Wer kennt sie nicht, die vielen Spar- und Schnäppchenangebote. Gerade in der Vorweihnachtszeit verstopfen die Gutscheine Briefkästen und E-Mailpostfächer. Ein genauer Blick und eine Rechnung mit gespitztem Bleistift lässt von den Versprechungen kaum etwas übrig.
Den Anfang zur Schnäppchenjagd legte mein Optiker hin. Eine große Kette mit vielen Filialen. Sie bieten mir 50% auf das Reinigungsmittel für Kontaktlinsen an. Dabei sollte ich in ihrer Kundenkartei unter “G” wie “Gleitsichtbrille” einsortiert sein. Nun gut.
In einer E-Mail eines Buchhändler aus Deutschland werden mit 20% Online-Rabatt bis zum 18. Dezember versprochen. Das ist ganz ordentlich, bedenkt man, dass es in Deutschland die Buchpreisbindung gibt und bei den Händlern, trotz einiger Tricks, nicht viel hängen bleibt. Leider steht im Kleingedruckten, dass das Angebot nur für Neukunden gilt. Wäre ich Neukunde oder hatte ich schon mal bei Thalia bestellt? Für den Neukundenstatus spricht, dass sie mir dieses Angebot machen, sonst wäre es ja witzlos. Doch woher sollte Thalia meine E-Mail-Adresse haben, wenn nicht aus einer früheren Bestellung? Ich beschließe, es nicht darauf ankommen zu lassen und öffne einen Brief mit einem weiteren Rabattangebot.
Ein großer Elektronikversender aus Bayern schickt einen 10 Euro Gutschein. Der gilt bis zum 22. Dezember, aber nur ab einem Einkaufswert über 50 Euro. Dafür lässt sich der Gutscheincode im Netz, am Telefon und in einer Filiale einlösen. Bei der Gelegenheit denke ich an ein Erlebnis aus dem Sommer. Man hatte mir zum Geburtstag einen Gutschein geschickt. Da ich als Bastler und Funkamateur ohnehin einige Bauteile brauchte, zog ich mit einer Liste der benötigten Dinge los. Doch leider leider konnte ich nicht einmal hinter die Hälfte der Punkte auf dem Einkaufszettel einen Haken machen. Erstaunlich, was man alles bestellten müsste oder bei einem Fachgeschäft für Elektronik gar nicht bekommt. Wegen der schlechten Versorgungslage blieb die Rechung unter den notwendigen 50 Euro. Dazu gab es einen kleinen Streit an der Kasse. Sie: “Der Gutschein gilt erst ab 50 Euro Einkaufswert.” Ich: “Ich wollte gerne mehr kaufen, aber sie haben ja kaum etwas hier ….” Der Gutschein wanderte, in kleine Papierschnipsel zerrissen, in den Mülleimer.
Was das Weihnachtsangebot betrifft: Das Porto kostet 5.90 Euro, so könnte sich der Gutschein rechnen, falls man ohnehin etwas kaufen möchte. Die Preise in der Filiale sind höher als die Onlinepreise (die Ladenmiete, sie verstehen..), das macht es schwierig die beste Option zu finden. Ein anderer Elektronikversender bietet mir 6.66 Euro Preisnachlass ab 29 Euro. Eine schnelle Überschlagsrechung zeigt die Ähnlichkeit der beiden Angebote. Kein Wunder, gehören doch beide zum gleichen Konzern und sehen nicht wirklich in Konkurrenz zueinander.
Ein Fotohändler bietet 10% auf ein Kameraobjektiv von Tamron. Doch auch wenn die Liste der Einschränkungen lang ist (einmalig pro Kunde nutzbar. Maximale Abgabemenge ein Stück pro Produkt. Nur solange der Vorrat reicht. Unternehmer sind von dieser Aktion ausgeschlossen. Nicht mit anderen Rabatten oder Aktionen kombinierbar. Einzelstücke und Demoware ausgeschlossen, gültig vom 10.-12.12.2016 und nur für sofort oder in 2-5 Werktagen lieferbare Artikel) kann sich die Sache rechnen – kosten solche Objektive doch zwischen 200.- und 2000.- Euro.
Warum macht mir mein Tankwart kein Weihnachtsangebot? Ein Liter Diesel zum Preis von Heizöl? Oder ein Brot beim Bäcker zum Preis eines Brötchens? Aber das sind Dinge des täglichen Lebens – und das wird, wie wir wissen, ständig teurer.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.