Verdi hat kürzlich ein Positionspapier zum Thema Urheberrecht veröffentlicht. Der Höhepunkt befindet sich in diesem Fall auf der letzten Seite. Die dort angedachte Möglichkeit ist im Prinzip fast dasselbe wie die Stoppschilder der Zensursula. Die Gewerkschaft Verdi fordert, Internetnutzer per „Warnhinweis“ davon abzuhalten, Urheberrechte zu verletzen, und ein Ordnungsgeld zu verhängen, sollten sie es dennoch tun. Bei Zensursula sollte eine Liste mit unerwünschten Seiten dadurch gesperrt werden, indem bei jedem Seitenaufruf geprüft wird, ob die Domain auf der Sperrliste steht, um den Nutzer dann gegebenenfalls auf eine andere Seite, das Stoppschild, umzuleiten.
Die Warnhinweise, die Verdi möchte, sind im Prinzip fast das Gleiche. Damit überhaupt diese Hinweise verteilt werden können, müsste man eine Liste mit Angeboten vorhalten, die das Urheberrecht verletzen, genauso wie bei Zensursula. Dann müsste bei jedem Seitenaufruf überprüft werden, ob die Domain oder URL auf dieser Liste steht, genauso wie bei Zensursula. Es soll dann aber nicht auf eine andere Seite umgeleitet werden, sondern ein Warnhinweis soll auf dem Bildschirm des Nutzers erscheinen. Also wird man den Seitenaufruf auf einen transparenten Proxy umleiten, welcher dann die Hinweisschilder in den HTML-Code der Website einbauen wird.
Allerdings soll nicht protokolliert werden. Dass darauf aber keinerlei Verlass ist, sollte jedem klar sein. Dies wäre ohnehin im Handumdrehen geändert, und die Forderungen nach einer Strafverfolgung würden sehr schnell auftauchen. Die exakte technische Implementation ist aber im Moment gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass dies bis auf kleine Unterschiede eigentlich die gleiche Methode wäre. Genauso wie bei den Stoppschildern der Zensursula wäre hierfür eine Überwachungsinfrastruktur notwendig, die spielend leicht zur Zensur missbraucht werden könnte. Beschämend, dass Verdi die von der Industrie lancierten Behauptungen über die Schäden durch Piraterie unhinterfragt übernimmt. Verdi ist im übrigen der Meinung, dass es keine Gefahr einer Kontrollinfrastruktur geben würde.
Erst unterstützt Verdi die Demo Freiheit statt Angst, und dann fordert sie genau solche Maßnahmen, gegen die sich auch die Demo unter anderem ausgesprochen hat. Passt nicht so wirklich zusammen.
Verdi hat es bei der Veröffentlichung am Mittwoch zugleich auch noch geschafft, die CC-Lizenz eines gewissen Pete Fletch zu verletzen. Sowohl der Titel des Bildes als auch das Lizenzkürzel CC-BY-NC-ND hätte mit Link auf die Lizenz angegeben werden müssen.
Quelle: http://irights.info/index.php?q=node/1937