Die Universität Bayreuth hat ihren abschließenden Bericht zur Plagiatsaffäre Guttenbergs nun vorgestellt. Jetzt haben er und seine Fans es amtlich. Er hat nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich gehandelt. Mit dem 42-seitigen Berichtet liefert die Universität Bayreuth ein absolut vernichtendes Urteil über den Ex-Verteidigungsminister ab. Seiner Argumentation, schwere berufliche und familiäre Mehrfachbelastungen hätten zu chaotischen Zuständen geführt, wurde nicht im geringsten geglaubt. Die zuständige Kommission kommentierte dies so: „Wer jahrelang akzeptiert, dass er Sorgfaltsstandards nicht einhält, handelt nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich, weil er die Sorgfaltswidrigkeit zum bewussten Arbeitsstil erhebt“. Sein Versuch, sich als Stressopfer darzustellen, lässt ihn noch peinlicher erscheinen als es jetzt schon der Fall ist. Der CSU-Kreisverband Kulmbach hat Guttenberg trotz der vorsätzlicher Täuschung und der Verschleierung eines Betrugs wieder zum Delegierten für den Landesparteitag gewählt. Da stellt sich natürlich die Frage, was man erst einmal alles anstellen muss um in der CSU untragbar zu werden.
Eigentlich ist die Affäre um Guttenberg schon ein alter Hut, denn jetzt hat es Silvana Koch-Mehrin (FDP) erwischt. Nach Plagiatsvorwürfen, welche ihre Doktorarbeit betreffen, ist sie nun von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Europa-Abgeordnete will sie allerdings bleiben. In ihrer Rücktrittserklärung forderte sie eine vertrauliche Untersuchung der Vorwürfe. Die Doktorarbeit der FDP-Europapolitikerin umfasst 227 Seiten und insgesamt seien auf 63 Seiten Plagiate entdeckt worden. Plagiate sind über die gesamte Dissertation hinweg zu finden. Von einem Versehen kann also definitiv keine Rede sein. Die Arbeit wurde durch die Friedrich-Naumann-Stiftung mit Mitteln des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie unterstützt. Es stellt sich also außerdem die Frage, ob es zu einer Zweckentfremdung von Steuermitteln gekommen ist. Koch-Mehrins Arbeit „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik“ war bei der Uni Heidelberg eingereicht worden. Ein förmliches Entziehungsverfahren zur Aberkennung des Doktortitels wurde bereits eingeleitet. Die Staatsanwalt verzichtet auf Ermittlungen gegen Koch-Mehrin. Die einstige FDP-Hoffnungsträgerin ist aber zumindest politisch erledigt.
Die Freiwilligen von Vroniplag wurden auch bei Matthias Pröfrock (CDU) fündig. Pröfrock sitzt im Landtag von Baden-Württemberg. Auf 50% aller Seiten sollen sich zahlreiche Plagiate befinden. Wie bei Guttenberg beinhaltet auch diese Arbeit nicht zitierte Ausarbeitungen der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages. Die juristische Dissertation mit dem Titel “Energieversorgungssicherheit im Recht der Europäischen Union” enthält auf einigen Seiten nur einen einzigen Satz vom Autor selbst. Diese zahlreichen Plagiate habe er aber nicht bewusst oder vorsätzlich herbeigeführt, es würden sich vielmehr um Fehler beim Zitieren handeln, welche bedauerlicherweise besonders häufig bei Texten aus dem Internet aufgetaucht sind. Aus Respekt vor der Universität Tübingen und vor dem laufenden Verfahren verzichte er derzeit auf seinen Doktortitel. Die Verteidigung von Pröfrock ist somit ein “Plagiat” der Guttenberg Verteidigung. Die Stoiber-Tochter Veronica Saß verliert ihren Doktorgrad ebenfalls. Der Promotionsausschuss ist zu dem Ergebnis gekommen, dass erhebliche Teile der Arbeit Plagiate seien.
Wer wird der nächste sein?