
Ein Gastbeitrag von Markus Schaub
Die Proteste gegen Israel beim diesjährigen Eurovision Song Contest sind auf die Aktivitäten von BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) zurück zu führen (1*), die, wie ich in meinem letzten Artikel für die Flaschenpost aufgezeigt habe, eng mit der Hamas verbunden sind.
Da bei den Teilnehmenden des ESC ganz besonders Bambie Thug aus Irland mit Hasstiranden und Opferinzenierungen auffiel (2*), möchte ich diesmal näher auf den Judenhass in Irland eingehen. Dazu muss ich allerdings ein wenig ausholen, da in Irland 3 Stränge zusammenlaufen.
Zum einem war Irland, trotz seiner offiziellen Neutralität, eng mit Nazi-Deutschland verbunden. Die Führungsspitze der IRA (Irish Republican Army) koordinierte ab 1937 mit Deutschland Einsätze gegen die Briten in Nordirland. 1940 traf sich sogar der Stabschef der IRA, Seán Russell, persönlich mit Außenminister Joachim von Ribbentrop, dem Chef der Abwehr, Admiral Wilhelm Canaris, seinem Stellvertreter Erwin von Lahousen und Edmund Veesenmayer (Ribbentrops Staatsstreichspezialist) in Berlin (3*).
Darüber hinaus war der irische Präsident Éamon de Valera der einzige Regierungschef weltweit, der 1945 in ein Kondolenzbuch für Adolf Hitler schrieb. Bei den Nürnberger Prozessen protestierte de Valera gegen die verhängten Todesstrafen. Die 7.000 irischen Soldaten, die desertierten um für die Alliierten gegen Nazi-Deutschland zu kämpfen, wurden nach dem Krieg wegen Fahnenflucht verurteilt, jahrzehntelang stigmatisiert, und erst 2012 begnadigt (4*).
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Irland Zufluchtsort von 100-200 hochrangigen Nazis wie Otto Skorzeny, dem „Befreier“ von Benito Mussolini. Im Gegenzug wurden ab 1933 jüdischen Flüchtlingen Visa für die Einreise nach Irland verweigert und bis in die 1970er gab es in Irland überhaupt kein Bewusstsein für die Verbrechen der Nationalsozialisten, eher ein „Der Feind meines Feindes Großbritannien,…“ (5.).
Der zweite Strang betrifft die Muslimbruderschaft. Diese wurde 1926 von Hassan al-Banna gegründet, der finanziell und ideologisch von Nazi-Deutschland unterstützt wurde. Ein großer Förderer von ihm war Alfred Heß, der Bruder von Rudolf Heß, der 1924 die NSDAP/AO in Kairo gründete. Durch den großen Einfluss, den die Muslimbruderschaft hatte, verwundert es nicht, dass viele Führer im Nahostkonflikt Mitglieder von ihr waren oder sind. Die beiden prominentesten Beispiele waren wohl der Großmufti und „Ehrenarier“ Amin al-Husseini und sein ägyptischer Verwandter und seit dessen Kindheit sein Protegé Mohammed Abdel Rahman Abdel Raouf Arafat al-Qudwa al-Husseini, genannt „Jassir Arafat“ (6*, 7*)
Die Muslimbruderschaft hat weltweit viele Tochterorganisationen die die Werte der Muslimbruderschaft, je nach Region und Zielgruppe angepasst, verbreiten. Der direkte Vertreter der MB für die Palästinensischen Gebiete ist beispielsweise die Hamas, die Studentenproteste an den Universitäten organisiert eine andere Tochterorganisation der MB, die „Students for Justice in Palestine“, kurz SJP (8*).
In Irland ist die Muslimbruderschaft seit den 1990ern sehr aktiv und stieß, durch die NS-Vergangenheit Irlands, auf einen großartigen Nährboden für ihren Antisemitismus (9*).
Unterstützt wurde der Aufbau u.a. durch eine Stiftung der Muslimbruderschaft in Bradford, die ein komplexes finanzielles und ideologisches Netzwerks in Großbritannien und Irland aufgebaut hat. Direktoren dieser Stiftung waren Wael Musabbeh und seine Ehefrau Yasmin Hussein, die ehemalige Direktorin für Glaubens- und Menschenrechte von Amnesty International (10*). Amnesty International fällt ja seit vielen Jahren wegen ihrer Israelfeindlichkeit auf, zuletzt für ihre Unterstützung von Walid Daqqah, einem palästinensischen Terroristen der PFLP, der seinem israelischem Opfer in die Augen stach und seine Genitalien abschnitt (11*).
Im März 2018 gründete die Muslimbruderschaft an der Eliteuniversität Trinity College in Dublin ihren ersten Ortsverband der Students for Justice in Palestine, im November 2018 folgte der Ortsverband am Dublin City University (DCU) (5*).
Seit dem sind Shoah-Leugnung, antisemitische Verschwörungsmythen und offener Judenhass an den Universitäten in Irland alltäglicher Bestandteil des studentischen Lebens.
Der dritte Aspekt ist der Befreiungskampf der IRA gegen Großbritannien. In Kombination mit dem tiefsitzenden Antisemitismus können sich gerade progressive Menschen mit den vermeintlich unterdrückten Palästinensern identifizieren und so die Jahrhunderte des arabischen Kolonialimperiums, die koloniale Ausbeutung Israels und die mit Gewalt durchgesetzte Unterdrückung von Juden als „Dhimmis“ verdrängen (12*). Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ersten Zionisten in ihre Heimat Israel zurückkehrten, war das Land fast vollständig entvölkert und bestand größtenteils nur noch aus Wüste und malariaverseuchten Sümpfen und musste erst wieder urbar gemacht werden (13*, 14*), was alles heute von Israelfeinden völlig verdreht und/oder geleugnet wird. Zu der Zeit war Israel, bis zur Schaffung der PLO 1964, in der arabischen Rechtsprechung übrigens „Süd-Syrien“, der Begriff „Palästina“ wurde als koloniale, europäische Fremdbezeichnung strickt abgelehnt (15*).
Wie schon Kersten Knipp 1998 schrieb geht es da um die „Revolution“ der Revolution wegen. In seinem Essay „Kritik des guten Nationalismus“ in der taz schrieb er: „Dank deutscher Hilfe fand der Weltgeist endlich zu sich selbst. In der Revolution fanden die Linken ihre Identität – die politische und oft auch die psychologische.“ und „Die Linken lieben nicht die Menschen, sondern die Ideen“ (16*).
Durch den Einfluss der NS-Vergangenheit und Muslimbruderschaft in Zusammenarbeit mit dem Befreiungskampf der IRA, durch den man sich mit dem vermeintlichen „Befreiungskampf“ der Hamas identifizieren kann, ist ein massiver Antisemitismus in der irischen Gesellschaft vorhanden und dadurch ist das Verhalten von Bambie Thug beim ESC auch nicht weiter verwunderlich.
1. „Boycott Eurovision 2024 over genocidal Israel’s participation“
2. „Ireland’s Bambie Thug filmed in profanity-filled rant after Eden Golan’s Eurovision success“
3. „The IRA’s Links With Nazi Germany“
4. „Ireland pardons soldiers who deserted to fight Hitler“
5. „Die älteste Bigotterie: Antisemitismus in Irland“
6. „The Nazi roots of Muslim Brotherhood“
7. Britannica, Biography of Yasser Arafat
8. „The Long March of Radicalization“
9. „The Muslim Brotherhood in Ireland“ Global Muslim Brotherhood Research Center, 2009
10.„Ranghohe Amnesty Direktorin mit Verbindungen zu Islamisten“
11. „Israel: Todkranken Palästinenser Begnadigen!“
12. Jews in Islamic Countries: The Treatment of Jews
13. Local Malaria Elimination: A Historical Perspective from Palestine 100 Years Ago Informs the Current Way Forward in Sub-Saharan Africa, Anton Alexander, LL.B., Florence V Dunkel, Ph.D., 2017
14. Mark Twain in Palestine – “A Hopeless, Dreary, Heart-Broken Land“
15. „Back when Palestinians insisted there’s no such place as Palestine“
16. „Kritik des guten Nationalismus“