von Laura Dornheim (@schwarzblond) und Miriam Seyffarth (@_noujoum)
Die Befürworter∗innen eines generischen Maskulinums vertreten die Position, dass es ausreichen würde, eine Gruppe von Menschen ganz einfach als “Piraten” anzusprechen. Wahlweise argumentieren sie damit, dass der Sammelbegriff “Piraten” überhaupt kein Geschlecht besitzen würde, oder dass mit diesem Sammelbegriff alle Menschen in dieser Gruppe gleichermaßen mitgemeint und angesprochen wären. Andere Sprachregelungen wie z.B. “Piratinnen und Piraten”, “PiratInnen”, “Pirat/innen” oder “Pirat∗innen” würden den Lesefluss stören und den Text verschandeln.
Letzteres Argument wird besonders häufig vorgebracht; dabei ist es besonders einfach zu widerlegen. In einem Experiment wurden einer Gruppe Leser∗innen, die zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern bestand, Texte mit generischem Maskulinum, Beidnennung sowie mit Binnen-I vorgelegt. Als das Textverständnis objektiv geprüft wurde, schnitten beide Gruppen in etwa gleich gut ab – ohne signifikante Unterschiede bei den Textformen. Studien bei Student∗innen der Psychologie, wo geschlechtergerechte Sprache seit Jahren Standard ist, zeigen, dass den Leser∗innen vermeintliche “Sprachverschandelungen” wie Binnen-I, Gender-Gap oder eben “∗” nicht einmal mehr auffällt.
Anatol Stefanowitsch fasst seinen ausführlichen Blogpost zusammen: “Geschlechtergerechte Sprache hat keinen negativen Einfluss auf die Verständlichkeit und Lesbarkeit von Texten.”
Versuche haben aber auch bewiesen, dass Zuhörer∗innen bei der Verwendung eines generischen Maskulinums je nach dem verwendeten Begriff keineswegs an alle möglichen Geschlechter denken [1]. Zum Selbstversuch: Lest den folgenden Satz: “An der mehrstündigen Operation waren 5 Ärzte beteiligt”. Na, an wieviele Ärztinnen habt Ihr gedacht? Je nach verwendetem Begriff assoziiert man mit einem generischen Maskulinum also doch eher Männer. Das bedeutet, dass sich etliche Pirat∗innen von der momentanen Sprachregelung mit dem generischen Maskulinum in unserer Satzung nicht gemeint oder angesprochen fühlen. Nun ist es so, dass die Piratenpartei in der Öffentlichkeit ohnehin schon als “Männerpartei” wahrgenommen wird. Ein Grund mehr, die weiblichen Mitglieder in unserer Sprache sichtbarer zu machen, damit sie nicht ständig in der Berichterstattung übergangen werden und potentielle Wählerinnen oder Neupiratinnen sich eher angesprochen und willkommen fühlen.
Wenn generisches Maskulinum tatsächlich alle anspricht, wie manche meinen, und wir uns aber einig sind, dass wir die Frauen etwas expliziter ansprechen wollen, dann können wir ja auch einfach durchgehend das generische Femininum benutzen (“Die Mitglieder werden im Folgenden geschlechtsneutral Piratinnen genannt“) oder einfach im Satzungstext abwechselnd Piratinnen oder Piraten sagen, damit klar wird, dass alle gemeint sind.
Da aber davon auszugehen ist, dass einige männliche Piraten sich nicht unbedingt vom generischen Femininum angesprochen fühlen, und komplett neutrale Formulierungen wie “das Mitglied” sehr unpersönlich sind und damit die Vielfältigkeit unserer Mitglieder versteckt, plädieren wir an dieser Stelle dafür, alle Piraten, Piratinnen und Eichhörnchen auch in der Satzung unserer Partei sichtbar zu machen, wie es die Initiativen An allen entsprechenden Stellen “Piraten und Piratinnen” einfügen und Orthographisch etablierte Beidnennung: Pirat/innen zur Änderung der Satzung vorschlagen.