In der Flaschenpost war in den letzten Monaten viel von der Arroganz der Herrschenden zu lesen. Von der Art und Weise, wie ihre Projekte gegen die Interessen und den erklärten Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden. Wir alle wissen: wer an den Hebeln der Macht sitzt wird auf die, in deren Auftrag man eigentlich tätig ist, keine Rücksicht mehr nehmen.
Letzte Woche wurde mein fester Glaube an diese Naturkonstante schmerzhaft aufgefrischt. Dies geschah in der Münchener U-Bahn! Jeder Münchener weiß, dass die Bahnen chronisch überfüllt sind (Hauptstadtbewohner dürfen hier müde lächeln). Im Winter steht man wegen der dicken Mäntel, dicht an dicht. Im Sommer steht jeder steif und verkrampft, denn den Schweißgeruch der anderen Fahrgäste versucht man durch möglichst wenig Verwirbelung auf Abstand zu halten.
Wie dem auch sei: nach mehreren ausgefallenen Zügen kam endlich wieder eine Bahn eingefahren. Das Gedränge auf dem Bahnsteig war unbeschreiblich, die Enge in dem einfahrenden Wagen enorm. Und während die einen versuchten auszusteigen, strömten andere schon in die Wägen rein. Dieses hin und her hätte noch lange so weitergehen können, wenn nicht plötzlich die Durchsage Zurückbleiben bitte auf den wahren Herrscher des U-Bahnbetriebs aufmerksam gemacht hätte: den Fahrer. Kurz darauf schlossen sich die Türen. Sie trennten Paare, Herrchen vom Hund, klemmten einige Fahrgäste ein, hielten die drinnen, die noch raus wollten, und die draußen, die noch rein wollten. Aber immerhin wurde der Fahrplan eingehalten. Denn das ist schließlich die Aufgabe eines U-Bahnfahrers. Was zählen gegen dieses hehre Ziel die (Fahr-) Ziele der Fahrgäste?
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.