Manchem raucht der Kopf: Wiki, Mumble, Piratenpad, Mailinglisten und vieles mehr will bedient werden um stets auf dem Laufenden zu sein. Dass nicht jedem der schnelle Einstieg leicht fällt, erkannte Alexander Reintzsch nach der Wahl zum Abgehordnetenhaus. Er erinnert sich an die Stimmung vor 6 Monaten: “Im Zuge der Berlinwahl sind zahlreiche Piraten der Partei beigetreten, innerhalb von wenigen Wochen waren es knapp eintausend in Nordrhein-Westfalen, und diese hatten nun auch den Wunsch sich so schnell es geht einzubringen”.
Reintzsch veranstaltete für die Neupiraten ein zweistündiges Seminar, in denen er die Piratenwerkzeuge zeigte und half sie zu bedienen. Allerdings war ihm auch klar, dass diese Art der Wissensvermittlung scheitern müsse, wenn kein Altpirat die Zeit hat alles zu zeigen. Von diesem Augenblick war es nur noch ein kleiner Schritt zur Erkentnis, dass ein Online-Tutorial erstellt werden muss. Befeuert wurde die Einsicht nicht zuletzt von der Tatsache, dass die Nachfrage nach Seminaren ständig größer wurde.
In seiner Erzählung klingt es wie eine Verkettung glücklicher Umstände, aus denen nur noch die richtigen Schlüsse gezogen werden mussten: “Leider war meine Zeit recht knapp und ich war mir im Klaren, dass bei einer solchen Veranstaltung leider nur ein Bruchteil würde hängen bleiben, denn wir Piraten benutzen wirklich eine ganze Menge an unterschiedlichen Werkzeugen und Kommunikationswegen. Nun hatte ich das Glück, dass an meinem Stammtisch ein Pirat für die Fernuniversität Hagen, die ihre Vorlesungen vor allem über Video verbreitet, in genau der Abteilung arbeitet, die eben das tut. Er war also direkt an der Quelle für die professionelle Ausrüstung und hatte, da er in diesem Bereich auch selbständig ist, viel Erfahrung bei der Produktion. Ich überlegte mir kurz, welche Werkzeuge ich vorstellen wollte und dann haben wir uns einen Samstagnachmittag Zeit genommen und haben die Videos aufgezeichnet.”
Dass die Aufnahmen an einem einzigen Tag entstanden fällt dem aufmerksamen Zuschauer alleine daran auf, dass Alexander Reintzsch stets das selbe Hemd trägt. Tatsächlich hatte er mehrere Hemden dabei, aber dieses eine war für solche Aufnahmen am ehsten geeignet. Der Fokus lag ohnehin mehr auf den Inhalten: “Da ich mit den Werkzeugen recht gut vertraut bin; ich bin ja auch selber Bürokrat und Administrator im Wiki, administriere mehrere Mailinglisten und nutze auch Mumble und das Piratenpad fast täglich, war es für mich also nicht so schwer hier auch etwas erzählen zu können”.
Und doch machte es bei einem Dreh einen großen Unterschied nur mit einem Tool vertraut zu sein oder dieses Wissen – ohne sich zu versprechen – auch vorstellen zu können. Es gab einige Situationen, in denen von vorn gestartet werden musste. Dazu war viel zu Schneiden. Der Aufwand schreckt offensichtlich nicht, denn auf weitere Details des Wiki und Liquid-Feedback würde er gerne eingehen. Diese Tools hält er für die komplexesten Werkzeuge, die Piraten nutzen.
Doch Zeit dafür wird erst in einigen Monaten sein. Dann soll auf jeden Fall auch das Piratenpad mit seiner Light-Version vorgestellt werden. Dass Zeit ein Problem ist, spricht Reintzsch offen an, wenn er über zukünftige Tutorials spricht: “Das kann auch durchaus jemand anderes machen. Zugriff zu professioneller Technik ist vorhanden, allein es fehlt die Zeit für die Umsetzung.”
Wie ernst das gemeint ist, macht er gleich im nächsten Satz klar: ” Wer sich berufen fühlt, hier noch etwas nachzuliefern und mal einen Trip ins Herz von NRW machen möchte, der kann mich gern kontaktieren, dann vermittle ich das.”
Die Anleitungen aus NRW liegen auf vimeo:
Es gibt auch Anleitungen anderer Piraten, beispielsweise eine Einführung in das Piratenwiki, die immerhin 8 Teile umfasst. Das Wiki kennt für Anleitungen sogar eine eigene Kategorie, unter der man eben Anleitungen findet. Spätesten wenn die Zeit der Infostände wieder anbricht, beginnt auch wieder das lustige “wir formen einen Piratensäbel aus Modellierballons”-Spiel. Auch dafür gibt es Anleitungen.
Wissen zu teilen ist schon sehr piratig – und jede Kopie macht uns stärker. Wer Inhalte besonders gut vermitteln kann, sollte das auch in Videos tun. Wer Alexander Reintzsch unterstützen will meldet sich per E-Mail bei ihm.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.