Thailand | CC BY SA <a href="http://www.flickr.com/photos/archer10/">Dennis Jarvis</a>
Ich bin seit dem 7. Januar 2014 in Thailand. Da ich hier praktisch keine Informationen durch Medien erhalte, bin ich sehr unvoreingenommen. Ungefähr einen Tag vor den Protesten habe ich Bangkok verlassen. Das, was ich von Backpackern mitbekommen hatte ist, dass die Leute aus Bangkok protestieren, weil die Regierung viel Geld für die Landbevölkerung ausgibt und dort in die Infrastruktur investiert. Deswegen steht auch die Behauptung im Raum, dass die Regierung damit die Stimmen der Landbevölkerung gekauft hat. Ein Tuk-Tuk Fahrer sagte, dass die Mafia bei den Protesten auch die Finger im Spiel hat. Inwieweit das stimmt, kann ich nicht beurteilen. Einige Backpacker erzählten, dass Leute erschossen wurden und dass Handgranaten geflogen sein sollen.
Andere Backpacker berichten aber auch, dass sie mittendrin waren und keine Probleme hatten. Für sie war es mehr eine Party – es wurde Bier verkauft. Manche sind auch bei den Protesten gewesen und haben es wirklich für eine Party gehalten. Sie haben erst später festgestellt, dass es die Proteste gegen die Regierung waren. Am 30. Januar war ich dann selbst wieder in Bangkok und sah Barrikaden in einzelnen Stadtteilen. Aber ich hatte keine Probleme und bin auch manchmal mitten durch die Barrikaden gelaufen. An einigen Stellen war bereits Militär – bereit zum Eingreifen. Ich sprach kurz vor dem Wahltag mit einem Europäer. Er sagte: “Die Regierung hat angekündigt, dass das Militär eingreifen würde, wenn wieder Schüsse fallen oder Ähnliches passiert.” Außerdem erzählte er, dass das Militär am Tag der Wahl wohl sehr präsent sein würde und dass sie bereits hier seien, sich aber noch versteckten. Also verlasse ich Bangkok vor den Wahlen. Am Tag vor der Wahl und am Tag der Wahl wird kein Alkohol verkauft.
Wie die genaue Lage in Bangkok ist, weiß ich nicht. Ich habe nichts mehr darüber gehört.
Jetzt zur allgemeinen Situation aus meiner Sicht. Das Land hat eine gute Infrastruktur. Die Straßen haben manchmal ein paar Löcher und sind nicht immer im besten Zustand, aber gut befahrbar und völlig ausreichend. Das politische System und die Polizei sind korrupt, praktisch jeder ist bestechlich – bei der Polizei aufgrund der geringen Bezahlung. Manche Polizisten sind sogar auf Bestechung angewiesen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber auch Polizisten mit besserer Bezahlung nehmen die Bestechung an, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Oft arbeiten Kriminelle und Polizei auch zusammen, wie bei der Full-Moon Party. Dort verkauft dir jemand illegale Substanzen und sagt gleich seinen Freunden bei der Polizei bescheid, dass diese Person Drogen gekauft hat. Diese fangen dann die Person ab und verlangen ungefähr 500.- Euro – bei Weigerung geht es direkt in das Gefängnis. Drogengebrauch oder Besitz sind per Gesetz verboten und können mit sehr hohen Strafen geahndet werden. Ich gebe hier nur Erfahrungsberichte anderer Personen wieder.
Zur Sicherheitslage an sich: Ich habe mich in keiner Sekunde unsicher gefühlt, auch wenn es Kriminalität gibt. So hat sich beispielsweise ein Freund aus Holland in einer Bar ein Bier bestellt und es nicht gleich bezahlt. Als er dann die Rechnung bekommen hat, sollte er über 3500 Baht zahlen (Anmerkung der Redaktion: umgerechnet über 83 Euro). Er musste dann 1800 Baht bezahlen, um aus der Situation wieder raus zu kommen. Das Problem ist, dass jeder Ausländer schlechte Karten hat. Wenn die Polizei mit ins Spiel kommt, sind diese oft mit dem Betrüger befreundet.
Zum Thema Internet kann ich nur sagen: Es ist gut ausgebaut mit mindestens 3 G fürs Mobilfunknetz. Selbst in kleinen Dörfern gibt es free Wifi. Das schlechteste Wifi war komischerweise in Bangkok selbst. Auf ganz Thailand bezogen ist das Internet vergleichbar, wenn nicht sogar besser als in Deutschland.
