Weil die FDP um mehr als 10 Prozentpunkte eingebrochen ist und geschichtsträchtig aus dem Parlament kegelte, muss die Kanzlerin nun das Pärchenroulett anschupsen. Auch wenn Rot-Rot-Grün vor der Union liegt, so wird das ja bekanntlich nichts werden. Den Mut zum Politikwechsel gemeinsam mit den Linken haben weder SPD noch Grüne. Die Koalitionsverhandlung zwischen den Dreien wurden ja bereits im Vorfeld als medialer Wahlkampfakt geführt. Außerdem stehen sowohl SPD wie auch die Grünen strukturell und realpolitisch näher bei der Union.
Die realistischste Option ist demnach die Große Koalition und weitere vier Jahre Stillstand. An Schwarz-Grün will ich nicht glauben, da zumindest die Grüne Basis hier nicht mitspielen wird. Noch nicht. Bleibt die Neuwahlentheorie im Raum stehen. Doch für so doof, durch Neuwahlen die FDP wieder in das Parlament einzuladen, halte ich die SPD nicht. Viel spannender wird da jedoch eines: sollte es keine Einigung zwischen Schwarz und Rot geben, nutzt die SPD-Führung dies dann womöglich dafür, Gespräche mit den Linken gegenüber dem Wahlvolk zu verargumentieren? Die bestehende Möglichkeit zur Macht, hämmert in Typen wie Steinbrück wie ein Vorschlaghammer. Und je länger der hämmert, um so unerträglicher wird das.
Die Fakten laut vorläufigem Endergebnis:
Seit 1994 überspringt die CDU/CSU mit 41,5% erstmals die 40% Schwelle. Die SPD landet mit leichten Gewinnen bei 25,7%. Drittstärkste Kraft im Lande wird mit 8,6% die Linkspartei. Die Grünen fallen auf 8,4%.
Somit hat der neue Bundestag durch 32 Überhangmandate 630 Mitglieder. Die Union darf 311 Abgeordnete ins Parlament schicken, die SPD 192, Linkspartei 64 und Grüne 63.