Ein Artikel von Martin Petrásek, Ondřej Šimeček ( aus dem tschechischem von Mikuláš Peksa’s Blog).
Die Länder Nordafrikas und Ostasiens waren im Jahr 2021 bei vielen Grundnahrungsmitteln weitgehend von Einfuhren aus Russland und der Ukraine abhängig. Die Weizeneinfuhren der Türkei aus diesen Ländern beliefen sich auf fast 90 %, hauptsächlich aus Russland. Ägypten bezog etwa 75 % aus diesen Ländern, den größten Teil davon auch aus Russland. Einige Kaukasusländer wie Georgien und Armenien waren fast zu 100 Prozent von russischen Weizeneinfuhren abhängig. Doch schon vor dem Krieg war der Markt für Grundstoffe sehr angespannt.
Zwei Jahre einer Coronavirus-Pandemie, anhaltende extreme Naturereignisse – wie lang anhaltende Dürreperioden und weit verbreitete Überschwemmungen – wirkten sich negativ auf die Lebensmittelpreise aus. Jetzt ist der Weizenpreis um 80 % höher als im Vorjahr. Auch Düngemittel, die für die Produktion von Grundstoffen unverzichtbar geworden sind, sind so teuer wie nie zuvor. Russland ist auch der weltweit führende Exporteur von Düngemitteln. Außerdem macht es der starke Anstieg der Brennstoffpreise diesen Ländern sehr schwer, Rohstoffe von anderen großen, weiter entfernten Lieferanten wie den USA, Argentinien oder Australien zu kaufen. Darüber hinaus sind die Menschen in diesen Ländern stark von Armut bedroht. In Ägypten ist mehr als ein Viertel der Bevölkerung von Nahrungsmittelknappheit bedroht, und da die Preise für Grundnahrungsmittel steigen, sind natürlich die ärmsten Haushalte am meisten gefährdet. Dies bedeutet, dass ein erheblicher Teil der einkommensschwachen Haushalte, die sich am Rande ihres Einkommens mit Lebensmitteln versorgen konnten, Gefahr läuft, in Armut zu geraten.
Was könnte diesen Ländern helfen?
Ein negativer Nebeneffekt der steigenden Preise für Düngemittel und Grundstoffe ist der Anstieg der Futtermittelpreise und damit des Fleischpreises. Nach fundierten Schätzungen wird etwa ein Drittel aller erzeugten Rohstoffe für die Fütterung von Nutztieren verwendet. Mit den Rohstoffen, die auf einer bestimmten landwirtschaftlichen Fläche angebaut werden, können potenziell bis zu achtmal mehr Menschen ernährt werden, die sich pflanzlich ernähren, als diejenigen, die sich hauptsächlich von Fleisch ernähren. Eine Option, die angesichts der wachsenden Weltbevölkerung schon lange vor dem Russland-Krieg auf dem Tisch lag, ist die Begrenzung der Viehzucht. Auf diese Weise könnte ein Teil der angebauten Rohstoffe bzw. ein Teil der landwirtschaftlichen Flächen für die Erzeugung von Grundstoffen für den direkten Verbrauch genutzt werden, wodurch eine deutlich größere Zahl von Menschen ernährt werden könnte.
Da die Türkei und Ägypten Importeure von Grundrohstoffen wie Weizen, Mais und Sonnenblumenöl sind, wird es notwendig sein, diese langfristigen Lieferanten durch andere zuverlässige Handelspartner zu ersetzen. Und angesichts der steigenden Kraftstoffpreise ist es logisch, diese Partner so nah wie möglich an Europa zu suchen.
Was sollte die Europäische Union tun?
Als Reaktion auf die steigenden Kraftstoff-, Gas- und Düngemittelpreise führt Europa umfangreiche Stützungsmaßnahmen für die europäischen Landwirte ein. Um die Produktion so unabhängig wie möglich von externen Lieferanten zu machen, werden Landwirte bevorzugt, die ökologische Anbaumethoden anwenden, die mit dem Green Deal Hand in Hand gehen und gleichzeitig eine breitere Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen ermöglichen.
Dadurch wird nicht nur sichergestellt, dass Europa genügend Nahrungsmittel für seine Bevölkerung hat, sondern auch, dass es – in größerem Umfang als bisher – seine Überschussproduktion anderen Ländern zum Kauf anbieten kann. Gleichzeitig sollte die EU angesichts des enormen Unterschieds zwischen der Rentabilität von Flächen für die Fleischproduktion und für die pflanzliche Erzeugung die Viehzucht nicht länger subventionieren. Die Subventionen sollten in eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft fließen und nicht in die ineffiziente Fleischproduktion, von der im Übrigen fast ein Viertel in der Europäischen Union weggeworfen wird.
Die wichtigste Lösung besteht daher darin, die Viehzucht nicht zu unterstützen oder zu subventionieren und nicht zu versuchen, die Ausfuhr von Rohstoffen zu beschränken, von denen wir mehr als genug haben und vor allem haben werden.
Um jedoch keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Eine solche Aktion darf natürlich nicht auf Kosten der europäischen Bürger gehen. Die Verfügbarkeit eines breiten Spektrums an erschwinglichen Lebensmitteln auf dem europäischen Binnenmarkt ist natürlich die Grundlage für eine effektive und nachhaltige Handelspolitik.
Der Artikel strotzt nur so vor Fehlern.
Öko-Anbau hat durchschnittlich 50% weniger Ertrag als konventioneller Anbau; um eine gegebene Anzahl Menschen zu ernähren, braucht man also die doppelte Fläche. Das ist das Gegenteil von wünschenswert, wenn wertvolle Anbauflächen durch einen Krieg nicht genutzt werden können.
Nein, was im Trog landet, kann nicht auf den Teller: Das sind Nebenprodukte, die bei der Nahrungsmittelproduktion anfallen, aber für uns unverdaulich sind (Beispielsweise Kleie – für uns ein Abführmittel, für Rinder wertvolles Eiweißfutter; Schlempe – der Rest aus der Bierbrauerei; Anteile von Heu und Stroh, Rübenschnitzel – der Rest aus der Zuckerproduktion, etc.,etc.), minderwertige Produkte wie Schmachtkorn, Getreide mit zu niedrigem Eiweißgehalt (nicht backfähig!), Heu und Klee, die während der Brache auf Feldern gesät werden, um Bodenerosion zu verhindern, etc.. Jedes Kilogramm Nahrungsmittel für Menschen erzeugt AUTOMATISCH 3 – 4 Kilogramm Futtermittel; das lässt sich nicht verhindern. Diese nicht zu nutzen wäre die wahre Verschwendung.
Viele Flächen lassen sich nur durch Tiere sinnvoll nutzen; dort wächst aufgrund Klima, Bodenbeschaffenheit, etc. nichts anderes als Viehfutter. Ohne Tiere würden diese Flächen keine pflanzlichen Nahrungsmittel erzeugen, sondern würden komplett für die Nahrungserzeugung wegfallen.
Neben Milch, Fleisch und Eiern erhalten wir von Tieren auch wertvollen Dünger. Im Ökolandbau sind deshalb 1,5 – 2 GVE/ha Vorschrift, um ausreichend Dünger für die Felder zu haben. GVE ist eine Umrechnungseinheit und entspricht 500 kg lebendem Tier. In Deutschland haben wir bereits nur 1,1 GVE/ha im Durchschnitt – eine weitere Reduzierung würde bedeuten, noch mehr Kunstdünger einsetzen zu müssen. Dieser ist aber von endlichen Ressourcen abhängig, und erfordert hohen Energieaufwand. Kein guter Plan, wenn man weniger Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen will. Nein, unsere Böden sind auch nicht überdüngt; der Nitratgehalt des Grundwassers SINKT schon seit den 1980ern stetig.
Schade das in diesem Artikel die Ursache für die Misere in Ländern wie Ägypten, Libanon, Pakistan usw. nicht im Ansatz analysiert wurde.
Ägypten ist ein Islamisches Land und der dortige Klerus predigt ja den Leuten das die sich immer weiter vermehren sollen. Ein Land das fast nur aus Wüste besteht kann aber natürlich nur begrenzt Nahrung produzieren. Die Bevölkerung wächst dort aber exponentiell. siehe Destatis:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/261548/umfrage/gesamtbevoelkerung-von-aegypten/#:~:text=%C3%84gypten%20setzt%20sein%20rasantes%20Bev%C3%B6lkerungswachstum,rund%2037%20Millionen%20Einwohner%20erh%C3%B6ht.
Klar das dann der Anteil an Nahrung der Importiert werden muss eben auch exponentiell immer weiter anwächst. Dann braucht es nur noch einen Putin, den Klimawandel oder andere Gründe für Logistik Ausfälle und es gibt dort Hungersnöte wie zu biblischen Zeiten…. Mit Revolutions Risiko und co… Der Islamische Staat und Al Qaida dürften sich über solche Unruhen sicherlich sehr freuen.
Aber auch hier gilt, ein Land hätte eigentlich die Verantwortung dafür zu sorgen das die Bevölkerung nicht stärker steigt als wie Sie ernährt werden kann. In den Islamischen Ländern wird aber aus religiösen Gründend das genaue Gegenteil betrieben, das MUSS ZWANGSLÄUFIG früher oder später zum selbst verschuldeten Kollaps führen. Allerdings darf man das ja kaum kritisieren, weil wer die Islamischen Dogmen kritisiert wird ja schnell in die Rassisten + AfD Ecke abgestempelt….
Ich bin immer dafür, neue Möglichkeiten zu denken und Altbewährtes zu überprüfen.
Daher ein paar Anmerkungen zu dem Thema:
1) Der Hektarertrag von Getreide ist bei konventionellem Anbau sehr (!) viel höher als bei biologischem Landbau; so viel mehr, dass unter dem Strich selbst die Klimabilanz des Ökoanbaus schlechter ist als die des konventionellen Anbaus. D.h. mit konventionellem Anbau könnten wir sowohl das Klima schonen als auch zur Beseitigung des hungers beitragen – stattdessen wird jedoch die Umstellung auf biologischen Getreideanbau forciert (Welt vom 3.10.2021″Öko-Landwirtschaft Bio-Lebensmittel sind nicht automatisch gut fürs Klima“).
2) Wir sind einer der größten Exporteure von Fleisch, besonders von Schweinefleisch (zunehmend nach China) aber auch in wachsendem Maße von Hähnchenfleisch (in islamische Länder). Der Fleischverbrauch in Deutschland sinkt seit Jahren ständig – d.h. alle Apelle, weniger Fleisch zu essen, ändern nichts, solange wir weiter immer mehr exportieren.
3) Eines der immer noch größten Probleme wenn es um Umwelt oder Hungerbekämpfung geht, wird weitgehend verschwiegen: das Bevölkerungswachstum, vor allem in Afrika. Seit den 60er jahren haben sich gerade in den ungünstigsten Gebieten (z.B. Sahel) die Bevölkerung teilweise verfünfzigfacht (!!). Wenn wir uns vorstellen, ein solches Bevölkerungswachstum hätte es auch nur annähernd in Deutschland gegeben, hätten auch wir eine Hungersnot. Andererseits wird Drängen in Richtung Geburtenkontrolle als Eingriff in die staatliche Souveränität und in Religion und Kultur gesehen. Wenn man aber z.B. Entwicklungshilfegelder an Fortschritte im Bereich Geburtenkontrolle koppeln würde, wäre langfristig sehr geholfen.
4) Gegen Verarmung von lokalen Bauern würde z.B. die Züchtung von Open-Source-Getreide helfen, das hohen Ertrag zu geringen Kosten bedeuten würde (da z.B. das geerntete Getreide als Saatgut weiterverwendet werden dürfte) – einer der Vorschläge der Piratenpartei.
5) Kurzfristig gegen die Kriegsfolgen hilft nichts, was hier vorgeschlagen wird: Das Getreide, das in diesem Jahr zur Ernährung gebraucht wird, ist zumindest gesät, zum großen teil bereits geerntet (oder durch den Krieg vernichtet), die Tiere, die dies Getreide zum Teil fressen, sind bereits geboren, landwirtschaftliche Betriebe können nicht von jetzt auf gleich umstellen. Möglicherweise könnte helfen, wenn die EU große Mengen (geeigneten) Saatguts kauft und den betroffenen Ländern umsonst zur Verfügung stellt. Oder eventuell vorhandene Vorratsspeicher aufgelöst werden. Oder Flächenstillegungen von für Landwirtschaft geeigneten Flächen rückgängig gemacht werden.
6) Vor ca. 50 Jahren wurde im Report „Global 2000“ als größte Gefahr für das Weiterexistieren der Menschheit die Bevölkerungsexplosion gesehen. Dies sowohl wegen entstehender Hungersnöte als auch wegen Ressourcenverbrauch (auch die Menschen in Afrika und Asien streben nicht Genügsamkeit sondern ein westliches Lebensniveau an), Kriegen um Wasser usw. Damals gab es gut 3 Mrd. Menschen, die absolute Grenze wurde bei (nach meiner Erinnerung) ca. 6 Mrd. gesehen. Heute haben wir mehr als 8 Mrd. Menschen, mit 12 Mrd. wird gerechnet. Noch weitere Fragen zur Zukunft des Planeten?