Immer wieder höre ich von Seiten religiöser, rechter und bedauerlicherweise auch mancher linker Personen “Rechtfertigungen” [1] für antisemitische Handlungen oder Äußerungen Dritter. Aus meiner Sicht sind diese “Rechtfertigungen” in ihrem Kern antisemitisch, und warum dies so ist, will ich hier argumentativ darlegen:
Warum ist die Verharmlosung von Antisemitismus problematisch?
Die Verharmlosung von Antisemitismus ist problematisch, weil sie die gefährlichen und schädlichen Auswirkungen antisemitischer Handlungen oder Äußerungen herunterspielt und normalisiert. Wenn beispielsweise antisemitische Aussagen als bloße Meinungen oder legitime Kritik dargestellt werden, wird der Hass salonfähig gemacht und der Boden für weitere Diskriminierungen und Gewalt bereitet. Durch die Verharmlosung von antisemitischen Äußerungen und Einstellungen wird Antisemitismus befördert, der gesellschaftliche Zusammenhalt geschwächt und das Fundament einer toleranten und pluralistischen Gesellschaft erodiert.
Das betrifft auch die Wiederholung von Slogans, welche durch klar antisemitische Akteure verwendet werden, wie beispielsweise “From the river to the sea” oder “free palestine”, die verklausuliert die Zerstörung Israels und die Ermordung aller Juden fordern.
Diese Verharmlosung kann dazu führen, dass antisemitische Einstellungen in der Gesellschaft weiter verbreitet und akzeptiert werden. Mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit wird der Anschein erweckt, dies sei durch das Grundgesetz geschützt – dabei wird aber bewusst ignoriert, dass Antisemitismus ein Verstoß gegen die Würde aller jüdischen Menschen ist. Und die Würde aller Menschen ist laut Artikel 1 des Grundgesetzes unantastbar – und steht somit über der Meinungsfreiheit. Punkt.
Herunterspielen von Taten
Verschiedene Aktivisten und Gruppen im Westen, sowohl von rechts als auch von links, verurteilen zwar die Gewalt, stellen die Intifada bzw. die Hamas-Angriffe vom 7. Oktober aber oft in den Kontext des sogenannten “palästinensischen Widerstands” und der Vergeltung gegen die israelische Politik. Diese Darstellung spielt die Schwere und den verbrecherischen Charakter der Attentate und Angriffe herunter, indem sie sich stark auf den Kontext der israelischen Aktionen in Gaza und der Westbank konzentrieren. Denn, das sollte man immer wieder mal klarstellen:
Ein legitimer Wiederstand gegen eine überlegene Macht zielt immer auf deren Personen und Einrichtungen, aber niemals auf Zivilisten.
Wer also z.B. die Handlungen der Hamas – seien es mehr als 10.000 Raketen auf Israel, zahllose Anschläge auf Busse oder Cafés oder das Massaker vom 7. Oktober – in irgendeiner Weise legitimiert, der rechtfertigt deren grundsätzliche Ideologie, welche einen Genozid an Juden als Ziel hat.
Fazit
Es ist daher essenziell, antisemitischen Äußerungen und Verharmlosungen entschieden entgegenzutreten und klarzustellen, dass sie keine legitimen Meinungen darstellen, sondern Formen von Hass und Diskriminierung sind. Und es ist auch essenziell, dass wir als Partei mit niemandem kooperieren, der antisemitische Äußerungen und Handlungen verharmlost (hat).
Euer Sperling
[1] Wer hierfür wirklich noch Beispiele benötigt, der darf gerne die Suchmaschine seiner Wahl anwerfen – in meinen Artikeln ist kein Platz für diesen Schmutz.
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt nur noch wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂