Ein Gastbeitrag von Dr. Reza Parchizadeh, vermittelt durch Schoresch Davoodi, übersetzt und lokalisiert durch den Sperling
Die Pahlavisten, rechtsextremen Fanatiker und Anhänger des letzten Schahs von Persien (Iran), die anscheinend die gestürzte Pahlavi-Dynastie wiederbeleben wollen, versuchen allem Anschein nach sich, die Volksrevolution gegen das Regime im Iran zunutze machen. Dabei bedienen Sie sich russischer Spaltungstaktiken, um die Glaubwürdigkeit der iranischen Aktivisten für eine liberale Demokratie in den Vereinigten Staaten zu sabotieren.
In einer systematischen Verleumdungskampagne nach dem Vorbild des Kremls greifen die Pahlavisten auf alle möglichen schmutzigen Tricks, auch im Stil des früheren Senator McCarthy, zurück, um ihre demokratischen politischen Gegner und wahrscheinlichen künftigen Rivalen als “Kommunisten” zu diffamieren. Ziel dieser Kampagne ist es offenbar, die Pahlavisten auf der Bühne Washingtons hervorzuheben, indem sie die “antikommunistische Einheit” der Vereinigten Staaten und des kaiserlichen Persien (Iran) unter Mohammad Reza Schah Pahlavi während des Kalten Krieges beschwören.
Um ihre Agenda voranzutreiben, setzen die pahlavistischen Strategen auf die klassische “Rote Angst” in Amerika. Die Vereinigten Staaten, das kapitalistische Land der Neuzeit schlechthin, waren schon immer das Ziel kommunistischer Unterwanderung und Subversion. Da die internationalen Kommunisten aktiv versuchten, die liberale Demokratie aufzulösen und ein sozialistisches System in den Vereinigten Staaten zu errichten, war der Kommunismus von Anfang bis Ende des 20. Jahrhunderts Amerikas größte Sorge im Bereich der nationalen Sicherheit.
Exkurs: Antikommunismus in den USA
Mit dem Beginn des Kalten Krieges am Ende des Zweiten Weltkriegs, der den internationalen faschistischen Block ausschaltete und die kommunistischen und kapitalistischen Fronten weltweit einander gegenüberstellte, verschärfte sich die Rote Angst in den Vereinigten Staaten so sehr, dass sie zu antikommunistischen Gesetzen und Vorschriften führte. Im Jahr 1954 verabschiedete der Kongress den “Communist Control Act”, der die Kommunistische Partei der USA verbot und die Mitgliedschaft in und die Unterstützung von allen kommunistischen Organisationen im ganzen Land unter Strafe stellte.
Diese eskalierte Version der “Roten Angst” hielt mehr oder weniger bis zum Ende des Kalten Krieges an, und erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann das amerikanische Establishment, seine Haltung gegenüber dem Kommunismus zu lockern. In den letzten Jahren jedoch, als die Bedrohung durch den internationalen Kommunismus, angeführt von der Volksrepublik China und verstärkt durch Kuba und Venezuela im amerikanischen Hinterhof, wieder aufkam, hat die Sensibilität gegenüber dem Kommunismus in den Vereinigten Staaten wieder zugenommen.
Angesichts dieser erhöhten Sensibilität in Amerika sind die Pahlavisten auf den Zug des populistischen Konservatismus aufgesprungen, um ihre demokratischen politischen Gegner als Kommunisten zu verleumden. Tatsächlich sollte ihre spezielle Kampagne vor dem breiteren Hintergrund des Aufstiegs der globalen extremen Rechten gesehen werden, wie er sich beispielsweise in den antisemitischen Verschwörungstheorien von QAnon manifestiert. Diese werden durch russische Agitation verstärkt und behaupten, dass eine Kabale von “Juden, Pädophilen und Kommunisten” den amerikanischen “tiefen Staat” steuert, was zu dem berüchtigten Angriff auf den US-Kongress am 6. Januar 2021 führte.
Ein noch auffälligeres Beispiel wurde kürzlich in Deutschland bekannt, wo eine extremistische Gruppe, die mit der ultranationalistischen Reichsbürger-Bewegung verbunden ist, plante, die demokratische Regierung durch einen bewaffneten Staatsstreich zu stürzen und ein Mitglied einer deutschen Adelsfamilie als Monarchen des Landes einzusetzen. Einige Mitglieder der Gruppe sind dem ehemaligem Deutschen Reich zugetan, während andere eine nationalsozialistische Gesinnung haben. Sie allen alle lehnen die deutsche Nachkriegsverfassung und die proamerikanische Ausrichtung ab und wollen die Bundesrepublik zerschlagen – offenbar mit russischer Unterstützung.
Zurück zu den Pahlavisten: Ihre Versuche, die demokratische Opposition zu diskreditieren, tragen auch die Handschrift des Sicherheitsapparates der Islamischen Republik – dabei wird ständig Zwietracht unter den Gegnern gesät, damit keine einheitliche demokratische Front entstehen kann. Die problematische Ausrichtung der Pahlavisten auf das islamistische Regime wird deutlich, wenn man ihre anderen Aktionen in Betracht zieht – von gewaltsamen Angriffen auf regimefeindliche Demonstranten im Ausland, die den Monarchismus nicht gutheißen, bis hin zur Verunglimpfung von Kurden und Beklatschen als “Terroristen” und “Separatisten” während diese aufgrund ihrer Vorreiterrolle bei der Revolution im Iran – vom Regime mit militärischer Härte verfolgt werden.
Obwohl es den Pahlavisten gelungen ist, in konservativen Kreisen in den Vereinigten Staaten und im Nahen Osten eine gewisse Unterstützung zu gewinnen, könnte ihr jüngster Aufstieg in den Mittelpunkt der iranischen Opposition im Ausland tatsächlich auf die Machenschaften Teherans und Moskaus zurückzuführen sein. Wie ich bereits erklärt habe, könnten Russland und die prorussischen Elemente der Revolutionsgarden versuchen, ihren Einfluss auf den Iran zu wahren, indem sie ein angeblich westfreundliches ultranationalistisches Regime installieren. An dessen Fäden würde der Kreml weiterhin ziehen, da sich die islamistische, anti-westliche Stimmung angesichts des zunehmenden nationalen und internationalen Drucks als nicht mehr tragfähig erweist.
Insofern kann die wahrgenommene Stärkung der Pahlavisten in Washington auf Kosten der Aktivisten der liberalen Demokratie in gewisser Weise als Versuch einer russischen Anti-Revolution im Iran gesehen werden.
Reza Pahlavi, der Sohn des gestürzten Schahs von Iran, ist das Herzstück des Pahlavismus und hat immer wieder Angebote an die iranische Revolutionsgarde, die Basidschi (eine paramilitärische Miliz bzw. Hilfspolizei, Anm. d. Red.), die Armee und den Sicherheitsapparat des Regimes gemacht und sie aufgefordert, sich der “zukünftigen Regierung des Iran” anzuschließen. Er schlägt sogar offen Kapital aus seiner, wie er sagt, “Verbindung” zu den Iranischen Revolutionsgarden. Und dies ungeachtet der Tatsache, dass diese skrupellosen Organisationen das Hauptinstrument des Regimes zur Unterdrückung der Demonstranten sind und dass die Iranischen Revolutionsgarden der einzige staatliche Sponsor des Terrorismus in der ganzen Welt ist, der von den Vereinigten Staaten und in unterschiedlichem Maße von einer Reihe anderer Nationen als solcher bezeichnet wurde.
Angenommen, Pahlavi gelingt das unglaubliche Kunststück, die brutalen Militär- und Sicherheitsapparate des Regimes auf Linie zu bringen und das iranische Volk und die demokratische Welt davon zu überzeugen, ihre entsetzliche Geschichte von Verbrechen und Terror zu vergessen, damit er auf ihre Schultern treten und König (oder Präsident) werden kann. Die Tatsache, dass diese inhärent antiamerikanische, antiarabische und antisemitische politische Struktur in einem solchen Szenario des “kontrollierten Übergangs” nahezu intakt bleiben soll, bedeutet, dass der Iran selbst im Falle eines vermeintlichen “Regimewechsel” höchstwahrscheinlich keinen Kurswechsel in seiner internationalen Ausrichtung vornehmen wird. Und dieses Szenario ist vergleichbar mit dem, was in Russland nach dem Zusammenbruch der UdSSR geschah.
In einer dramatischen Wendung wie im Film “Der Manchurian Kandidat“, in dessen Buchvorlage sich die fanatischen Rechten als Instrumente einer globalen kommunistischen Verschwörung entpuppen, könnten die Pahlavisten also unbeabsichtigt Moskaus Agenda in Washington vorantreiben – und dies, indem sie einerseits iranische Aktivisten der liberalen Demokratie verleumden und andererseits einen ultranationalistischen Diskurs fördern. Daher müssen diejenigen im Westen und im Nahen Osten, die ein Interesse am Iran haben, in Bezug auf den Pahlavismus wachsamer sein.
Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass es ein fataler Fehler war, den Iran – indem man auf die Pahlavi-Dynastie zurückgriff – in die Hände der Islamisten und der „Kommunisten“ zu treiben, anstatt die Demokratie zu entwickeln. Eine Wiederholung würde bedeuten, denselben schrecklichen Fehler zu wiederholen. Die langfristigen Sicherheitsinteressen der USA und seiner Verbündeten in der Welt können nur gewahrt werden, wenn dem Iran geholfen wird, eine liberale Mehrparteiendemokratie mit einer repräsentativen Regierung zu errichten, die sich die Grundlagen der westlichen Zivilisation zu eigen macht und aufrichtig bestrebt ist, ein Freund der Vereinigten Staaten, Europas, der arabischen Welt und Israels zu sein.
Gibt es für die im Artikel genannten Behauptungen auch Quellenangaben ?
Es würde mich ja durchaus reizen hier etwas mehr zu recherchieren da das Thema Iran ja durchaus interessant ist. Klar ist natürlich das das Islamische Regime durch eine Liberale Demokratie ersetzt werden sollte. Aber wird das auch ohne Gewalt funktionieren ? Es ist doch unwahrscheinlich das die Islamisten freiwillig ihre Diktatur hergeben werden.