Seit dem 15. Mai 2011 hat sich in über 50 spanischen Städten eine Protestbewegung formiert, die sich aus allen Teilen der Bevölkerung zusammensetzt. Vor allem sind es junge Spanier, die die unsozialen und undemokratischen Zustände in ihrem Land anprangern. Ähnlich den Protesten in Kairo haben die Demonstranten auf zentralen Plätzen in den Städten friedliche Camps errichtet, um zu protestieren und ihre Anliegen öffentlich zu diskutieren. So auch in Barcelona auf der Plaça de Catalunya.
Zwischenzeitlich war Pirat Tobias Raff, der bereits im Zuge von Stuttgart21 Erfahrungen mit Protestmanagement gesammelt hat, in Spanien, um die Camps bzw. Demonstraten logistisch bei der Vernetzung und bei der Pressearbeit zu unterstützen. Hierzu baute er das Portal #cams34 mit auf. Über seinen Besuch vor Ort hatte auch das ZDF berichtet.
Nachdem über eine Woche friedlich demonstriert wurde, machte sich die Polizei heute daran, gewaltsam den Platz zu räumen. Die offizielle Begründung lautete, dass man für eventuelle Feierlichkeiten des FC Barcelona am morgigen Samstag Platz in der Innenstadt benötige. Die katalanischen Polizeikräfte „Mossos d´Esquadra“ traten unidentifizierbar, unangekündigt und brutal auf, wie aus einigen via Internet verbreiteten Videos (z.B. #cams34 oder YouTube) zu entnehmen ist. Es wurden Knüppel und extreme Festsetzungsmaßnahmen gegen friedlich demonstrierende Menschen in einer Sitzblockade eingesetzt. In den Videos ist außerdem der Einsatz von Polizeiknüppeln gegen junge Demonstranten zu sehen, von denen offensichtlich keine Gefährung ausging, zumal die größere Polizeigruppe bereits weiter vorgerückt war.
Zwischenzeitlich wurde Twitter als wichtiger Kommunikationskanal für mehrere der örtlichen Demonstranten gekappt, mit der Begründung, das Tageslimt an Tweets sei erreicht. Darüber hinaus wird aus den Camps von Aktionen sogenannter Agents Provocateurs berichtet, durch deren gewaltbereites Auftreten das harte Vorgehen gegen die Demonstranten rechtfertigen soll. Nach unbestätigten Angaben via Twitter sollen im Laufe des morgigen Tages aus „hygienischen Gründen“ auch die Camps in weiteren Spanischen Städten analog zum Vorgehen im Camp in Barcelona geräumt werden.
Nachdem bereits bei Beginn der Proteste Mitte des Monats Vergleiche zu den friedlichen Revolutionen in Nordafrika (z.B. Jasminrevolution oder die ägyptischen Tages des Zorns) ab Anfang dieses Jahres bemüht wurden, scheint sich dieser Vergleich nun durch das Vorgehen der Spanischen Staatsmacht zu bestätigen.
Jeweils aktuelle Berichte und Bilder sind unter #cams34 zu finden oder direkt via Twitter von @rafaelwv (deut. + span.) oder allgemein unter den Hashtags #acampadabcn (span.) und #spanishrevolution (verschiedene Sprachen). Darüber hinaus sind viele aktuelle Videos unter http://www.20minutos.tv (span.)
Update 19.16 Uhr:
Das harte Vorgehen von Polizeikräften blieb nicht auf die Plaça de Catalunya beschränkt, denn aus Lleida (nahe Barcelona) tauchen erste Videos ähnlicher Polizeieinsätze auf.
Anscheinend wurden in Barcelona tatsächlich Gummigeschosse gegen die Demonstranten eingesetzt – zumindest gibt es Bilder von Projektilsammlungen der Protestierenden.