Heute gibt es beim Medienmittwoch einmal etwas ganz anderes. Nämlich eine Partitur. Der deutsche Pianist und Komponist Thomas Bierling, der schon das Grundgesetz vertont hat, hat einen weiteren Kracher gelandet. In einer unnachahmbaren Weise hat er den NSA-Skandal mit all seinen Winkelzügen vertont. Dazu in der Pressemitteilung:
Der Komponist Thomas Bierling, der vor einigen Jahren mit seiner Vertonung des Grundgesetzes Schlagzeilen machte, stellt nun ein weiteres politisch motiviertes Werk der Öffentlichkeit vor. In seinem Opus „Top Secret – The NSA Rhapsody“ thematisiert er den Abhörskandal um die britischen und US-amerikanischen Geheimdienste und dessen Auswirkung auf das Verhalten des Einzelnen und das Zusammenleben der Völker. Das monumentale Werk für Sopran und Orchester spiegelt in seiner Anlage die Monstrosität der im Geheimen operierenden Überwachungsapparate wider, die zerrissene Ambiguität der Tonsprache bildet dabei ein Äquivalent zur Ambivalenz der Meinungen im öffentlichen Diskurs. In seiner dezidierten Subjektivität schwankt das Werk zwischen deterministisch-serieller Technik, Aleatorik und Neuer Einfachheit, durch den Einschluss tonaler Elemente im Duktus amerikanischer Polystilistik soll aber bei aller Kritik auch eine Brücke gebaut werden, um die transatlantischen Relationen nicht ultimativ in Frage zu stellen. Ein besonderes Augenmerk legte der unbequeme Tonsetzer auch auf die Gestaltung des Textes, der sich polyglott mit den einschlägigen key words der empirischen geheimdienstlichen Kasuistik pejorativ auseinandersetzt.
Doch bei der Arbeit befielen den Komponisten auch Skrupel. „Einige Teile des Werkes sind derart brisant und verstörend geraten, dass sie einem unvorbereitetem Publikum nicht ohne Weiteres zugemutet werden können.“, so Bierling. Die musikalische und politische Hermeneutik erschließe sich nur Rezipienten mit adäquater Propädeutik. Aus diesem Grund dürfen diese Werkteile erst nach Ablauf von 50 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Als Künstler trägt man auch Verantwortung für die gesamtgesellschaftliche Wirkung eines Werkes, insofern konnte ich in der Schaffensphase auf geradezu paradoxe Weise die Argumentation von Politikern und Geheimdiensten mit durchleben und nachempfinden.“, führt der Künstler weiter aus. „Aber ich kann versichern, dass auch die geheimen Teile des Werkes auf der Basis humanistischer und demokratischer Werte entstanden sind. Für den Hörer drohen daher auch in Unkenntnis des Gesamtwerkes keinerlei Gefahren für Leib und Seele.“, fügt Bierling noch hinzu.
Was soll man dazu noch groß hinzufügen? Wir wünschen euch viel Spass beim Genuß der NSA-Partitur! Vielleicht gibt es den ein oder anderen unter euch, der sie für uns vertonen mag?
P.S: Bitte nicht allzu ernst nehmen 😉