Als der Sperling gestern früh beim Frühstück seine Zeitung las, ist er fast aus seinem warmen gemütlichen Nest gefallen. Was war passiert?
Wie Symantec in seinem offiziellem Blog mitteilt, spioniert Facebook mit seiner offiziellen App für Android die Mobiltelefonnummern seiner Nutzer aus. Bei der Installation der App wird die Telefonnummer ungefragt, ohne Wissen des Nutzers und ohne, dass er dies verhindern kann, an einen Server von Facebook übertragen. Darauf angesprochen teilte Facebook Symantec mit, dass sie die Telefonnummern nicht genutzt haben, sie jetzt von Ihren Servern gelöscht hätten und die App „fixen“ würden.
Dieses Statement ist für unseren Piepmatz so lächerlich, verlogen und manipulativ, dass es schon schmerzt. „Für wie blöd hält Facebook uns eigentlich?“ fragt er sich.
Dass Facebook wirtschaftlich verwertbare Daten löscht, ist ungefähr so wahrscheinlich wie eine natürliche Schneepiste am Strand von Sylt im Hochsommer. Dass sie die Daten (sollte man das dann tatsächlich glauben) nicht genutzt hätten, bedeutet nicht, dass die NSA sie nicht abgeschnorchelt hat. Außerdem suggeriert die Verwendung des Verbs „fixen“, es wäre ein „Bug“ gewesen – ein Fehler also.
Der Sperling glaubt nicht an Fehler wenn es um datenschutzrechtliche Unverschämtheiten bei Facebook geht. „Eher friert die Hölle zu, als dass das ein Zufall ist!“, piepste er.
Laut Google ist die App auf einigen Millionen Handys installiert worden, und wie es bei Apps für iOS aussieht, weiß niemand. Auf anderen Systemen ist die App gerne auch schon mal vorinstalliert, z.B. auf meinem älteren LG.
Was lehrt uns das? Zum Thema Datenschutz und Facebook gibt es kaum einen Verdacht, der in den letzten Monaten nicht durch Fakten und/oder Enthüllungen untermauert wurde. Google (insbesondere Google+) ist kaum besser, aber zumindest fragen sie „höflich“ nach der Nummer (vorgeblich zum Zwecke der Wiederherstellung des Zugangs zum Konto) und verschaffen sich diese Information nicht einfach auf unlauterem Weg. Denn das ist es, was Facebook getan hat: Es behandelt seine Nutzer unlauter.
Sind die anderen besser? Ich ahne, dass dem nicht so ist. Es fehlen aber die Beweise. Der Sperling hatte sich gerade noch am Nestrand festhalten können und krabbelte wieder zurück. „In Zukunft“, sagte er sich, „Werde ich mich anschnallen bevor ich etwas lese“.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt und Podcastet nur wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂