Internetfilter nehmen in Großbritannien die Arbeit auf

Ein Artikel von Ed Geraghty; Übersetzung von Hauke Holtkamp. Veröffentlicht in Zusammenarbeit mit der Pirate Times unter CC-BY.

Als ich zuletzt über David Camerons Aufruf für Internetfilter geschrieben habe, beendete ich meinen Artikel mit dem Fazit, dass „es wahrscheinlich ist, dass Herr Cameron realisieren wird, dass seine Vorschläge nicht machbar sind, und sie nach Gesprächen mit Industrie und Parteikollegen, gefolgt von einer Serie schwammiger Reden, leise unter den Tisch fallen lassen wird“. Die aktuelle Entwicklung bei den britischen Providern zeigt jedoch, dass dieses Fazit falsch war.

Die Filterung von Inhalten ist die Voreinstellung für alle neuen Anschlüsse und wird bald auch auf bereits existierende Anschlüsse ausgeweitet. Es gibt eine „Auswahl“ verschiedener Filterstufen.

Wie vorhergesagt ist der Einfluss dieser Filter katastrophal. Eine Nachforschung der „Newsnight“ beim BBC hat gezeigt, dass die Filter nicht nur viele bekannte und viel genutzte Quellen für Pornografie auslassen, sondern dass auch (fälschlich) das Edinburgh Rape and Sexual Abuse Centre, die Doncaster Domestic Abuse Helpline, Sexual Health Scotland, sowie “Porn Addiction”-support-Webseiten geblockt wurden. Zudem wurden Modegeschäfte, Kinderbuchhandlungen und wichtige politische Kommentarseiten blockiert. Der kurzsichtigste Fall ist jener der offiziellen LGBT-Webseite des Koalitionspartners, der Liberaldemokraten.

Das Gefährliche an diesen Blockaden ist nicht nur, dass sie nutzlos sind (Umgehungslösungen werden weithin beworben), sondern dass die gesamte Kampagne fehl läuft. Ursprünglich wurden die Filter gepriesen, um Kinderpornografie zu blockieren und werden immer noch so verkauft. Jedoch betrifft die Blockade in der Praxis nun auch, wie vorherzusehen war, andere Formen von Pornografie, politische Ideologie, Modegeschäfte und -blogger, sowie Webseiten mit dem Zweck der Information zu partnerschaftlichem Respekt, Abtreibung, schwulem und lesbischem Lifestyle, Verhütung, Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaften.

Viele Menschen kämpfen gegen diese Filter, aber die Lösung ist nicht, sie zu umgehen. Was zuerst benötigt wird ist die Aufklärung darüber, warum diese Filter so gefährlich sind.

Wie es für viele offensichtlich ist, wissen junge Menschen weit mehr über Computer als ihre Erziehungsberechtigten und können die Filter leicht umgehen. Schlimmer noch, im Zusammenhang mit der Schließung vieler ambulanter Zentren in  Großbritannien fehlt nun an zwei Stellen der Zugang zu diskretem Rat zu häuslicher Gewalt, und überlässt die Kontrolle über Webseitenzugriffe nun allein dem „Rechnungszahler“, wie auf Reddit bemerkt wurde.

Man kann nur hoffen, dass diese Filter bald wieder abgestellt werden, ehe sie noch mehr Schaden anrichten.