Es gibt mal wieder Merkwürdigkeiten rund um Stuttgart 21. Wie bereits berichtet sah die CDU einen “Kommunikations-Gau” bei Stuttgart 21. Und wie behebt man einen Kommunikations-Gau? Bei der CDU will man besonders hip sein, und startet erst mal eine politische Social Media Kampagne. Jetzt sind nicht nur die Gegner des Milliardenprojektes aktiv, sondern seit ein paar Wochen auch vermeintliche Befürworter. Bei den Anführern diese vermeintlichen Befürwortergruppen handelt es sich aber fast immer um Event- und PR-Agenturen, welche gegen die Demonstranten und ihre Mobilisierung im Netz durch den massiven Einsatz von Social Media und Propaganda einige Mitläufer gewinnen. Mappus kündigte die Informationskampagne selbst an.
Am 21. September wurde die “Dialogplattform” direktzustuttgart21.de online gestellt. Hinter dieser Seite steckt die direktzu GmbH, die nach eigenen Angaben eine “effiziente Many-to-One-Kommunikation” anbietet. Bürgernähe soll suggeriert werden. Diese Seite ist aber nicht aus einer Bewegung der Bürger entstanden, sondern von Seiten der Landesregierung um sich eine eigene Gegenbewegung zu „züchten“. laufenfuerstuttgart.wordpress.com ist noch so ein Projekt. Auf den ersten Blickt, sieht alles harmlos aus. Aber auch hier mobilisieren keine Bürger für Stuttgart 21. Auch hier ist die Agentur Sitibi am Werk. Diese Agentur versteht sich selbst als Berater für Begegnungsmarketing. In einem Werbetext heißt es dazu, es wäre ihre Spezialität: “Unternehmen und Institutionen den direkten und unmittelbaren Kontakt zu Menschen in einem positiv besetzten Kontext” zu vermitteln. Man ist also darauf spezialisiert Menschenmassen gezielt zu manipulieren.
Demonstrationen für das Milliardenprojekt werden also nicht von Bürgern organisiert, sondern von Agenturen. Werbung auf Staatskosten. Das ist übrigens alles andere als demokratisch legitim. Die Bahn zahlte schon früher Millionen für Täuschungen. Es wurden Leserbriefe, Blog-Beiträge und Umfragen gefälscht. Alles mit der Unterstützung von Sitibi. wirsindstuttgart21.de ist noch einmal so ein Quatsch. Einen richtig schlechten Versuch konnte man bei www.prostuttgart21.de sehen. Die Seite wurde direkt auf den Server der Stadt Stuttgart gehostet. Man glaubte niemand würde dies raus bekommen. Kompetenz und Union eben. Die gekaufte Bewegung: Stuttgart 21-Befürworter im Netz, sehr lesenswerter Artikel.
Natürlich lässt man auch nicht von den alten bewährten Methoden ab: Man kriminalisiert Teile der Protestbewegung, um selbige zu spalten und um weiteren Zulauf zu verhindern. Der Landtagskandidat der PIRATEN für den Wahlkreis Stuttgart III, Simon Engelhaupt, wurde am Rande einer Protestaktion gegen Stuttgart21 verhaftet. Er hatte mit seinem Handy gefilmt, während die Polizei Baumbesetzer von “Robin Wood” abführte. Engelhaupt kann die Beschuldigungen nicht nachvollziehen. »Es widerspricht meinem Verständnis von Demokratie, wenn man als unbescholtener Bürger eine Räumungsaktion nicht ungestraft dokumentieren darf. Die Anzeige gegen mich ist völlig haltlos«, so der Stuttgarter Direktkandidat der Piraten.
Wenn dann erst mal Zweifel aufkommen, kann man auch gegen die gesamte Bewegung schießen. Die Kanzlerin hält den gesamten Protest für undemokratisch, da Politik ja im Parlament gemacht würde. Das Grundgesetz ist für die Union ja bekannterweise ohnehin mehr eine Art Richtschnur als ein konkretes Gesetz. Undemokratisch ist das asoziale Verhalten der Union, sonst gar nichts. Neuerdings wird auch behauptet, dass die S21 Gegner indirekt ihren Teil zum Amoklauf in Lörrach beigetragen haben sollen. Weil S21 soviele Polizeikräfte binden würde, hätte man in Lörrach kein geeignetes Personal gehabt. Man versucht also die S21 Gegener mit allen Mitteln in ein schlechtes Licht zurücken. Das sind Methoden die mit Demokratie nichts zu tun haben.
Natürlich gibt es auch Befürworter die sich ihre Meinung selbst gebildet haben und diese nun kundtun. Das soll diesen Leuten auch nicht abgesprochen werden. Leider sind aber die meisten eher Mitläufer die sich von PR-Agenturen Fehlinformationen haben andrehen lassen. Es ist ein gewaltiger Unterschied ob ein Stuttgarter Unternehmer gegen Stuttgart 21 mobil macht und dafür Marketinginstrumente nutzt, oder ob eine Landesregierung mit Steuergeldern eine Werbeagentur damit beauftragt Fehlinformationen zu verbreiten und Stimmung für Stuttgart 21 zu machen. Zwischen geleitet und unterstützt besteht ein kleiner Unterschied.