In jedem Buch gibt es einen Erzähler. Grob kann man die möglichen Erzähler in zwei Gruppen aufteilen: Intradiegetisch und Extradiegetisch. Es geht also darum, ob der Erzähler in seiner eigenen Geschichte vorkommt oder nicht. In Filmen gibt es manchmal auch Erzähler, allerdings deutlich seltener. In Herr Der Ringe etwa kommt im Prolog eine Erzählerin vor. Die Unterteilung in intra- oder extradiegetisch gilt auch hier. Allen gemeinsam ist: Die Figuren im Film können die Erzählstimme nicht hören. Sie ist schließlich nur dafür da, den Zuschauer von Handlungen zu unterrichten, die nicht visuell dargestellt werden können oder sollen. Das sind die Regeln der Erzähltechnik, an die die meisten Filme sich halten. Man kann sie natürlich auch völlig über den Haufen werfen.
Genau das hat der Kurzfilm „The Gunfighter“ getan. Hier gibt es einen extradiegetischen Erzähler (der selbst nicht in der Geschichte vorkommt), der das Geschehen kommentiert. Soweit, so normal. Aber: Die Figuren des Films, Cowboys, leichte Mädchen und Barkeeper können hören, was er sagt. Sie wissen nicht, wo diese Stimmer herkommt, wem sie gehört oder was sie überhaupt will. Aber sie können kaum anders, als auf sie zu hören. Schnell kommt es zu einer höchst brenzligen, aber gleichzeitig für den Zuschauer grenzenlos amüsanten Situation.
Nicht nur die ungewöhnliche Idee, sondern auch die grandiose Umsetzung und die Leistung der Schauspieler tragen dazu bei, dass The Gunfighter aus dem Wust der Kurzfilme heraussticht! Dieses Werk sollte man auf jeden Fall gesehen haben!