Eine Kolumne von Ullrich Slusarczyk
Von drauss’ vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
So beginnt das Gedicht „Knecht Ruprecht“ von Theodor Storm, das um 1882 entstanden ist und 1889, ein Jahr nach seinem Tod, veröffentlicht wurde. Weihnachten [1], das ist in seinem Ursprung ein christliches Fest. Allerdings gibt es Menschen, die halten Weihnachten für eine Marketingerfindung des Handels. Die ganz besonders gut Informierten halten gar einen Konzern, der gefärbte Brause mit extrem viel Zucker und ein wenig Koffein verkauft, für den Erfinder.
Derweil haben 1951 in Dijon (Frankreich) die Menschen den „Weihnachtsmann“ öffentlich verbrannt, weil er ein „Usurpator (jemand, der widerrechtlich die Macht an sich reißt) und Häretiker (Abweichler von der Kirchenlehre)“ sei, nach den Aussagen einiger katholischer Priester [2].
Für mich ist Weihnachten schon seit mehr als 10 Jahren ein Treffen mit Freunden und Bekannten. Mit denen, die Weihnachten, aus welchen Gründen auch immer, sonst alleine gewesen wären.
Wir haben uns an Heiligabend bei einem von uns getroffen. Jeder konnte, wenn er/sie wollte, etwas zum Essen und/oder zum Trinken mitbringen. Aber keine Geschenke. Wer kein Schweinefleisch wollte, für den gab es Huhn oder Rind.
Ab ca. 18 Uhr ging es los, und sobald alle da waren, haben wir alle zusammen gegessen. Genauer gesagt, wir haben uns vollgefressen. Wenn dann alle vollgestopft waren, wurde der Tisch abgeräumt und der gemütliche Teil begann. Wir haben gequatscht, meistens unwichtiges und belangloses Zeug und dabei Alkohol getrunken und Musik gehört. Und obwohl wir alle völlig vollgefressen waren, gab es noch reichlichst selbstgebackene Kekse und Süßigkeiten. Irgendwann, wenn jeder für sich genug hatte, ging es nach Hause, mit einer Tüte voller Kekse, guter Laune und dem Gefühl, nicht alleine zu sein.
Es gab einen harten Kern, der jedes Jahr zu Weihnachten dabei war und einen wechselnden. Das einzige Kriterium, das nie eine Rolle gespielt hat, war der Glaube.
Und so haben wir aus dem Fest des Glaubens, einfach unser Fest gemacht. Ein Fest, in dem das „Wir“ im Mittelpunkt stand und nicht das „Ich“.
Wir haben uns nicht gestritten, obwohl sich längst nicht alle immer „grün“ waren. Sondern Frieden gehalten. An einem Tag im Jahr hatten wir einfach nur Spaß.
Wir sollten öfter solche Tage haben!
In diesem Sinn wünscht die Redaktion der Flaschenpost allen unseren Lesern frohe Weihnachten, egal wo oder wer sie sind, was sie glauben oder nicht. Machen Sie Weihnachten zu Ihrem Fest. Ich weiß nicht, ob man Weihnachten auch in einer Videokonferenz feiern kann. Vielleicht probiere ich das dieses Weihnachten ja mal aus!
Ullrich Slusarczyk
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten
[2] https://www.lhistoire.fr/br%C3%BBl%C3%A9-le-p%C3%A8re-no%C3%ABl
Redaktionsmitglied Ullrich Slusarczyk
1963 in West-Berlin geboren. Jetzt in Hannover. Sehr viel gemacht im Leben und sehr viel gesehen. Schreibe gerne. Bin für direkte Sprache bekannt, manchmal berüchtigt. Halte nichts davon, Fakten auf einem DIN A4 Blatt breitzutreten, wenn das Wort „Idiot“ ausreicht. Schreibe jetzt hier die Kolumne hauptsächlich. Meine Themen sind: Gesundheit, Digitalisierung, Urheberrecht und Energie. Ich bin kein Wissenschaftler, logisches Arbeiten und Denken ist mir aber nicht fremd. Bin ein Wissenschaftsfan. Lese Science Fiction. Habe Karl May gelesen, aber auch Antoine de Saint-Exupéry oder Stanislav Lem.