
Am Wochenende vom 8. bis 9. September fand in Bielefeld die erste FlauschCon mit dem passenden Namen „FlauschCon One“ statt. Ziel dieser Veranstaltung war die Diskussion und Weiterentwicklung der innerparteilichen Diskussionskultur (vlg. hierzu auch die offizielle Homepage der FlauschCon). Leider war der Veranstaltung deutlich anzusehen, dass sie die erste ihrer Art war. Viele Besucher sind nicht erschienen; auch solche, die sich explizit angemeldet haben um ein Seminar und einen Workshop zu halten. Dies machte sich im Programm bemerkbar, da es deutliche Lücken hinterlassen hat die nur ungenügend gefüllt werden konnten. Andere Programmpunkte wurden so aggressiv beworben, dass nach der dritten Wiederholung deutliche Unmutsäußerungen zu hören waren.
Sehr gut war die Podiumsdiskussion zwischen Johannes Ponader und Marina Weisband. In dieser Diskussion wurde unter anderem dargelegt, wie anstrengend es ist, innerhalb eines Shitstorms zu stehen und dabei noch die sachliche Kritik herausfiltern zu wollen. Marina beschrieb den Begriff des Flausches der nicht als „Hippikacke“ wahrgenommen werden sollte sondern als Beschreibung unserer Kommunikationskultur innerhalb der Piratenpartei wie wir sie uns wünschen. Von Johannes Ponader wurde auch darauf hingewiesen, dass es nicht hilft jemanden im Shitstorm ein „#flausch“ zu zutwittern. Denn wenn jemand auf der Straße zusammengeschlagen wird, hilft es dieser Person auch nicht, ihr zu zurufen, dass sie stark sein soll und schon alles gut wird. Hier müssen die Menschen sich zwischen die Angreifenden und der angegriffenen Person stellen und erstmal die Angriffe stoppen.
Zum Abschluss kann man den Organisator*innen für ihr Engagement und trotz der Ausfälle einen guten Start der Veranstaltung danken auf der man viele Menschen treffen kann, die sich mit der innerparteilichen Kommunikationskultur beschäftigen wollen. Wobei die Zeit in ihrem Artikel zur FlauschCon einen guten Punkt aufgegriffen hat. Denn es ist nicht so wichtig, was wir auf der Veranstaltung besprochen wird, sondern dass wir es auch nach außen tragen.
Im Folgenden ein Artikel als Gastbeitrag von @BaeniP:
Letztes Wochenende fand in Bielefeld die FlauschCon statt. Unter dem Motto „Das Barcamp für Piratenkultur“ waren vielfältige Vorträge angesetzt. Über PR, Ehrenamt, Umdeutung des Bällebads bis zum Geschichtenerzähler streckten sich die angebotenen Diskussionen und Workshops.
Der Flausch erhielt die Bedeutung des guten Umgangs untereinander. Flauschen sollte heißen, gut zusammen zu arbeiten, konstruktiv zu kritisieren und einander zu unterstützen. Das lässt sich in vielen Situationen einsetzen, beim Shitstorm, bei unterschiedlichen Standpunkten sowie bei der gegenseitigen Motivation.
Ehrenamt und Motivation von Kattascha
Kattascha hielt einen Vortrag über ihre Erfahrungen beim jahrelangen Ausüben von Ehrenämtern. Viele Sachen sind im Grunde jedem klar, wie z. B. dass man sich für geleistete Arbeit bedanken kann, um Motivation zu erhalten, oder dass man keinen Druck ausüben sollte, weil sonst der Spaß vergeht. Nicht desto trotz sollte dies auch gesagt werden und ins Bewusstsein rücken!
Einige Anregungen waren nicht nur einleuchtend, sondern auch neu für mich. Zum Beispiel das Holz-Grundsatzprogramm für Interessenten am Stammtisch. Natürlich geht man davon aus, dass dieses Grundsatzprogramm bekannt ist, und im Internet ist es auch sehr einfach zu finden. Nur direkt ausgeteilt ist jedem Neuling hoffentlich klar, auf was er sich mit den Piraten einlässt und wohin die Reise geht, bevor er sich an Bord wagt.
Außerdem wären monatliche Schulungen zu Piraten-Tools sehr interessant für Neumitglieder, um sie einzuladen, sich mit den Möglichkeiten zu befassen, so dass die Parteiarbeit reibungslos verläuft, ohne Ärger über Zugangsprobleme.
Natürlich ist bei einem Punkt auch ganz sanft das Gender-Thema durchgedrungen – beim Vorschlag des Familienstammtisches. Zwar wünschen wir uns alle, dass sowohl Mann als auch Frau sich gleichermaßen um den Nachwuchs kümmert. Jedoch bedeutet das, dass zumindest einer der beiden (häufiger die Frau) zu üblichen Stammtisch-Zeiten zu Hause ist und Kinder ins Bett bringt. Daher wäre ein Familienstammtisch eine gute Option, vielleicht auf einem Spielplatz oder an einem anderem familientauglichen Ort?
Mehr Gedanken gibt es im Blog Eintrag Ehrenamt und Motivation auf Kattaschas Homepage.
PR und Kommunikation für Piraten von Radbert Grimming
Radbert Grimmig erzählte von seiner Tätigkeit im AK für Pressearbeit in Nordrhein-Westfalen. Dort versucht man, die AKs die für den Inhalt zuständig sind, zu motivieren Kampagnen für ihre Themen zu fahren. Das wichtigste PR Instrument ist die Pressemitteilung, wenn sie denn gut und sachgerecht aufgebaut ist. Leider hält ein Großteil der Bevölkerung unser Programm an sich nicht für besonders erwähnenswert, daher sind reine Programm-Pressemitteilungen nicht möglich. Es wird immer ein Aufhänger gebraucht, durch den ein spezielles Programm-Thema gerade aktuell ist.
Da diese Aufhänger nicht immer einfach so da sind, kann man auch Aufhänger generieren. Dies geschieht im Zuge einer PR Aktion. Als Beispiel wurde die Aktion gegen Nacktscanner am Flughafen in Berlin genannt, bei der sich Piraten ausgezogen haben. Solche Publicity-Stunts sollten im Rahmen einer Kampagne auf wichtige Punkte des Piratenprogramms aufmerksam machen.
Wichtig ist jedoch natürlich die Planung. Dazu gehören die einzelnen Punkte Themenplanung, Zeitplanung, Aktionsplanung, Finanzplanung, Umsetzung und Evaluation. Ein Agendasetting-Konzept, an das solch eine Kampagne angelehnt werden kann, haben die Nordrhein-Westfalener auch schon erarbeitet.
Das Fazit
Für eine erfolgreiche PR Kampagne ist es nötig, dass sie zu einem Thema mit möglichst eindeutigem Basis-Konsens erfolgt. Gibt es sehr umstrittene Themen, dann sollte nicht eine Position als Lösung angepriesen werden, sondern die politische Diskussion und das Gespräch darüber gefördert werden. Schließlich sind Piraten nicht dazu da, den einfachen Kuschel-Weg zu gehen, sondern stehen für den Mut zu neuen Ideen und Perspektiven.
Und genau diesen Mut und die neuen Ideen sollen die Piraten in der Öffentlichkeit sichtbar machen, und nicht interne Streits und Uneinigkeit. Genau deshalb ist es wichtig, miteinander zu reden, einander zu kritisieren, zu loben und zu arbeiten. Piratig eben. Und sehr flauschig.
Aufzeichnungen von der FlauschCon gibt es hoffentlich bald unter http://piratorama.de/video-archiv/