Ein Gastartikel von Arko Kröger
Zu Beginn etwas Kontext – es gibt einen Anlass, warum ich das schreibe: Veronika Grimm, eine der Wirtschaftsweisen (Berater der Bundesregierung), hat anscheinend ein Angebot für einen Sitz im Aufsichtsrat der Firma Siemens Energy bekommen.
Auf Twitter wird hitzig darüber debattiert, ob dies mit einem Platz im Rat der Wirtschaftsweisen kompatibel wäre. Für mich persönlich ist diese Frage eindeutig mit Nein zu beantworten, allerdings nicht nur wegen ihrem posten. Ich möchte euch heute mit dem Konzept einer “Epistemischen Autorität” vertraut machen und erklären, warum diese über jeden zweifel erhaben sein müssen.
Was ist eine Epistemische Autorität?
“Die Erkenntnistheorie (auch Epistemologie oder Gnoseologie) ist ein Hauptgebiet der Philosophie, das die Fragen nach den Voraussetzungen für Erkenntnis, dem Zustandekommen von Wissen und anderer Formen von Überzeugungen umfasst. Dabei wird auch untersucht, was Gewissheit und Rechtfertigung ausmacht und welche Art von Zweifel an welcher Art von Überzeugungen objektiv bestehen kann. “ (Zitat wikipedia).
Eine epistemische Autorität in diesem Zusammenhang ist eine Person, welcher wir vertrauen, dass sie uns Informationen vermittelt, welche der Wahrheit entsprechen, insbesondere in speziellen Bereichen. Epistemische Autoritäten sind im Grunde genommen also einfach Experten. Im Alltag könnte man auch z. B. Lehrer für Schüler oder Dozenten sowie eventuell auch Journalisten als epistemische Autoritäten bezeichnen, denn sie erfüllen dieselbe Funktion.
Die Wirtschaftsweisen sind aus unserer Sicht 5 epistemische Autoritäten, die nicht nur die Bundesregierung, sondern auch der Bevölkerung in Interviews Wissen über Makroökonomie (Also die Wirtschaft) vermitteln. Wir vertrauen ihnen, dass das, was sie sagen, stimmt, da diese sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Posten, wie der im Aufsichtsrat, sind ein Interessenskonflikt, und beschädigen das Vertrauen in die Autorität, weil die Interessen eines Konzerns (Welcher davon profitiert, dass die Gesellschaft in seinem Sinne informiert wird) mit denen eines guten Beraters (welcher so informieren sollte, dass alle beratenen Entscheidungen treffen, die das wohl der beratenen steigern) kollidieren.
Vertrauen
Jetzt ist es mit Vertrauen aber so, dass es, wie ich bereits in einem anderen Artikel besprochen habe, subjektiv ist. Aktuell läuft die Debatte auf Twitter, grob überspitzt, so ab, dass alle, die sich als politisch von ihr weiter entfernt erachten, sie für diesen Posten kritisieren, und alle, die ihr politisch näher stehen, dies als nicht so schlimm erachten. Leider ziemlich chronisch für alle politischen Debatten, was auch ein Grund ist, warum Politikern heutzutage so wenig vertraut wird. Der Schaden, der dieses selektive Vertrauen anrichtet, spiegelt sich in der Polarisierung der Gesellschaft wider, da sie nun anfangen, sich andere epistemische Autoritäten zu suchen, die eventuell sogar noch schädlichere Informationen an ihre Zuhörer vermitteln. Eine epistemische Autorität muss aus der Sicht von möglichst vielen Menschen als vertrauenswürdig erachtet werden, da sich ansonsten Parallelwahrnehmungen bilden, die eine Vermittlung zwischen den Menschen unmöglich machen. Ich kann es nur wiederholen: “Der Punkt ist, ich darf einfach nicht nur selektiv die Informationen glauben, die mein Weltbild bestätigen, um mir eine objektiv akzeptable Meinung zu bilden, aber mein niedriges Vertrauen in (hier das Objekt mit niedrigem Vertrauen einfügen) macht dies fast unmöglich.“
Um daher zu verhindern, dass sich die Gesellschaft durch dieses selektive Vertrauen spaltet, muss man dafür sorgen, dass epistemische Autoritäten aus der Sicht von ALLEN Menschen als vertrauenswürdig erachtet werden können, unabhängig von der Meinung dieser Autoritäten. Ein Extremvorschlag, der zudem auch noch nicht ausgereift wäre, wäre jeglichen Wissenschaftlern nur den Zugang zu Einkommensquellen zu erlauben, die interessenskonflikttechnisch einwandfrei sind. Das könnte man natürlich nicht einfach so in ein Gesetz schreiben, es wäre in der Praxis deutlich komplizierter und vielleicht auch gar nicht so notwendig. Fürs Erste wäre es aber schon mal hilfreich, dem Rat der Wirtschaftsweisen solche Sekundärposten zu untersagen. Angesichts der Reaktion der anderen Wirtschaftsweisen scheint dieser auch selber grundsätzlich damit einverstanden zu sein.
Interessanter Artikel, ja in Zeiten wo Desinformation und Schwurbel immer mehr kursieren ja da ist Wissenschaft wichtig. Aber bitte solche Wissenschaft die nicht auf der Lohnliste von irgendwelchen Lobbyisten steht ! Denn den ganzen Lobby Fake Wissenschaftlertn, ja denen tue ich auch nicht vertrauen !