Der dritte und letzte Tag der Pirate Securitiy Conference 2017 stand unter dem Motto: Conflicts in the 21st Century.
Nach der Begrüßung durch Alex Kohler, dem Organisator der PSC, startete der Tag mit dem Thema “Procurement procedures lead by examples“[1], vorgetragen von Mikuláš Peksa.
Inhalte waren unter anderem schlecht abgesicherte Funknetze der Polizei in Prag, mangelhafte oder fehlende Qualifikationen in der Verwaltung und der Politik in Tschechien und der Einfluss von Lobbygruppen.
Danach informiert uns Thomas Mayer über das gewollte Scheitern von LiMux [2], dem Linux-basiertem IT-Projekt Münchens. Auch wenn die veröffentlichte Meinung mehr oder weniger das Problem bei der Software verortete, so lag es primär an fehlenden Ressourcen – vor allem wurde zu wenig Personal eingesetzt.
Ein weiteres Problem waren schon an Sabotage grenzende Vorgaben, wie und wann Mitarbeiter zu schulen seien – damit fielen notwendige Updates der Benutzeroberfläche aus, da die Kosten dafür zu hoch waren.
Selbst das Urteil einer Beratungsgesellschaft, das System weiterzuführen, konnte nicht verhindern, dass ein Microsoft-höriger Entscheider das Projekt stoppte. So gut wie alle informierten Stimmen vermuten einen Zusammenhang mit der Verlegung des Firmenstandortes von Microsoft Deutschland nach München.
Nach der Mittagspause folgte Nadine Engelhardt mit einem sehr eindrücklichen Vortrag zum Thema “Freedom of Speech” [3], speziell über P.E.N. Von dessen Gründung 1921 führte Sie den Weg über die Einrichtung des Writers in Prison-Kommite und die Lage in Russland (Gulag, Anna Politkowskaja) bis zur aktuellen Lage in Weissrussland und der Türkei. Auf letzteres ging sie noch tiefer ein, unter Anderem über die Lage der Armenier und über Dogan Akhanli.
Der Vortrag endete mit einem Appell an die Piraten, ihre Ressourcen, ihr Wissen und ihr technisches Know-how einzusetzen, um angesichts der derzeitigen Lage den P.E.N., also Schriftsteller und Journalisten im Allgemeinen, zu unterstützen – trotz Erdoğan, trotz Trump und trotz Putin. Oder gerade wegen ihnen.
Nach den “Closing Remarks” von Alex Kohler und Dennis Wufka endete die PSC 2017. An diesem Punkt noch ein paar Zahlen: Etwa 110 Besucher verfolgten die Vorträge live, ca. 50 Zuschauer nahmen per Stream teil. Das Orgateam bestand aus sieben Personen, die locker ein paar hundert Stunden ihrer Freizeit investiert haben und die die, O-Ton Birgitta Jónsdóttir, “bestorganisierteste Piratenveranstaltung weltweit“, die sie “aktiv bewerben wird“, gestemmt haben – dem kann sich der Autor nur anschließen, das Orga-Team hat die Latte wirklich sehr hoch gelegt.
Update: Die Videos sind online
- [1] https://www.youtube.com/watch?v=9cYrB6E8JbE
- [2] https://www.youtube.com/watch?v=DJ2-eMPyuaM
- [3] https://www.youtube.com/watch?v=7JU84wBsyt8
Redaktionsmitglied Sperling
Redakteur seit 2011, Kernteam der Redaktion seit 2013. De facto "Leitung" ab 2016, irgendwann auch offiziell Chefredakteur - bis 2023. Schreibt nur noch wenn ihm die Laune danach steht, zahlt aktuell die Infrastruktur der Flaschenpost, muss aber zum Glück nicht haften 🙂
Jo, dickes Lob an Alex und die Orga – ich bin von dieser Konferenz sehr inspiriert gegangen. Tag 1 (mega) bis Tag 3 (unerwartet vielfältig).