Wir Deutschen suchen oft die Unterschiede, bevor wir Gemeinsames finden. Für die Parteienlandschaft in Australien ist der Unterschied zu Deutschland sehr klar: Eine Partei national zu gründen ist leicht, aber die Landesverbände zu gründen kostet sehr viel Geld. Zum Vergleich: Im Staat Australien gründet man eine Partei mit 500 Leuten, in New South Wales, dort liegt Sydney, die Fläche beträgt ein Vielfaches von der Deutschlands, braucht man 2.000 Personen.
Die Piratenpartei Australien hat gerade die Grenze der 1.000 Mitglieder durchbrochen. Das Wachstum wird schneller, die Zahl verdoppelt sich etwa jedes Jahr. Die Partei hat sich erst 2008 gegründet, und die Gründung selbst dauerte sehr lange, eben weil sie diese 500 Leute brauchten und auch eine Menge Geld aufbringen mussten.
Verglichen mit Deutschland sind Wahlen in Australien schwierig, weil es in Australien über 50 Parteien gibt. Wenn man Kandidaten aufstellen will, muss man für jeden einzeln bezahlen. Für die nationalen Wahlen sind das 1.000 Dollar (etwa 650 €) pro Kandidat. Parteienfinanzierung gibt es ähnlich wie bei uns, aber erst, wenn man als Partei acht (!) Prozent erreichte. Darum ist Geld ein riesengroßes Problem. Andererseits gibt es in Australien auch die Wahlpflicht: Wer nicht zur Urne geht, muss Strafe zahlen. Das sorgt für eine sehr andere Einstellung zu Politik: Man muss sich dafür interessieren.
Das Parlament ist in zwei Häuser geteilt. Das eine wird proportional gewählt (die Gesamtstimmzahl in Prozent macht die Zahl der Sitze aus), das zweite Haus wird nach dem Winner-Takes-All-Prinzip aus den 150 Wahlkreisen besetzt. Jeder Kreis entsendet einen Vertreter. Es gibt unheimlich viele Parteien, die Wahlzettel machen denen bei den Kommunalwahlen in Bayern Konkurrenz – zusätzlich kann man seine Stimme mehrfach vergeben: Wenn Partei 1 es nicht wird, wählt man Partei 2, 3, oder 4 – bis zu 50. Man kann wohl die komplette Rangfolge festlegen. Das entspricht in etwa unserer Forderung nach der Alternativstimme – in Vollendung!
Die Australier scheinen sich ein wenig vom Rest der Welt abzukapseln – das liegt irgendwie in der Natur der Sache, denn das Land ist, MIT rund 24 Stunden Flugzeit von Zentraleuropa aus, sehr weit weg von allem Westlichen. Auch was die Piraten angeht ist das leider so: Sie sind nicht so richtig Mitglied der Internationalen Gemeinschaft. Insbesondere die Pirate Party International ist für sie schwierig, weil sie kaum jemals selbst Vertreter zu Versammlungen entsenden können: Die Kosten wären einfach zu hoch. Sie nehmen immer als Remote-Delegates an den Versammlungen teil, bekommen dort aber nicht genug mit und haben bisweilen den Eindruck, dass ihre Entscheidungen falsch dokumentiert werden. Das ist natürlich der Situation nicht förderlich. Andererseits haben die Piraten es in Australien geschafft, fern von der internationalen Gemeinschaft ihre eigene Marke aufzubauen, ohne sich auf die „Mutterpartei“ zu beziehen. Sie sind anerkannt – und das haben sie selbst erreicht. Darauf können die stolz sein! Deutschland beobachten sie trotzdem sehr interessiert, insbesondere die englischsprachige Berichterstattung, vor allem im Spiegel, haben australische Piraten im Blick. Ihnen ist klar, dass wir Piraten in Deutschland eine der größten Piratenparteien sind und manchmal mehr dominieren, als gut für die Gemeinschaft ist.