
Was Keith Brian Alexander, bisheriger Chef der NSA, während seiner Verabschiedungsfeier aus dem Amt vor den versammelten Führungskräften der Internetwirtschaft zu berichten hatte, löste Unruhe im Saal aus: Die NSA wird zukünftig ungenutzte Serverkapazitäten den Internetnutzern kostenlos zur Verfügung stellen. Damit brechen für Dropbox, GoogleDrive und SkyDrive harte Zeiten an. Denn Prism@Home, so der selbstironische Markenname, wird Privatanwendern zukünftig 10 TByte Webspeicher zur Verfügung stellen; Unternehmen können 100 TByte pro Mio Umsatz beanspruchen. Aus dem Vollen werden zukünftig Regierungen schöpfen können: Ihnen wird die NSA bis zu 25 TByte pro Einwohner bereit stellen. Das soll, so Alexander, der Verwaltung von Finanz- und Strafverfolgungsbehörden helfen, auch in Zeiten leerer Kassen die anfallenden Daten zu speichern. Die Datenmenge, die gespeichert und gegen Verluste gesichert werden will, wächst seit Jahren, ohne dass ein Ende in Sicht sei. Schon kleine Patentanträge umfassen heute mehr als 150 Seiten, Familienfotos und -filme wachsen sowohl in ihrer Anzahl wie auch in Größe der einzelnen Dateien. Dazu kommen Lohnabrechungen, Vertragsentwürfe, Gesundheitsatteste und vieles mehr im pdf-Format.
Ob Prism@Home bereits praktisch nutzbar ist, wurde bei der Vorstellung des neuen Dienstes nicht deutlich. Es scheint zum einen Performanceprobleme zu geben, deren Ursache wohl in der aufwändigen Verschlüsslung der Daten zu suchen ist. Zum anderen ist noch nicht sicher, ob auch Parteien und Vereine von der NSA ein eigenes Kontingent zur Verfügung gestellt bekommen. Immerhin lassen Gerüchte auf 20 TByte pro Mitglied hoffen. Und auch für die mangelnde Performance deutet sich eine wenigstens temporäre Lösung an: Durch die Abschaltung der Verschlüsslung wird die Datenrate von Modemgeschwindigkeit auf stolze 100MBit/s beschleunigt.
Mit Blick auf Kuba und den Iran, so Keith Alexander, habe man verstanden, dass es keine guten oder schlechten Daten gibt. Eine Eins oder Null aus einem Land sei nicht besser oder schlechter als eine Eins oder Null aus einem anderen Land. Aus diesem Grund greifen bei Prism@Home Handelsbeschränkungen nicht, jedes Land, jeder Mensch sei eingeladen den neuen Service zu nutzen.
Die NSA wird zukünftig wohl mehr als nur kostenlosen Webspeicher zur Verfügung stellen. Derzeit wird an VPNsa (Virtual Private Network – Securtiy Advanced) gearbeitet. Es bietet ein sicheres VPN-Netzwerk, das sich aus der Ferne mit nur einem Mausklick installieren lässt und ein integriertes Backup mitbringt, das übertragene oder verlorene Daten noch nach 10 Jahren wiederherstellt. Ein E-Mailsammeldienst NSA-Read verspricht unter allen gängigen Betriebssystemen E-Mails der unterschiedlichen Anbieter auf einer gemeinsamen Oberfläche anzuzeigen. Auch für das schnelle Rendering von Konstruktionszeichungen soll die NSA-Cloud nutzbar sein. Keith Alexander vollzog während der Vorstellung von Prism@Home den Wandel vom Geheimdienstchef zum Internetdienstleister. Zum Schluss lobte er den modernen Ansatz der NSA-Datenverarbeitung: „Unsere weltweit verteilten Rechenzentren haben plötzlich Kapazitäten frei, die wir der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Mit NSA-Cloud können Sie den Inhalt Ihres Desktops rendern, Entwickler können ihre Programme in unserer Cloud lauffähig machen, was gerade für die grossen Anbieter von Betriebssystemen wie Windows, Linux oder OS X interessant ist.“ Die anwesenden Unternehmensvertreter ließen sich trotz anfänglicher Skepsis so sehr mitreißen, dass Alexanders Schlusssatz im Applaus fast unterging: „Bald wird unsere Rechenleistung so billig sein, dass es sich nicht mehr lohnt, einen eigenen Computer zu kaufen.“
Weltweit gab es inzwischen viel Zustimmung zu dem Projekt. In Deutschland kündigten Grundig und Quelle an, zukünftig auf eigene Festplatten zu verzichten und alles in die NSA-Cloud zu legen. In den USA kündigten PanAm und Polaroid Ähnliches an, bei Moulinex im französischen Alençon zeigte man sich zumindest interessiert, in Schweden stornierte Saab die Bestellung eines geplanten Rechenzentrum für die PKW-Entwicklung.
Sollte Prism@Home halten, was Alexander heute versprach, ist die NSA wieder im Datengeschäft. Und wir alle mit ihr.