In der kürzlich veröffentlichen Studie zur Internetabhängigkeit (PDF-Datei) ist die von der Politik verbreitete Zahl der 560.000 Internetsüchtigen überhaupt nicht zu finden. Dass viele Journalisten dies nicht einmal kritisch hinterfragen, spricht Bände über unsere Medienlandschaft. Man begnügt sich stattdessen damit, Gruselgeschichten über das Internet zu erzählen.
Von den insgesamt 15.023 befragten Personen gaben 54,1% an, das Internet auch für private Zwecke zu nutzen. Diese Nutzer wurden in 6 Klassen unterteilt, wobei die 1. Klasse (Durchschnittsalter 40+) alle Nutzer beinhaltet die am wenigsten online sind, und die 6. Klasse alle Nutzer, die das Internet sehr stark in alle Teilbereiche des Lebens integriert haben. Es ergibt sich für die Gesamtstichprobe der 14- bis 64-Jährigen eine geschätzte Prävalenz für wahrscheinliche Internetabhängigkeit von 1,0%. Die Prävalenz ist eine Kennzahl der Epidemiologie und sagt aus, wie viele Menschen einer bestimmten Gruppe an einer Krankheit erkrankt sind.
[..] wird in zukünftigen Studien zu klären sein, ob die gefundenen Auffälligkeiten tatsächlich im Sinne einer Störung zu verstehen sind, für die Hilfe benötigt wird.
Für die Intensivnutzer von 14 bis 24 Jahre (Klasse 6) existiert eine Prävalenzschätzung, die besagt das es 2,4% sind. .Die Behauptung mehr als 13% aller Männer und Frauen zwischen 14 und 24 in Deutschland seien stark gefährdet ist nicht korrekt. Diese Interpretation lassen die vorhandenen Daten der Studie überhaupt nicht zu. Die mangelnde Unterscheidung zwischen den verschiedenen Klassen innerhalb der Studie, ergeben völlig unsinnige Aussagen.
Insbesondere bei geringer Prävalenz und niedriger Spezifität können deutliche Überschätzungen erfolgen.
Die in der Studie gefundenen Prävalenzschätzungen liegen unterhalb der bisher zur Verfügung stehenden Daten von Hahn und Jerusalem (2001). Die gesamte Situation hat sich also sogar verbessert. Eine Studie des ifo-Instituts zeigt, dass das Internet den Nachwuchs nicht unbedingt in die Einsamkeit führt, sondern sogar den gegenteiligen Effekt hat.