Eine Kolumne von Ullrich Slusarczyk
Wieder einmal ist ein Jahr zu Ende. Und wie jedes Jahr nimmt man sich jede Menge für das neue Jahr vor, von dem man dann doch das meiste nie umsetzt.
Ich hab das ganze Mal Revue passieren lassen, und festgestellt, da waren in der Regel ziemlich banale Dinge dabei. Abnehmen, sicher einer der häufigsten Vorsätze. Gesünder essen, mit dem Rauchen aufhören, regelmäßig Sport machen usw.
Aber sich um Politik kümmern? Also ich zumindest habe das noch nie gemacht. Was spricht dagegen, bzw. was kann man da eigentlich wirklich machen? Und vor allem, warum sollte man das?
Wir hatten dieses Jahr Bundestagswahlen. Und jetzt mal Hand aufs Herz. Sind Sie zufrieden? Ich weiß, die Zeit war knapp. Und doch sind ja einige Dinge schon passiert. Die Diäten der Abgeordneten wurden erhöht. Der Hartz 4 Satz wurde um 3 € im Monat erhöht. Kinder haben immer noch Präsenzpflicht in der Schule. Es gibt keinen Lockdown über Weihnachten.
Wenn sie jetzt nicht zufrieden sind, dann kann das mehrere Gründe haben.
Ihre Partei wurde nicht gewählt oder hat zu wenig Stimmen bekommen. Sie selbst sind nicht wählen gegangen oder haben taktisch gewählt. Welcher Grund auch immer, um etwas zu ändern, muss man selber aktiv werden. Stellt sich die Frage, warum?
Gründe
Das Ahrtal hat ganz klar gezeigt, der Klimawandel ist zur Klimakatastrophe geworden. Und das hier, mitten in Deutschland. Nicht irgendwo anonym in der Antarktis oder Afrika, sondern hier, vor unserer Haustür! Überschwemmungen auf der einen Seite mit sintflutartigen Regenfällen. Und auf der anderen Seite sinkenden Grundwasserspiegel, die die Wasserversorgung von Mensch und Tier und den Wäldern gefährden bzw. zu einem millionenfachen Baumsterben geführt haben.
Neonazis, wohin man sieht. Ob sie sich nun als Alternative gerieren oder glauben, sie wären die Basis. Menschenleben werden gefährdet, bedroht und sogar genommen. Rassismus und Antisemitismus nehmen zu. Gewalt in der Gesellschaft und der Polizei nehmen bedrohliche Ausmaße an.
Die Gesundheit als Mittel zum Geldverdienen, statt als Staatsziel unter kommunaler Verwaltung. Ich könnte hier wahrscheinlich noch stundenlang schreiben, aber ich denke, die sollten reichen.
Und jetzt wird es spannend. Denn jetzt stellt sich folgende Frage:
Was kann ich tun?
Alles so lassen wie bisher. Sich am Stammtisch in der Kneipe oder dem neuen zeitgemäßen Stammtisch, also Social Media, beschweren, starke Sprüche raushauen. Der Haken dabei, das wird nichts ändern.
Wenn sich was ändern soll, dann hilft nur eines. Selbst aktiv werden!
Und wie kann das gehen? Die einfachste Möglichkeit: Eine Partei finden, die einem selbst und seinen Vorstellungen entspricht und dann Mitglied werden und darauf vertrauen, dass die Partei in meinem Sinne aktiv wird. Das ist einfach und macht relativ wenig Arbeit.
Wieso hilft das?
Weil Parteien Mitglieder brauchen und die Beiträge der Mitglieder. Denn politische Arbeit ist teuer, sie kostet viel Geld. Und Mitgliedsbeiträge sind das, was Parteien am Laufen hält. Dies also die einfachste und mit der wenigsten Arbeit versehene Möglichkeit.
Alternativ geht natürlich auch die Mitgliedschaft in einer politischen Organisation. Aber sie arbeiten in der Regel sehr punktuell und themenbezogen.
Eine weitere Möglichkeit ist die aktive Mitgliedschaft in einer Partei/Organisation. Hier ist man also nicht mehr nur reiner Beitragszahler, sondern tatsächlich aktiv. Interessant ist das für alle, die z. B. auf Social Media aktiv sind, und sich da regelmäßig äußern. Oder zu Demos und Infoveranstaltungen gehen. Hier ist jetzt aber schon Zeitaufwand gefragt. Das fängt an bei internen Wahlen wie einem Vorstand bis hin zur eigenen Kandidatur als Vorstandsmitglied. Oder das Schreiben von Artikeln/Social Media Beiträgen für die Partei.
Das sind nur zwei Möglichkeiten, sich zu engagieren, also selbst aktiv zu werden. Und beide sind wichtig!
Warum sollte ich das tun?
Klar, man kann warten, bis das eigene Haus plötzlich weggespült wird. Oder die eigene Existenz aufgrund politischer Entscheidungen gefährdet oder sogar vernichtet wird. Oder man rafft sich endlich mal auf. Und tut was.
Es gibt einen schönen Spruch: Es gibt nicht Gutes, außer man tut es.
Zusehen und Nichtstun ist der eher schlechtere Weg. Neonazis das Feld zu überlassen hat Konsequenzen, die wir zur Genüge kennen. Wie wäre es also mit einem neuen Vorsatz für das neue Jahr: “Ich trete in eine Partei ein”.
In dem Sinne: Guten Rutsch, Gesundheit und ein hoffentlich erfreuliches und erfolgreiches neues Jahr!
Ullrich Slusarczyk
Redaktionsmitglied Ullrich Slusarczyk
1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem.