
Antenne | CC BY 2.0 nach einem Original von <a href="https://www.flickr.com/photos/pancakeplan/">nachans</a>

Nite_Owl
Wälzt das Internet wirklich die gesamte Welt um, wie Verlage, Politiker und vor allem äterne Mitbürger oft behaupten? Oder ist das Internet nur ein Werkzeug? Eines, mit dem sich viel bearbeiten lässt, das aber aber immer voraussetzt, dass es etwas zu bearbeiten gibt? Heute am Weltamateurfunktag sprechen wir mit Kay Malfeld. Er ist einer der jüngsten Funkamateure Deutschlands – und bezieht das Internet in ein über 100 Jahre altes Hobby ein.
Flaschenpost: Kay, wie passen für dich die Themen Amateurfunk und Internet zusammen?
Kay: Fast jeder Funkamateur hat mittlerweile einen Computer in der Funkbude stehen, mit dem er nicht nur seine Funkverbindungen erfasst, sondern diese via Dienste wie ClubLog auch online zum Abgleich mit anderen zur Verfügung stellt. Außerdem schaut man auf Webseiten wie qrz.com mal kurz nach, wie der Funkpartner heißt, schaut sich auf seiner Seite die Fotos von seiner Station an und guckt die Adresse zum Austausch von Bestätigungskarten an. Also hat das Internet viele Anwendungsbereiche als Werkzeug im Amateurfunk.
Manche Funkamateure betreiben auch das sogenannte „HamNET„, das ist ein Netz bestehend aus Richtfunkstrecken im 5,8GHz-Frequenzband der Funkamateure. Dort benutzt man die gleichen Protokolle wie auch im richtigen Internet.
Wieder andere versuchen HTTP und FTP auf die Kurzwelle zu bringen und experimentieren mit dem Datenaustausch bei geringer Datenrate.
Flaschenpost: Das klingt nach viel Datentechnik. Wo liegt dann der Reiz die eigentliche Kommunikation über unsichere Funkstrecken abzuwickeln, und Zusatzinformationen über das Internet abzurufen?
Kay: Man weiß nie, wer oder was kommt! Im Internet kann man alles zu jeder Zeit abrufen, von Serverproblemen, Hackerattacken und Stromausfällen mal abgesehen. Die Funkwellen auf der Kurzwelle zum Beispiel breiten sich auf unstabile Art aus, sodass man nie genau weiß, wo es als nächstes hingeht. Im Ultrakurzwellenbereich kann man dann andere Ausbreitungsmöglichkeiten mit Betriebsarten ausnutzen, die meistens einen PC vorraussetzten, zum Beispiel Meteorscatter, dort werden Reflexionen an Meteoriten genutzt, Erde-Mond-Erde und Rainscatter, bei dem man Reflexionen an vorbeiziehenden Regenfronten benutzt. Außerdem gibt es noch Satelliten, Reflexionen an der ISS und, und und… Die Liste könnte man nuch viel weiter fortsetzen!
Flaschenpost: Das klingt nach viel Faszination an der Vielfalt der Möglichkeiten. Was reizt dich davon am meisten?

Kay: Da gibt es vieles! Zum einen gefällt es mir, draußen in der Natur nonpermanente Funkstationen aufzubauen und mit wenig Leistung um die ganze Welt zu funken, aber auch Antennen und Morsetasten selbstzubauen. Digitale Betriebsarten mit dem Computer gefallen mir ebenso wie Telegraphie, die Urform der Kommunikation mit elektromagnetischen Wellen.
Flaschenpost: Der Amateurfunk selbst, die Kommunikation über Funk, wird also auch digital?
Kay: Nicht ganz, aber teilweise wird auf Unterstützung von DSPs, Computern oder sonstiges zurückgegriffen.
Flaschenpost: Wenn du in die Zukunft blickst: Was hält sie für den Funkamateur bereit?
Kay: Das ist schwer zu sagen, aber die Funkamateure werden sicherlich mit der Zeit gehen und auch neue Technik im Amateurfunk benutzen. Seit einigen Jahren gibt es die Software Defined Radio Revolution, bei der die Funkamateure auch von Anfang an mitgemacht und experimentiert haben. Das wird auch weiterhin so bleiben.
Flaschenpost: Vielen Dank für den Einblick in ein Hobby, das sich wohl ständig selbst erneuert. Wer sich für das Thema interessiert findet beim Deutschen Amateur-Radio-Club viele Informationen und Tipps für die ersten Schritte in diesem Hobby
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.