Hallo, wir sind die Piraten. Wir wohnen hier. Wir fühlen uns hier wohl und kennen die Gegend wie unsere Westentasche. Jeder ist hier willkommen und wir freuen uns über jeden neuen Gast – auch wenn wir sie „Follower“ nennen.
Am 25. März sorgte eine Diskussion auf der Bundespressekonferenz für Aufsehen. Der stellvertretende Bundespressesprecher verkündete, dass der Regierungssprecher Steffen Seibert Termine der Kanzlerin fortan auch twittern wird. Das Protokoll der entsprechenden Sitzung gibt es hier. Um den Journalisten in Deutschland die Heimat der Piraten etwas näher zu bringen, hat die Piratenpartei Ihnen Unterstützung angeboten. Wir haben dazu Daniel Flachshaar, dem Initiator der Aktion, einige Fragen gestellt.
Flaschenpost: Daniel, was genau hatte es denn mit diesem Eklat bei der Bundespressekonferenz auf sich, was ist da passiert?
Daniel: Der Regierungssprecher Steffen Seibert hat am 22. März einen bevorstehenden Termin über eine USA-Reise der Bundeskanzlerin zuerst über Twitter verbreitet, bevor er auf die Medien zurückgegriffen hat, über die Journalisten normalerweise derartige Meldungen erhalten. Die Hauptstadtjournalisten waren von dieser Aktion schockiert, da sie offensichtlich Twitter zuvor nicht für ihre Arbeit genutzt haben. Sie befürchteten, dass sie in Zukunft von Neuigkeiten ausgeschlossen werden, wenn sie sich dem Service verweigern.
Flaschenpost: Was genau habt ihr vor, den Journalisten zu zeigen?
Daniel: Da Twitter ein Medium ist, das von Piraten sehr häufig genutzt wird und somit auch ausreichende Erfahrungen damit vorhanden sind, um sie Neulingen weiterzuvermitteln, rief der Vorfall förmlich nach uns.
Die genaue Vorgehensweise bei den Vorträgen bleibt den veranstaltenden Piratengruppen überlassen und hängt natürlich auch von dem Kenntnisstand der teilnehmenden Journalisten ab. Im Extremfall muss mit den absoluten Grundkenntnissen begonnen werden. Das Ziel ist, dass die Journalisten lernen, wie sie Twitter effektiv für ihre Arbeit nutzen können. Dazu gehört natürlich auch, dass sie erkennen, welchen Accounts sie folgen sollten, um keine wichtigen News zu verpassen bzw. nicht im Spam zu ersticken.
Flaschenpost: Wie sind die Reaktionen darauf ausgefallen? Wird das Angebot angenommen?
Daniel: Bisher haben sich auf unterschiedlichen Wegen schon mehr als zehn interessierte Journalisten direkt nach Veröffentlichung der Pressemitteilung gemeldet. Es ist aber auf jeden Fall davon auszugehen, dass das Interesse steigt, wenn die genauen Termine und Orte bekanntgegeben werden bzw. wenn durch die ortsansässigen Piraten auch auf den lokalen Verteilern der teilnehmenden Städte auf die Veranstaltungen hingewiesen wird.
Ich werde in den nächsten Tagen eine weitere Pressemitteilung versenden, in der ich erneut auf die Twitterschule hinweise und auch die Wikiseite an die Redaktionen weitergebe. Je mehr Städte dann dort eingetragen sind, desto besser ist die Außenwirkung, die wir erzielen.
Flaschenpost: Wie viele Schulungen gibt es bis jetzt, wo sind sie und wie können Journalisten sich dafür anmelden?
Daniel: Bisher haben sich sechs Städte für die Aktion eingetragen, aber ich hoffe natürlich darauf, dass es noch mehr werden. Die Journalisten werden über die Wikiseite über die genauen Termine informiert und finden dort auch die Kontaktdaten der Ansprechpartner vor Ort.
Flaschenpost: Wie wird die Aktion organisiert, was muss ein Pirat tun, wenn er bei der Aktion mithelfen will?
Daniel: Da wir Piraten sind und oftmals lieber ohne übermäßige Vorplanung Aktionen starten, gibt es nur ein Pad, in das sich Interessierte eintragen können. Dort gibt es auch schon einige Hinweise zur Organisation der Veranstaltung. Ich selbst werde es im Auge behalten, um über die Termine informiert zu bleiben.
Prinzipiell hat jeder Stammtisch das Potenzial eine solche Veranstaltung durchzuführen und es lassen sich dabei auf einfache und positive Weise Kontakte zu den ortsansässigen Journalisten knüpfen. Daher noch mal mein Aufruf an alle Piraten: Organisiert eine Twitterschule in Eurem Heimatort!