Eine google-Suche nach Geld verdienen am PC bringt knapp 2.5 Mio Treffer. Die gelisteten Seiten versprechen selbst bei nur mässiger Einsatzbereitschaft oder geringem Kenntnisstand hohe Verdienste. Für alle, denen schon Rechner hochfahren zu viel ist ein gut gemeinter Rat: die Kasse klingelt auch wenn andere den Computer benutzen! Das wird durch ein kompliziertes Geflecht an Pauschalabgaben, Rundfunkgebühren und Lizenzkosten für Patente immer leicher und ertragreicher.
Sehr bekannt sind Abgaben auf alle möglichen Reproduktionsgeräte. So fallen für Drucker je nach Druckart und -geschwindigkeit Gebühren von 15.- bis 87,50 Euro an. Für einen Scanner immerhin 12.50 Euro. Wobei die Technik für die Texterkennung (OCR) eines gescannten Dokumentes mit Patentfallen förmlich gespickt ist. An diese besondere Form des unternehmerischen Risikos trauen sich nur Unternehmen mit einer wirklich guten Rechtsabteilung. Der Kunde merkt das am Preis. Für ein Faxgerät, so es denn als Laserdrucker arbeitet, weitere 10.- Euro. Wer seine Faxe auf Thermopapier druckt kommt mit 5.- Euro davon. Über den warmen Geldregen freut sich unter anderem die VG Wort und die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ).
Gerne erhoben werden auch Urheberrechtsabgaben auf Rohlinge. So werden für einen DVD-Rohling 8.7 Ct pro Stunde abgeführt, für einen CD-Rohling noch 7.2 Ct für die selbe Spieldauer. Die notwendigen Brenner kosten wiederum extra: 9.21 Euro für jeden DVD-Brenner, 7.50 Euro für die CD-Variante. Speicherkarten wie USB-Sticks oder SD-Karten für mp3-Player und Kameras kosten ebenfalls, hier fallen 10 Ct pro Stück an. Zusätzlich kassiert Microsoft eine Patentabgabe von den Geräteherstellern, da deren Dateisystem VFAT auf den Speicherkarten verwendet wird.
Wer den TV abschafft um den Abend angenehmer (oder produktiver) zu verbringen, entkommt damit nicht der GEZ-Gebühr. Bei der Gebühreneinzugszentrale erkannte man früh, dass sich eine breite Bevölkerungsschicht vom Fernsehen abwendet. Und man steuerte gegen. Der Begriff des neuartigen Empfangsgerätes wurde erfunden und flugs der Computer mit Internetanschluss in diese Kategorie eingereiht. So konnte das TV-müde Bildungsbürgertum als Beitragszahler zurückgewonnen werden! Das wirklich innovative am neuartigen Empfangsgerät ist jedoch, dass nur ein Bruchteil von dem, was über Antenne, Kabel oder Satellit zu empfangen ist auch auf den Computer kommt. Ist aber egal, denn die Gier nach Gebühren gebar die Haushaltsabgabe: ab 2013 muss auch Fernsehgebühren zahlen wer weder einen Fernseher noch einen Computer besitzt.
Die grosse Hürde zum bequemen Zusatzverdienst besteht darin, einen eigenen Anspruch am Kuchen der Zwangsabgaben gut zu begründen. Hat man erst den Fuss in der Tür fliessen die Millionen! Und ständig werden es mehr! Immer wieder werden zusätzliche Abgaben auf komplette Computer gefordert (und beispielsweise vom OLG München bestätigt (Aktenzeichen: 29 U 1913/05)). Auch sind Gebühren für Festplatten im Gespräch. Das Feilschen darum startete vor Jahren mit 1.- Euro pro GB, im Zeitalter der 2 TB-Platten undenkbar! Doch durch überspitzte Forderungen werden in anderen Bereichen Zugeständnisse erreicht. Die Verleger fordern eine Gebühr auf Links, welche ihren Zeitungen zugute kommen sollen. Und für googles Buchsuche reichen den Verlagen die angebotenen 63% vom Gewinn nicht. Sie fühlen sich von googles Initiative alte Bücher zu scannen und ins Netz zu stellen enteignet*. Besonders warm ums Herz wird es dem Kulturschaffenden beim Blick über den Atlantik. In den USA fordert ein Rechteverwerter, dass zukünftig statt Gebühren für das Anhören von Klingeltönen die wesentlich höheren Gebühren für öffentliche Aufführungen gefordert werden. Amerika, du hast es besser!
Doch hier wie dort verhandeln die Urheber oder deren Vertreter nicht mit den Konsumenten oder deren Vertretern (Neudeutsch: Vertreter der Zivilgesellschaft), sondern mit den Herstellern von Geräten und Leermedien. Diese befürchten sinkende Absätze wegen steigender Preise und verhandeln deswegen durchaus mit Hingabe im Interesse der Verbraucher.
*) Hobbyköche freuen sich auf dem Tag, an dem Anna Weckers Ein Köstlich new Kochbuch von 1598 von google der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wird. Der Markt für eine Neuauflage ist sicher zu klein um rentabel zu sein. In Antiquariaten ist das Werk für rund 200 Euro zu bekommen; für das Budget eines Freizeitkoches auch zu viel.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.