In meist feiner Kleidung, aber mit einem Tick Unordentlichkeit sitzt er am Klavier. Auf dem Klavier liegen gerne mal ein paar Bananen oder ein Baseballschläger. Angefasst, erwähnt oder anderweitig ins Programm integriert werden sie aber sehr selten bis nie. Nur das Klavier gibt von Zeit zu Zeit ein paar Akkorde von sich. Man könnte Hagen Rether als exzentrisch bezeichnen. Doch all das ist nur ein Rahmenprogramm für den eigentlichen Inhalt seiner Auftritte, die gut und gerne einmal über die Mitternachtsstunde hinaus gehen können: „Sie beschweren sich über das zu lange Programm? Ich gehe doch auch nicht in eine Bäckerei und sage: ‚Den Kaffee bezahle ich nicht, der ist zu groß‘.“
Eine langsame und getragene, nur in wenigen Momenten leicht erhobene Stimme durchzieht sein Programm. Das handelt von Ungerechtigkeiten, öffentlich anerkannten Idiotien und von Dingen, an denen man eh nichts machen kann. Wie etwa Religion. Oft wird er von leichtem Applaus unterbrochen. Manchmal von vereinzelten Lachern. Hagen Rether ist ein Kabarettist, der die Kunst perfektioniert hat, seinem Publikum das Lachen im Halse stecken zu lassen.
Wie er das erreicht? Im Großteil der Fälle mithilfe der Wahrheit, die durch seine Texte nur mit einem federleichten Seidentuch der Komik überdeckt wird. Warum man sein Programm anschauen sollte? Weil er Dinge, die falsch laufen, aber schon lange mit einer Patina der stillen Akzeptanz überzogen sind, nonchalant anspricht und dem Publikum oft genug die Augen öffnet. Und natürlich, weil sein Programm Liebe heißt. Ja, jedes seiner Programme.