzelnen Bundesländer für die Bundestagswahl 2013. Wir fragen genauer nach, was ihre Ziele für Deutschland sind und wie man sie im Wahlkampf unterstützen kann.
Heute: Veit Göritz
Name
Veit Göritz
Nick
Veit
Alter
27
Wohnhaft in
Eberswalde
Beruf
Angestellter im Bereich Sicherheitstechnik
Spitzenkandidat in
Brandenburg
Mail
veit@piratenbrandenburg.de
Flaschenpost: Warum bist Du der Piratenpartei beigetreten? Was macht für Dich die (Politik der) Piratenpartei aus?
Veit Göritz: „Wunsch nach politischer Teilhabe“ | CC-BY-SA BARTJEZ
Veit: Im Zuge der Europawahl 2009 hörte ich das erste Mal von der Piratenpartei. Anfangs habe ich die PIRATEN als „Spaßpartei“ belächelt. Erst das Engagement von Frau von der Leyen im Bereich Netzpolitik hat mich dazu gebracht, mich näher mit den Zielen und Werten der Piratenpartei zu beschäftigten. Neben den Positionen im Bereich Netzpolitik, wirkten auch die offenen Strukturen der Partei letztlich sehr anziehend auf mich. Kaum hatte ich meine ersten beiden Stammtische besucht, wurde ich bereits in den Wahlkampf einbezogen. Die Piraten erlebte ich als Zusammenschluss vieler engagierter Menschen, die voller Enthusiasmus neue Ideen entwickelten und umsetzten.
Der rege Austausch mit Mitgliedern und potentiellen Wählern überzeugte mich schließlich, meine Unzufriedenheit mit der Politik in etwas Positives umzusetzen und der Piratenpartei beizutreten. Die PIRATEN sind mutig und dynamisch. Sie begnügen sich nicht damit, den eingetretenen Pfaden der etablierten Parteien zu folgen, sondern stellen sie in Frage und versuchen neue Wege zu gehen.
Dazu gehören die gelebte Basisdemokratie, das Entwickeln neuer Beteiligungsmöglichkeiten über das Internet oder die Veröffentlichung nahezu aller innerparteilichen Vorgänge. Die Piratenpartei nutzt die technischen Möglichkeiten des Internets, um die Demokratie fit für das Informationszeitalter zu machen. Dort wo die etablierten Parteien nur Gefahren erkennen und den Untergang des Abendlandes fürchten, sehen wir Chancen und ergreifen sie.
Flaschenpost: Was hat Dich motiviert für den Bundestag zu kandidieren? Was war Dein erster Gedanke, als Du das Listen-Wahlergebnis gesehen hast?
Veit: Im Grunde sind meine Gründe, für den Bundestag zu kandidieren die gleichen, die mich auch motiviert haben, der Piratenpartei beizutreten: der Wunsch nach politischer Teilhabe. Die Beteiligungsmöglichkeiten innerhalb der Partei sind so vielfältig und vielzählig, dass oft nur die eigene Freizeit der begrenzende Faktor ist. Das mögliche Mandat bietet mir die Chance, mich in viel größerem Umfang als bisher einzubringen. Durch Mitarbeiter und den Zugang zu den wissenschaftlichen Diensten des Bundestages steigt auch die Qualität der Beteiligungsmöglichkeiten erheblich.
Das Wahlergebnis hat mich ziemlich überrascht. Ich hatte mit einer knappen Entscheidung gerechnet und nicht erwartet, die Wahl für mich entscheiden zu können. Der erste Gedanke nach der Verkündung des Ergebnisses war „Unglaublich!“ Kurz darauf tummelten sich in meinem Kopf so viele Gedanken, dass es mir nicht gelingt, diese zu beschreiben.
Flaschenpost: Wie möchtest Du unsere Politik und unser Programm den Wählern näher bringen?
Veit: Zum einen natürlich im direkten Kontakt. Darin habe ich durch die vielen Infostände und Aktionen zum Sammeln von Unterstützungsunterschriften einige Erfahrung machen können. Die positiven Rückmeldungen und eine hohe Erfolgsquote bei den Unterschriften bestätigen, dass meine Stärke im direkten Gespräch liegt. Mein Wahlkampf wird sich aber nicht nur auf den direkten Kontakt mit einzelnen Personen beschränken, sondern ich werde natürlich weder Podiumsdiskussionen noch Interviews mit oder Auftritte in den Medien scheuen. Zwar fehlt mir auf diesem Gebiet noch einiges an Erfahrung, doch ich bin mir sicher, dass ich mit der vermehrten Wahrnehmung solcher Termine schnell routinierter werde im Umgang mit Medien.
Flaschenpost: Was möchtest Du im Wahlkampf machen und wie kann man Dich dabei konkret unterstützen?
Veit: Im Wahlkampf werde ich versuchen, so viele Termine wie möglich wahrzunehmen, um unser Programm nach Außen zu tragen. Gerade bei der Vorbereitung auf Themen, die mir nicht so liegen, nehme ich gerne jede Unterstützung an. Bei vergangenen Podiumsdiskussionen hat es sich als hilfreich erwiesen, die zu erwartenden Themen vorher bereits in einer Mumblerunde durchzusprechen. Sofern möglich, werde ich also auch zukünftig dazu einladen. Die Suche nach möglichen Terminen für Diskussionveranstaltung gestaltet sich aufwendig, weshalb auch hier mehr Augenpaare nur nützlich sein können.
Flaschenpost: Was ist dein thematischer Schwerpunkt?
Veit: Als technikbegeisterter und netzaffiner Mensch liegt mir die Netzpolitik am nächsten. Der freie Zugang zu Informationen und Wissen im Internet ließ mich zum Fan von umfassender Transparenz und freien Inhalten werden. Als ehemaliger Grünen-Sympathisant ist mir eine nachhaltige Umwelt- & Energiepolitik ebenfalls sehr wichtig. Die Erlebnisse auf vielen Demonstrationen der letzten Jahre und der zunehmende Ausbau von Überwachungstätigkeiten seitens des Staates steigerten auch mein Interesse am Schutz der Grundrechte und der persönlichen Freiheit.
Flaschenpost: Wofür möchtest Du Dich im Bundestag einsetzen, welches Ressort / welche Ausschüsse möchtest Du besetzen?
Veit: Die Ausschüsse „Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit“, sowie „Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz“ liegen sehr nah an meinen Hauptinteressengebieten. Alternativ könnte ich mir auch vorstellen, in den Ausschüssen „Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung“, „Inneres“, „Kultur und Medien“ oder „Petitionen“ zu arbeiten. Letztendlich werden aber die künftigen Fraktionsmitglieder gemeinsam entscheiden, wie die jeweiligen Ausschüsse am besten besetzt werden. Obwohl ich mich zum Beispiel durchaus für „Verteidigung“ interessieren würde, ist Sebastian Harmel dafür unbestritten die bessere Besetzung.
Flaschenpost: Wenn Du eine Sache in Deutschlands Politik ändern könntest – was wäre das?
Veit: Wenn ich mich entscheiden müsste, würde die Wahl wohl auf ein Transparenzgesetz nach Hamburger Vorbild fallen. Ich bin überzeugt, dass die Verfügbarkeit von Informationen eine Entwicklung anstoßen wird, in der mehr und mehr Menschen diese Informationen kreativ nutzen und daraus Ideen entwickeln. Mit den Ideen wird auch der Wunsch nach politischer Teilhabe wachsen. Unzufrieden mit den aktuell bestehenden Beteiligungsmöglichkeiten werden die Rufe nach Veränderung immer lauter. Die Zahl, der sich an Demonstrationen, Petitionen und Initiativen beteiligenden Menschen steigt in Folge dessen stetig an. Diesen wachsenden Druck aus der Bevölkerung wird die Politik nicht mehr ignorieren oder übergehen können. Die direktdemokratischen Beteiligungsmöglichkeiten werden ausgebaut und mittel- bis langfristig werden sich alle vernünftigen Ideen durchsetzen. Das klingt alles vielleicht etwas sehr optimistisch oder sogar utopisch, aber hey, ich durfte mir ja etwas wünschen.
Flaschenpost: Danke für das flauschige Gespräch!
In ein bis zwei Wochen folgt das nächste Interview mit Sandra Tiedtke die Spitzenkandidatin aus Sachsen-Anhalt für die Bundestagswahl ist.
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