In den letzten Monaten gab es so manche Hiobsbotschaft für die FDP. Schon der Start in die Koalition verlief mehr als holprig. Die ersten Gesetze, offensichtlich im Gefühl der Dankbarkeit gegenüber den Parteispendern geschrieben, lösten in der wählenden Bevölkerung Unverständnis aus. Spätestens mit dem arroganten “es ist Deutschland hier” und der Neiddebatte zur “spätrömischen Dekadenz” entstand ein unüberbrückbarer Graben zwischen der FDP, die den “Markt” definierte und denen, die seine Schattenseite sehen. Die Umfrageergebnisse fielen folgerichtig und liegen im Bund derzeit bei 3%.
Um so lauter dürfte der Jubel im Thomas-Dehler-Haus ausgefallen sein, als bekannt wurde , dass die FDP den Darwin-Award 2012 gewonnen hat. Er wird, so Wikipedia, seit 1994 an Menschen verliehen, die sich versehentlich selbst töten oder unfruchtbar machen und dabei ein besonderes Maß an Dummheit zeigen. Doch inzwischen wird der Preis nicht mehr ausschliesslich posthum verliehen. Der Kreis der Preisträger wurde schon vor einiger Zeit auf Menschen ausgeweitet, die die Weitergabe der eigenen Gene durch eigene Dummheit verhinderten (wir erinnern uns an den Herrn mit dem Vorwerk-Staubsauger und der älteren Dame, die ihren einzigen Sohn ermordete). 2012 wird mit der FDP zum erstem mal eine Organisation Preisträger, die durch grundfalsches Verhalten ihre Chance auf Fortbestand und Nachwuchs nachhaltig zerstörte.
Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury, den Preis schon dieses Jahr der FDP zu verleihen, war nach internen Informationen die Ablehnung einer Schlecker-Auffanggesellschaft sowie die Ablehnung des Haushaltes in Nordrhein-Westfalen. Die Neuwahlen in Düsseldorf sind, so wird ein Teilnehmer des Entscheidungsgremium zitiert, “ein Selbstmord mit Ansage”. Weiter heisst es wörtlich:
Es verwundert, dass eine Partei, die so sehr die Kräfte des Marktes verteidigt, eben diesen Markt nicht verstanden zu haben scheint. Die produzierten Gesetze gehen an den Bedürfnissen der Wahlbevölkerung vorbei, während die Preise für Gesetze der FDP für die breite Masse unerschwinglich sind. Die mit offenen Augen herbeigeführten Neuwahlen sind das Ende dieser Partei. Bei Umfragen in NRW liegt die FDP bei 2%. Das entspricht der Zahl der Parteimitglieder plus der Summe der Hotelbesitzer (wegen eines FDP-Gesetzes das Hotelbesitzer steuerlich begünstigt), der Millionenerben (ein FDP-Gesetz das Erben großer Vermögen steuerlich entlastet) und der Rüstungsfabrikanten (durch die Vergabepraxis des FDP-geführen Entwicklungshilfeministerums das Gelder nur gegen Rüstungssaufträge an deutsche Unternehmen vergibt). Nachdem in Berlin der Einzug in das Parlament verpasst wurde löste dies eine Kettenreaktion aus, die sich im Saarland, Schleswig-Holstein und nun in Nordrhein-Westfalen forsetzen wird. Mit der Ablehnung des Haushaltes in Düsseldorf beschleunige die FDP ihr eigenes Ende – und setzt damit ein Zeichen für weitere Wahlen.
Mit dem Gutshaus Bodenwerder steht der Ort der Preisverleihung bereits lange im Voraus fest. Unsicher ist noch das Datum und wer den Preis entgegen nehmen soll. Dass die als “Boygroup” bezeichnete Führungsriege bis zur Preisverleihung noch Parteiämter innehaben wird, gilt als unwahrscheinlich. Die alten Granten, die vor Jahrzehnten noch für eine andere FDP standen, sind sicher unschuldig am Niedergang und kommen deswegen für die Preisübergabe nicht in Betracht. So könnte es durchaus passieren, dass der Preis doch posthum, aber zumindest in Abwesenheit des Preisträgers, verliehen werden muss..
Wir, das Team der Flaschenpost, gratulieren dem Preisträger und werden den weiteren Weg der FDP mit Interesse verfolgen.
Redaktionsmitglied Michael Renner
Meine Karriere als Redakteur bei der Piratenpartei startete 2009 beim Bundesnewsletter, aus dem 2010 die Flaschenpost hervorging. Im Sommer 2012 wurde ich stellvertretender Chefredakteur, Anfang 2014 Chefredakteur. Da die unzähligen Aufgaben an der Spitze der Flaschenpost einen Vollzeitjob in der Freizeit mit sich bringen, machte ich nach zwei guten, aber auch stressigen Jahren zwei Schritte zurück und gab die Redaktionsleitung ab. Die gewonnene Freizeit wird in die Familie und mein zweites großes Hobby, den Amateurfunk, investiert.